1735 - Handelszentrum Eastside
ihnen eine Vertrautheit, wie sie es früher nie gekannt hatten. So, als seien sie alle Geschwister.
Mit flinken Fingern bewegte Nyman die kleine Hantel hin und her, änderte dabei beständig ihre Gestalt. Mal sah sie aus wie ein Instrument für siganesisches Gewichtstraining, mal wie ein Transportbehälter, und ab und zu wirkte sie je nach Anordnung ihrer Segmente kurz und gedrungen wie ein Modell des legendären Raumschiffs SOL.
Das Öffnen der Tür nahm der ehemalige Kommandant der BASIS kaum wahr. Er arbeitete mit der Hantel, und erst, als sich eine Hand auf seine Schulter legte, hielt er inne und sah auf.
„Hallo, Clive", lächelte er. „Ist es soweit?"
„Sie sagen, daß alle Vorbereitungen abgeschlossen sind. Die Galactic Guardians halten sich bereit." Hannigan nahm die Hand von Nymans Schulter. „Allerdings sollten wir uns auf eine Überraschung gefaßt machen.
Die Arkoniden mit den Engeln vorn und hinten stellen lediglich die Ausrüstung zur Verfügung. Der eigentliche Plan wird von einem Hamamesch ausgearbeitet. Sein Name lautet Jorror."
„Nie gehört. Befindet er sich in VORACHEM?"
„Kein Mensch weiß es. Es ist nicht einmal sicher, ob er zu Stivvaks Karawane zählt. Vielleicht kommt er aus einem der anderen Basare oder hält sich dort auf."
Harold Nyman erhob sich und musterte den Gefährten mit verklärtem Blick.
„Dann hat die Saure-Gurken-Zeit bald ein Ende, Clive. Die ewige Warterei zehrt an meinen Nerven. Nicht einmal auf Terra war es so langweilig wie hier."
„Möchtest du zurückkehren? Du weißt, wir halten zu dir."
„Nein, ich möchte nicht zurück. Aber wenn mich der Zufall dorthin führt, warum nicht? Zu gern würde ich das Gesicht der Ersten Terranerin sehen, wenn sie mir über den Weg läuft."
„Wir werden bald Gelegenheit haben, die Erde zu besuchen. Der Plan sieht es vor."
„Du weißt davon?"
„Zufällig geriet ich in die Nähe einiger Galactic Guardians, als sie sich über Ziele und Pläne unterhielten. Terra spielt dabei eine Rolle. Die Verantwortlichen der Erde sträuben sich noch immer gegen die Errichtung eines Basars. Wenn du mich fragst - ich halte das für eine reine Schikane.
Wenn wir etwas dagegen unternehmen sollen, bin ich dabei."
„Wo steckt Esker?"
„Bei Stivvak. Er informiert sich über die Erfolge in bezug auf die Blues."
„Da gibt es nichts zu informieren. Mit den Blues stimmt etwas nicht. Sie besitzen kein Gespür für den Wert der Waren. Es muß an ihrem genetischen Programm liegen. Reine Apathie kann es nicht sein, und die Kosmische Hanse kann sie auch nicht aufgewiegelt haben. Adams traue ich viel zu, aber nicht, innerhalb kürzester Zeit die ganze Eastside einzuwickeln." Er stützte sich auf die Lehne des Sessels und musterte die Hantel in seiner freien Hand. „Da steckt mehr dahinter. Stivvak tut gut daran, sich mit der Lage abzufinden. Schnell genug hat er ja reagiert, damit VORACHEM doch auf seine Kosten kommt. Clive, ich habe Hunger.
Laß uns etwas essen."
Sie verließen den Wohnraum und machten sich auf den Weg unter die oberste Wölbung des eiförmigen Basar-Segments. Dort befand sich ein kleines Restaurant, von den Hamamesch in Zusammenarbeit mit den BASIS-Veteranen eingerichtet. Der Koch der PERIHEL arbeitete hier mit zwei Gehilfen rund um die Uhr, um die Gaumen und Mägen der ihm Anvertrauten zufriedenzustellen. Durch mehrere Panoramafenster sahen sie die Wölbungen der übrigen Segmente und dahinter den gelben Ball Chorats.
Flankiert von einem Pulk Hamamesch-Schiffe hing die PERIHEL über dem Basar. Die beleuchteten, offenen Schleusen wirkten wie helle Flecken auf der dunklen Außenhaut. Zubringerboote tauchten überall hinter dem Horizont VORACHEMS auf und steuerten das kleine Schiff an. Der Vergleich mit Motten, die sich auf ihr bereits stellenweise ausgehöhltes Opfer stürzten, war nicht einmal weit hergeholt.
„Sie bringen Ladung an Bord, von der wir noch nichts wissen", stellte Harold Nyman nachdenklich fest. „Ich werde prüfen, worum es sich handelt."
„Versorgungsgüter. Ausrüstung für unseren Auftrag. Wer weiß, wo der Flug uns überall hinführt. Es ist nicht gesagt, daß wir unmittelbar nach Terra fliegen."
Sie bestellten sich bei Cedres und seinen Helfern eine Vorspeise, einen Hauptgang und zum Nachtisch einen starken Kaffee. Das Nichtstun machte müde, und im Anschluß an die Mahlzeit blieben sie zwei Stunden sitzen, redeten über ihre Erlebnisse in Magellan und über die Kaufwut der dortigen
Weitere Kostenlose Bücher