1736 - Die Zombie-Bar
Stimme: »In der Zombie-Bar.«
Beide hatten wir die Antwort verstanden, und beide waren wir überrascht. Zombie-Bar, das war uns neu. Wir wussten gar nicht, dass es ein derartiges Etablissement in London gab. Aber alles konnten wir in London nicht kontrollieren. Hier passierte zu viel und das meiste ging an uns vorbei.
»Kennst du eine solche Bar, John?«
»Nein, nie gehört.«
»Ich auch nicht.« Suko schaute erneut Orlanda an. »Und du hast in dieser Bar gearbeitet?«
»Ich musste es tun.«
»Als Zombie?«
»Ja, das war so. Aber das will ich nicht mehr. Ich will den Weg verlassen, das habe ich mir vorgenommen. Ich will wieder ein normaler Mensch sein, deshalb bin ich geflohen. Dass die beiden Polizisten mich entdeckten, war Pech. Ich habe es nicht gewollt. Ich hätte ihn auch nie getötet, aber es ging nicht anders. Wenn die Schlange zubeißt, verspritzt sie ein Gift, das tödlich ist und sehr schnell wirkt.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, so etwas war nicht vorgesehen. Ich hatte auch eine Verbündete, die mich unterstützte. Sie wusste über einen gewissen John Sinclair Bescheid. Und sie hat dich gewarnt. Es musste nur alles vorsichtig ablaufen. Sie wollte auch nicht mehr mitmachen, und sie ist auch kein Zombie gewesen. Aber sie hatte Tabeas Vertrauen. Ob das jetzt noch der Fall ist, kann ich nicht sagen. Ich glaube nicht so recht daran, denn es ist etwas passiert, was nicht passieren durfte. Jemand ist dem Bereich der Bar entkommen. So etwas kann Tabea nicht hinnehmen, und das wird sie auch nicht.«
Was sollte ich dazu sagen? Mir fielen die richtigen Worte im Moment nicht ein. Ich stand wirklich auf dem Schlauch, und auch Suko hatte seine Probleme.
Schnell kam ich auf die Bar zu sprechen. »Welche Aufgaben habt ihr bei eurer Arbeit gehabt?«
»Wir kümmerten uns um die Gäste.«
»Sind denn alle infiziert?«
»Nein, nein«, sagte sie leise. »Nicht alle. Tabea schon, dann ich und auch Eliza.«
»Nur drei?« Ich wollte sicher sein.
»Ja, nicht mehr.« Sie blickte mich an, und ich sah die Ehrlichkeit in ihren Augen.
»Was habt ihr mit den Gästen gemacht? Doch nicht nur zum Trinken animiert?«
Sie zuckte mit den Schultern.
Diese Antwort war für mich trotzdem klar. Da hatte es noch etwas anderes gegeben, und als ich daran dachte, rann es mir kalt den Rücken hinab. Auch Sukos Gesichtsausdruck hatte sich verändert. Er sah schon besorgt aus.
Es stand fest, dass wir zu wenig wussten. Bisher hatten wir nur allgemeine Dinge erfahren. Jetzt wollten wir konkret werden.
»So«, sagte ich, »es ist gut, dass du uns bisher so viel erzählt hast, aber jetzt wollen wir es genauer wissen. Du hast von der Zombie-Bar gesprochen. Wo finden wir sie?«
»In der Stadt.«
»Das kann ich mir denken. Aber wo? Ich habe den Namen noch nie zuvor gehört.«
»Nicht so offen. Sie liegt recht versteckt...« Mehr sagte sie nicht, denn plötzlich krümmte sie sich vor Schmerzen. Ihr linkes Bein zuckte in die Höhe, und sie umklammerte mit beiden Händen ihren linken Oberschenkel. Dabei verzerrte sich ihr Gesicht und verwandelte sich in eine Grimasse.
»Was ist?«
Orlanda starrte mich an. Sie wollte sprechen, aber Sekunden später erwischte es sie erneut.
Diesmal war es die rechte Schulter, von der ein glühender Schmerz abstrahlte, denn sie schlug mit der flachen Hand gegen die Stelle und warf sich auf ihrem Sitzplatz zurück.
»Sie hat mich erreicht!«
»Wer?«, rief ich.
»Die Folter. Die Macht der Tabea. Voodoo und die Kunst, einen Menschen leiden und foltern zu lassen, um ihn letztendlich zu töten.«
Orlanda brauchte keine großen Erklärungen mehr zu geben. Wir waren Fachleute genug, um uns mit dem bösen Zauber des Voodoo auszukennen. Oft genug hatten wir mit dieser Magie zu tun gehabt. Und jetzt hatte sie erneut voll zugeschlagen.
Suko stand auf. Er näherte sich der apathischen Frau, weil er sehen wollte, was wirklich passiert war. Sie ließ alles mit sich geschehen.
Sie stand auf der Stelle, so schaffte Suko es, die Schulter zu untersuchen. Er musste erst Kleidung zur Seite schaffen, um an das Ziel zu gelangen, und er brauchte nur einige Sekunden, um zu sehen, was da geschehen war. Als er seine Hand wieder zurückzog, da drehte er sich um und präsentierte mir einen Finger.
Ich sah die rote Flüssigkeit und wusste Bescheid. Das war keine Farbe, sondern Blut.
Ich gab keinen Kommentar ab, denn ich wusste, dass diese Tabea, vor der sich Orlanda fürchtete, zugeschlagen hatte, auch wenn sie sich nicht
Weitere Kostenlose Bücher