1732 - Zombie-Theater
Vogelmädchen schüttelte seinen Kopf. »Gibst du immer so leicht auf?«
Kim richtete sich auf. »Nur wenn ich keine Chance sehe. Ich bin durch einige Höllen gegangen. Ich weiß, was es bedeutet, auf der Flucht zu sein. Bisher hat mich meine Mutter noch beschützen können, aber das ist jetzt vorbei. Ich bin allein.«
»Nein, Kim, bist du nicht. Du hast neue Freunde hinzugewonnen, und das sollte dir Mut geben.«
»Aber ihr seid normale Menschen, das musst du begreifen. Ihr seid keine Personen, die…«
»Ach, lass es. Wir machen weiter, verlass dich drauf.« Carlotta hatte ihrer Stimme einen festen Klang gegeben. »Jetzt werden wir erst mal dafür sorgen, dass wir von hier wegkommen und das Haus finden.«
»Das wissen auch unsere Feinde.«
»Vergiss es. Aber du kannst auch hier bleiben, wenn du willst.«
»Nein.«
»Eben.« Carlotta richtete sich auf, sah nichts Gefährliches und nickte ihrem Schützling zu. »Zur Not können wir noch in die Luft steigen, da sind wir der anderen Seite überlegen.«
»Nein, das glaube ich nicht.«
»Dann weiß ich nicht, womit ich dich noch aufheitern kann.«
»Mit gar nichts mehr, denn ich bin jemand, der sich längst mit seinem Tod abgefunden hat…«
***
Es war für uns alle eine Überraschung gewesen, dass Carlotta plötzlich eingegriffen hatte. Sie war wie aus dem Nichts gekommen und hatte zugeschlagen. Durch ihren Angriff war es ihr sogar gelungen, die Dämonen zu überraschen, doch jetzt waren beide verschwunden, und wir wussten nicht wohin.
Maxine Wells war aus dem Haus gelaufen. Sie stand nicht mehr im Garten, sondern auf dem Friedhof, blickte sich um und konnte nur die Schultern heben.
Das taten auch wir, denn es hatte sich etwas radikal verändert. Nicht nur, dass Kim von dem Vogelmädchen geholt worden war, jetzt standen wir auf einem leeren Gelände und sahen nur noch die Grabsteine.
Die fünf Gestalten hatten sich in Luft aufgelöst oder waren blitzschnell verschwunden. Unsere Sorgen waren deshalb nicht geringer geworden.
Als ich mich nach links wandte, fiel mein Blick auf Maxine Wells. Ich sah ihr sorgenvolles Gesicht, und sie sagte mit sehr trauriger Stimme: »Jetzt haben sie kaum eine Chance mehr, fürchte ich.«
»Abwarten.«
»Das ist lieb von dir, John, aber es tut mir leid, ich sehe da kaum noch einen Ausweg.«
Das war verständlich. Auch ich war in diesem Moment nicht besonders optimistisch, da ich keine Ahnung hatte, wo sich Carlotta und Kim aufhielten.
Suko meldete sich. »Gehen wir mal davon aus, dass Carlotta es geschafft hat, Kim an einen Punkt zu bringen, wo sie möglicherweise in Sicherheit sind.«
»Möglichweise.«
»Ja, Max.«
Wir standen wirklich da wie bestellt und nicht abgeholt. Ich ließ meinen Blick über den Friedhof schweifen, sah die Grabsteine, auch die kleinen verkrüppelten Bäume dahinter. Es war wieder wie eine Bühne, mit der plötzlich etwas geschah. Sie zog sich zusammen, sie verkleinerte sich, und ich spürte, dass auch mit mir etwas passierte.
Ich hatte den Eindruck, als zerrten unsichtbare Hände an mir, und auch Maxine und Suko erging es nicht anders. Die Tierärztin hielt sich sogar an Suko fest – und dann erlebten wir ein anderes Bild, aber eines, das wir kannten.
Wir standen im Nebel, der nicht so dicht war, dass wir nicht erkannt hätten, wo wir uns befanden.
Nicht mehr auf dem Friedhof, sondern in dem Garten, der zum Haus der Tierärztin gehörte…
***
Maxine Wells schüttelte den Kopf. »Was soll das denn jetzt wieder?«, fragte sie. »Ist der Spuk vorbei?« Sie gab sich selbst eine Antwort. »Nein, bestimmt nicht.«
Da mussten wir ihr leider zustimmen. Wir taten es schweigend.
Wie sah die Lage aus?
Nach einer Niederlage! Daran gab es nichts zu rütteln. Wir hatten Kim nicht beschützen können. Unsere Feinde waren mit allen Wassern gewaschen. Der sogenannte Vater wollte seinen Sprössling der Hölle übergeben, und er hatte sich Unterstützung geholt. Sie würden Kim und jetzt auch Carlotta jagen wie Jagdhunde den Fuchs.
Ich wusste auch nicht, was wir noch unternehmen sollten. Dafür starrten wir in den Nebel, als könnte er uns eine Lösung bieten, aber das war leider auch nicht der Fall.
»Ich habe eine Idee«, sagte Maxine plötzlich und wartete, bis wir sie anschauten. »Carlotta hat ihr Handy bei sich. Ich werde versuchen, sie anzurufen.«
Mein Gesicht zeigte einen skeptischen Ausdruck. »Glaubst du, dass du Verbindung bekommst, wenn sie sich in einer anderen Dimension
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