1734 - Hexenhand
kicherte sie. »Hör auf damit. Was ist schon das Kreuz? Ich kenne es. Ich habe es bei de Valois gesehen. Er hat es mir gezeigt und mir versprochen, dass ich mich nicht nur auf ihn verlassen könne, sondern auch auf das Kreuz. Es hat nichts gebracht und wird auch heute nicht viel bringen. Du hast zwar das Feuer löschen können, zu einem wahren Sieg aber hat es nicht gereicht. Also vergiss es. Du wirst keine Gelegenheit haben, es hier einzusetzen.«
Ich überlegte. Bluffte sie? Bluffte sie nicht? Ich steckte in einer Zwickmühle. Bisher hatte mir das Kreuz nicht besonders geholfen, das musste ich zugeben. Sandrine zog sich nicht zurück. Sie musste tatsächlich damit Erfahrungen gemacht haben, als sie noch auf der anderen Seite gestanden hatte.
Das war jetzt vorbei, trotzdem verspürte sie vor meinem Talisman keine Furcht. Ich fragte mich natürlich, wie sie sich verhalten würde, wenn sie einen direkten Kontakt bekam. Ich hatte zwar ihr Feuer löschen können, aber sie selbst noch nicht mit ihm angegriffen. Das musste ich ändern.
Sie fixierte mich. Dabei lächelte sie mich spöttisch und überheblich an, bevor sie sagte: »Es ist an der Zeit, dass wir zu einem Ende kommen. Lange genug habe ich darauf gewartet. Nun ist meine Chance gekommen. Mein ist die Rache. So heißt es doch, und die ziehe ich durch.«
Ich gab noch keine Antwort, sondern schaute zu Glenda und Suko hin, die innerhalb der Flammen wie zwei Puppen saßen. Sie schrien nicht, sie schienen kaum zu atmen, aber sie lebten und bekamen alles mit. Nur traute sich keiner von ihnen, sich zu bewegen. Ein Fluchtversuch hätte den Tod bedeuten können.
Es lag alles an mir, das wusste ich, denn ich musste diesen Kampf gewinnen. Die Fehler, die ich bisher gemacht hatte, wollte ich vergessen. Ich konnte es nicht mehr ändern und wartete darauf, dass Sandrine das Finale einläutete.
»Steh auf!«, befahl sie.
»Und dann?«
»Steh einfach auf!«
Ich kam der Aufforderung nach, nahm aber mein Kreuz ebenfalls hoch, was ihr nicht gefiel.
»Lass es liegen!«
»Warum? Ich habe gedacht, du hättest keine Angst davor.« Ich zuckte mit den Schultern. »Aber bitte, wenn du es unbedingt willst, ich gebe es ab.«
Das Kreuz fiel auf den Schreibtisch, und die Kette hing noch ein wenig über die Kante hinweg.
»Gut so. Und jetzt komm her!«
Ich sah sie an, und mein Blick schien ihr wohl nicht gefallen zu haben.
»Du sollst zu mir kommen!«, fauchte sie.
Ich trieb es auf die Spitze. »Warum?«
»Weil ich es so will.«
Die Stimme hatte sich bei der Antwort noch weiter verschärft. Ich wollte es nicht zum Äußersten kommen lassen und sagte: »Ja, okay. Ich komme.«
Noch stand ich hinter dem Schreibtisch. Sandrine hielt sich zwischen Glenda und Suko auf. Es war keine große Distanz zwischen uns. Mit einem kräftigen Sprung hätte ich sie überbrücken können, aber das ließ ich bleiben. In meinem Kopf versuchte ich, mir einen Plan zurechtzulegen, denn ich hatte nicht vor, zu verlieren.
Auf dem Weg zu ihr blieb mir Zeit genug, mal Glenda und mal Suko anzuschauen.
Beide erlebten alles mit. Nur trauten sie sich nicht, einzugreifen. Jede falsche Bewegung hätte die Magie des Feuers auslösen können, und das wollten wir alle nicht.
Ich schob mich an der Seite des Schreibtisches vorbei und fragte sie erneut: »Was hast du mit mir vor?«
»Das wirst du erleben. Ich will gewinnen, nicht mehr und nicht weniger. Dieser Kampf kann nur einen Gewinner haben. Was du mir in der Vergangenheit angetan hast, sollst du jetzt am eigenen Leib verspüren. Für den Teufel ist die Zeit nicht wichtig. Er gelangt immer an sein Ziel.«
Ich wollte sie verunsichern und sagte: »Oh, da kenne ich eigentlich genug Ausnahmen.«
»Aber jetzt nicht mehr, John Sinclair. Oder soll ich sagen Hector de Valois?«
Sie war in ihrer eigenen Welt gefangen. Sie konnte nicht vergessen. Wahrscheinlich war sie damals zu sehr enttäuscht worden, aber dafür konnte ich mir nichts kaufen.
»Es ist mir egal, wie du mich ansprichst. Mich interessiert nur, was du vorhast.«
»Du wirst es sehen und auch spüren. Das kann ich dir versprechen.«
Ich nahm es ihr sogar ab. Sie würde es mich durch das Feuer spüren lassen. Sie würde mich damit einhüllen, mich zuerst verbrennen und sich dann Glenda und Suko vornehmen.
Ohne das Kreuz war es mir nicht möglich, dieses Feuer zu löschen, das wusste sie. Eine bessere Chance konnte sie nie mehr bekommen. Ihre Rache würde perfekt werden.
Die Hälfte der Strecke
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