1734 - Hexenhand
Ich habe mich auf den Richtigen verlassen. Er hat mich hergeführt, denn er wusste alles.«
»Gut«, sagte ich und hatte meiner Stimme wieder einen normalen Klang gegeben. »Der Teufel hat dich nicht belogen. Ich war mal Hector de Valois. Ja, er hat das Kreuz vor mir besessen, und er war ein guter Mann.«
Sie lachte schrill.
Ich wartete, bis sie fertig war. »Ja, Hector de Valois stand im Dienst des Guten. Ich habe seine Nachfolge übernommen. Ich fühle mich ihm verpflichtet. Ich bin derjenige, der sein Erbe weiter trägt, denn von ihm habe ich praktisch das Kreuz übernommen. Seine Feinde sind auch die Meinigen, denn es hat sich nichts in den letzten Jahrhunderten verändert. Es gibt nach wie vor die beiden verschiedenen Seiten, und es wird sie immer geben, bis zum Ende aller Zeiten.«
»Ja, das weiß ich. Es kommt nur darauf an, auf welcher Seite man steht.«
»Das ist wohl wahr.« Ich fixierte sie mit einem scharfen Blick, der meine nächsten Worte schon ankündigte. »Du hast dich damals auf ihn verlassen. Er wollte dir zu Hilfe kommen. Er hat es nicht getan, aus welchen Gründen auch immer. Aber jetzt erleben wir eine Wiederholung. Jetzt bin ich da, und du kannst in mir einen Hector de Valois sehen, deinen Retter, Sandrine.«
Nach diesen Worten hatte sie etwas zu verdauen. Ihr Gesicht bewegte sich. Sie fing an zu schlucken, und durch die Nase schnaufte sie ihren Atem.
»Meinen Retter?«, höhnte sie.
»Ja, einen, der dich befreit. Der deine Seele rettet, um es mal pathetisch zu sagen. Der dich vom Teufel wegholt. Du hast jetzt die Chance, ihm zu entsagen.«
Sandrine hatte jedes Wort verstanden. Nur war sie damit nicht einverstanden. Sie warf ihren Kopf zurück und fing an zu lachen. Es war ein scharfes Gelächter, das sie gegen die Decke schickte und dann abrupt abbrach.
»Was hast du mir da vorgeschlagen? Ich soll demjenigen entsagen, der mich gerettet hat? Der mir ein neues Leben gab, das schon Jahrhunderte andauert? Nein, ich bin ihm dankbar. Ich muss ihm einfach dankbar sein, aber das verstehst du wohl nicht.«
»Doch, ich kann das nachvollziehen, aber ich bleibe dabei. Das Kreuz hat dich damals nicht retten können, doch jetzt besteht die Chance. Ich weiß nicht, ob du zurück in ein normales Leben findest, aber du bist vom Bösen befreit.«
»Es ist für mich das Gute. Ich stecke voll von seiner Kraft. Er hat mir den richtigen Weg gezeigt. Ich gehe ihn weiter. Er hat mir die Angst genommen, unter der ich früher gelitten habe. Das ist nun vorbei, das brauche ich nicht mehr, denn jetzt bin ich es, der die Angst verbreitet.«
Ihre Hände waren noch gefesselt. Dennoch konnte sie die Arme und damit auch die Hände bewegen, was sie auch blitzschnell tat, denn sie drehte sich so, dass wir auf die Handflächen schauen konnten und sahen, wie aus dem Nichts der Feuerball auf der linken Fläche erschien.
Es war genau das, was sie gewollt hatte. Die Augen glänzten, als sie mit höhnisch klingender Stimme halblaut in die Runde fragte: »Wer will zuerst brennen...?«
***
Eine ziemlich höhnische Frage. Das wollte wohl keiner von uns. Nein, nur nicht brennen. Nur nicht im Höllenfeuer verglühen. Ich machte mir da keine großen Sorgen, denn ich fühlte mich durch mein Kreuz geschützt.
Aber es sah bei Suko und Glenda leider anders aus. Sie hatten dem Höllenfeuer keine Waffe entgegenzusetzen. Nach wie vor hielt ich mein Kreuz in der Hand, spürte auch dessen Wärme und dachte darüber nach, es einzusetzen. Dabei fragte ich mich, was passieren würde, wenn ich es direkt auf Sandrine warf.
Es gab auch noch eine zweite Möglichkeit. Seine gesamten Kräfte würden sich gegen sie richten, wenn ich es durch die Formel aktivierte. Die aber musste erst ausgesprochen werden, was zwar sehr schnell ging, aber trotzdem Zeit in Anspruch nahm, die Sandrine nutzen konnte. Ich wollte auf keinen Fall, dass die Flammen hier Unheil anrichteten, und wir schauten zu, was weiterhin mit ihr passierte.
Das Feuer auf der Hand breitete sich aus. Es floss den Arm hoch und sprang dann auf den anderen über, wobei es weiterhin in Höhe der Hand blieb, sodass es jetzt beide umfasste.
Das war auch Sinn der Sache, weil seine Macht dafür sorgte, dass die Hexe befreit wurde. Denn der Kunststoff der leichten Handschellen schmolz zusammen. Dabei tropfte eine weiche Masse zu Boden.
»John, sie befreit sich«, warnte Suko.
»Das sehe ich.«
»Willst du was unternehmen?«
»Schießt doch!«, flüsterte Glenda.
Die Idee war nicht
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