1736 - Die Zombie-Bar
Mund, doch keine Schlange schob sich heraus.
»Also Voodoo?«
»Ja.«
»Und Zombies?«
»Das auch!«
»Bist du ebenfalls ein Zombie?«, flüsterte Suko, der ebenso dachte wie ich.
Da nickte sie...
***
Der Hass hatte Tabeas Inneres zu einem Vulkan werden lassen. Zugleich fürchtete sie sich vor einer Niederlage. Sie benötigte jetzt Ruhe, um nachdenken zu können. Zudem wollte sie sich auf die Zukunft einstellen.
Es gab einen Ort, an dem sie nicht gestört wurde und sie in Ruhe alles in die Wege leiten konnte. Das war ihr Schlafzimmer. Niemand hatte dort etwas zu suchen. Es war ihre Welt, die sie nach ihrem eigenen Gusto hergerichtet hatte.
Das Licht war nur schwach. Es gab die Lampen, die überall verteilt waren. Durch Dimmen war es möglich, dem Licht verschiedene Stärken zu geben. Tabea war auch in der Lage, die Farbe zu wechseln. In diesem Fall hatte sie sich für ein Rot entschieden. Ein Rot mit schwarzen Tönen untermalt, das den Eindruck von Düsternis noch verstärkte.
Das reinigende Bad hatte Tabea hinter sich. Sie war bereit für den Zauber, für die Rache. Sie war hintergangen worden, da brauchte sie nur an Ada zu denken, die ihr Vertrauen schamlos ausgenutzt hatte.
Das war vorbei. Ada würde sie nicht mehr verraten können. Jetzt ging es um eine andere Person.
Tabea saß auf dem Bett. Gewissermaßen im Mittelpunkt des rötlichen Lichts. Sie wusste, dass sie allein nicht viel unternehmen konnte. Durch das rituelle Bad hatte sie schon bestimmte Vorbereitungen getroffen. Sie benötigte Hilfe, und dabei würde ihr Ezili Danto zu Hilfe eilen. Sie war die große Matriarchin des Voodoo-Pantheon. Sie galt als die spirituelle Mutter aller Menschen und als ihre große Beschützerin.
Aber nicht sie sollte ihr zur Seite stehen, sondern Ezili Dantos Schattengängerin, die auch Ezili mit den roten Augen genannt wurde. Sie war furchtlos, auch böse und galt als Beschützerin der Prostituierten. Bei ihr gab es keine halben Sachen. Wenn sie einen Plan gefasst hatte, zog sie ihn durch.
Sie wurde als eine dunkelhäutige Frau abgebildet, deren rote Augen ebenso auffielen wie die stark rot geschminkten Lippen und auch die rote Kleidung. Sie war mächtig. Sie ließ sich nicht in die Karten schauen, und sie galt vielen Personen als Schutzpatronin. Starke Kräfte steckten in ihr und auf sie baute Tabea. Ihr waren die Puppen geweiht, die um sie herum lagen.
Auch sie hatten eine schwarze Haut. Dazu gehörten auch die roten Augen, aber jede Puppe sah anders aus. Verschiedene Gesichter, und zwar derjenigen Personen, die Tabea nicht unbekannt waren. Sie gehörten zu ihr. Sie gingen ihren Jobs in der Bar nach, allerdings wussten sie nicht, dass es von ihnen jeweils eine Puppe gab.
Im Moment interessierte sie sich nur für eine Puppe. Sie lag griffbereit neben ihr. Und diese Puppe hatte das Gesicht von Orlanda.
Sie sollte büßen. Sie hatte sich auf die andere Seite geschlagen, aber das würde ihr nicht viel einbringen. Sie war längst infiziert. Der Keim steckte in ihr. Sie würde das tun, was man von ihr verlangte, und sie würde keinerlei Fragen stellen.
Im Moment war sie Tabea entglitten. Doch es war nicht wichtig, eine sichtbare Distanz zu haben. Wozu gab es den Zauber? Durch ihn würde Tabea nahe an dieser Person sein, ganz nahe sogar, und sie baute auf Ezili Dantos Hilfe, die um sie herum war, ohne dass sie sichtbar wurde.
Tabea spürte ihren Geist, und wenn sie den Kopf drehte, dann schaute sie vom Bett aus auf einen Teil der Wand, an der ein von Hand geknüpfter Teppich mit Ezili Dantos Gestalt hing. Dort war sie zu sehen, in all ihrer Pracht oder Hässlichkeit, was Tabea nicht so empfand. Für sie war diese Person eine Göttin, die sie beschützte und ihr Kraft gab. Sie hatte einen Bund mit ihr geschlossen, auf den sie voll und ganz vertrauen konnte. Nichts und niemand würde sie besiegen können.
Einen letzten Blick warf sie auf den Wandteppich und konzentrierte sich dabei auf die Augen, zwei rote Kreise in einem dunkelgrauen Gesicht, bei dem die Wangen wie aufgeblasen wirkten. Obwohl die Person nicht als Foto oder als Gemälde existierte, konnte man den Eindruck haben, dass etwas Bestimmtes von ihr ausging, das allerdings schwer zu beschreiben war. Zumindest für einen Nichteingeweihten.
Bei Tabea war das anders. Sie empfand es als wunderbar, sogar als einmalig. Sie freute sich darüber, wenn sie an Ezili Danto dachte und sie dabei anschaute. Dann durchlief sie jedes Mal ein Kraftstrom und machte sie
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