1735 - Haus der Verfluchten
Sie fand keine Worte mehr, aber sie wusste auch, dass sie sich nicht verhört hatte.
Er wollte töten. Er wollte nicht einfach nur töten, sondern hatte ein Ziel.
Das war sie!
Die eigene Frau, mit der er über zwanzig Jahre verheiratet war. Die wollte er so einfach auslöschen. Das konnte nicht wahr sein, sie musste sich verhört haben.
»Was willst du, Gary?«
»Ich bin verflucht.«
»Das hast du schon gesagt. Aber...«
»Ich kann nicht anders.«
Der Satz war erschreckend klar über seine Lippen gekommen, und er machte Fiona Angst. Allmählich begriff sie, dass sie hier keinen Traum erlebte, sondern brutale Wirklichkeit. Ihrem Mann musste etwas Grauenhaftes passiert sein, das für eine völlige Veränderung bei ihm gesorgt hatte. Begreifen konnte sie es nicht, aber darauf kam es auch nicht an. Vieles im Leben war unbegreiflich und musste akzeptiert werden.
Sie schluckte, ihr fehlten weiterhin die Worte, und sie schaute ihrem Mann ins Gesicht.
»Ja, es geht nicht anders«, erklärte er schwerfällig. »Das ist einfach so.«
»Und mich willst du umbringen?«
»Du bist die Erste.«
Fiona konnte es nicht glauben. Sie konzentrierte sich auf sein Gesicht und suchte nach einer bestimmten Veränderung. Abgesehen von der Hautfarbe sah es eigentlich aus wie immer, wäre da nicht der ungewöhnliche Glanz in den Augen gewesen, den sie bei ihm noch nie zuvor gesehen hatte. Das war kein normaler und menschlicher Blick mehr. Er war völlig anders, und sie war nicht fähig, dafür eine Erklärung zu finden.
Fiona wusste nicht, was sie dagegen tun konnte. Sie glaubte auch nicht, dass sich ihr Mann überzeugen ließ. Jemand hatte ihn manipuliert, und das war einfach nur schlimm.
Gary zitterte nicht mehr. Er hatte sich wieder gefangen. Er zog seine Schultern hoch, ballte dann die Hände zu Fäusten, die er gegen die beiden wulstigen Armlehnen stemmte und so hochkam.
Langsam nur. Im Zeitlupentempo, und er ließ seinen Blick nicht von Fiona. Ihr machte das Angst. Sie fing an zu zittern, denn sie dachte daran, dass dies so etwas wie ein Mörderblick war.
Sie fand ihre Sprache wieder. »Das – das – willst du doch nicht wirklich tun?«
»Doch, ich muss!«
Jetzt verlor sie die Nerven. »Wer hat das gesagt?«, schrie sie. »Wer hat dir das gesagt?«
»Du weißt es!«
Ja, das wusste sie. Damit konnte sie nur nichts anfangen. Die Angst war wie ein in ihr steckendes Tier, das damit begann, sie aufzufressen. Fiona konnte nichts dagegen tun. Ihr Mann kam ihr wie ein Monster vor, das auf sie zuging.
Flucht!
Es gab keine andere Möglichkeit mehr. Sie musste so schnell wie möglich das Haus verlassen. Noch bestand die Chance, aber es würde schwer werden.
Gary ging einen langen Schritt, der ihn in ihre unmittelbare Nähe brachte. Es war die letzte Möglichkeit für einen Fluchtversuch, und die nahm sie wahr.
Auf dem Absatz machte sie kehrt. Die Tür stand offen und sie war nicht weit entfernt.
Fiona sah nicht, was hinter ihr passierte. Ihr Mann konnte eine Flucht nicht zulassen. Er nahm nicht die normale Verfolgung auf, er tat etwas ganz anderes.
In der schweren Vase auf dem viereckigen Tisch fehlten die Blumen. Die brauchte er auch nicht, denn das Gefäß an sich war für ihn viel wichtiger.
Er hob es mit beiden Händen an, um einen sicheren Halt zu haben. Dann riss er die Vase hoch und konzentrierte sich auf den Rücken seiner Frau, die fast die Türschwelle erreicht hatte.
Fiona rechnete damit, in den Flur huschen zu können. Sie hatte sich verrechnet. Die Vase war unterwegs und zielsicher geworfen worden.
Das schwere Gefäß traf nicht nur ihren Rücken. Es erwischte auch ihren Nacken und einen Teil des Hinterkopfs. Der Aufprall sorgte für einen stechenden Schmerz, der durch den Rücken und ihren Kopf jagte. Es war ihr nicht mehr möglich, auf den Beinen zu bleiben. Die Wucht trieb sie in den Flur hinein, sogar bis zur Wand vor, gegen die sie prallte, noch kurz aufschrie und dann zu Boden sackte.
Auch die Vase landete am Boden. Sie war so dick, dass sie nicht mal zerbrach.
Gary Ross nickte. Er war zufrieden, denn er hatte den ersten Schritt getan. Er rieb seine Handflächen gegeneinander und setzte sich dann in Bewegung.
Sein Ziel war Fiona. Sie lag im Flur, war nicht bewusstlos geworden, aber groggy. Sie stöhnte leise vor sich hin, manchmal zuckte auch ihr Körper. Das Aufstehen schaffte sie nicht mehr, und Gary sah es mit Genugtuung.
Einer weiteren Fortsetzung stand nichts mehr im Wege. Er wusste genau,
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