1736 - Die Zombie-Bar
blieb dabei nicht ruhig. Er wurde geschüttelt. Er glitt nicht nur vor und zurück, sondern auch von rechts nach links.
Die Schlange kroch hervor. Vom Körper her war sie dunkel, aber auf der schwarzen Haut sahen wir auch hellbraune Flecken. Sie bewegte ihren Kopf mal nach rechts, dann nach links, als sie den Körper verlassen hatte, und genau bei dieser Bewegung fiel uns etwas auf. Die Farbe ihres Körpers veränderte sich. Und nicht nur sie, denn auch die Haut wurde brüchig.
Während Orlanda den Rest der Schlange auswürgte, verwandelte sich schon der vordere Teil in ein Material, das keine Festigkeit mehr hatte. Er wurde zu Asche, die wie Staub zu Boden rann.
Es war vorbei.
Nichts blieb von der Schlange zurück. Die Verwandlung lief so schnell über die Bühne, dass der Rest des Schlangenkörpers bereits zu Staub wurde, als er noch zum großen Teil im Mund der Frau steckte.
Orlanda gab einen Laut von sich, als wollte sie sich übergeben, aber sie spie nur den Rest aus und starrte uns dann aus blutunterlaufenen Augen an.
Es war vorbei, doch als Sieger fühlten Suko und ich uns nicht...
***
Tabea saß noch immer auf dem Bett. Bei ihrem magischen Angriff war das ihr Lieblingsplatz. Sie hatte bereits zwei Nadeln im Körper der Puppe versenkt, jetzt legte sie eine Pause ein, um dann einen härteren Angriff einleiten zu können.
Es war schwül im Raum geworden. Tabea schwitzte. Sie streifte ihr Gewand ab und saß so gut wie nackt auf dem Bett. Nur bekleidet mit einem dünnen Slip, der kaum auffiel, weil er die gleiche Farbe hatte wie ihre Haut.
Ihre vollen Lippen zitterten. Schweißperlen lagen auf der Stirn der Frau.
Die Beschwörung hatte sie angestrengt, trotzdem fühlte sie sich gut. Es war erst ein Teil geschafft. Sie würde weitermachen, sobald es ihr etwas besser ging. Bisher hatte alles geklappt, und sie konnte zufrieden sein.
Zwei Wunden. Der Anfang. So etwas wie eine Warnung. Die Beschwörung war noch nicht vorbei. Sie stand erst am Beginn. Sie würde weitermachen und mit der Verräterin abrechnen. Sie und Ada durften nicht mehr leben. Bei Ada war das erledigt, bei Orlanda noch nicht. Aber sie würde nicht mehr die sein, die sie mal war.
Sie wartete, wollte sich selbst beruhigen. Sie schaute auf die Puppe, die mit zwei Nadeln bestückt vor ihr lag. Dann glitt ihr Blick zur Wand hin, wo der Teppich hing und Ezili Danto sie anschaute, die große Helferin.
»Ich werde dich nicht enttäuschen«, flüsterte sie dem Kunstwerk zu. »Du musst dir keine Sorgen machen. Du hast in mir die ideale Partnerin, das steht fest.«
Sie würde noch zu einer dritten Nadel greifen und Orlanda richtig leiden lassen. Die vierte sollte sie dann endgültig töten, denn die würde ihren Hals durchbohren. Oder sogar ihren Kopf.
Diese Beschwörungen waren ihr nicht unbekannt. Auch die Pausen, die sie einlegte. Ab und zu sprach sie dann mit sich selbst, um sich zu motivieren. Das war an diesem Tag nicht so. Sie hockte still auf dem Bett, schaute auf die Puppe mit den Nadeln und dachte an die Schlange, die sich auch in ihrem Körper befand. So gehörte sie zu den Auserwählten. Eine Gunst, die nur wenigen zuteil geworden war.
Die Pause war vorbei. Durch ihren Körper fuhr ein Ruck. Es wurde Zeit, das Finale einzuläuten, und deshalb griff sie nach der dritten Nadel.
Wieder balancierte sie das spitze Instrument zwischen Daumen und Zeigefinger.
Die Puppe hielt sie in der linken Hand. Dort lag sie auf ihrem Handteller. Eine gute Stellung, denn so blieb Tabea nichts verborgen.
Sie nahm Maß. Die dritte Nadel sollte den Leib treffen. Ungefähr dort, wo der Magen lag, und sie zögerte keine Sekunde länger, dann stieß sie schnell und zielgenau zu.
Treffer!
Tabea öffnete den Mund und riss die Augen weit auf. Es war mal wieder perfekt, was sie da in die Wege geleitet hatte. Sie sah die andere Person nicht, doch sie konnte ihre Schmerzen fühlen. Vor ihrem geistigen Auge sah sie Orlanda, wie sie sich drehte und wand und jetzt sicherlich bereute, dass sie einen falschen Weg gegangen war.
Ja, so sollte es sein. Sie musste leiden, sie musste Todesqualen ausstehen, bis sie dann endgültig erlöst wurde. Man hinterging eine Person wie Tabea nicht.
Die vierte Nadel würde töten!
Dazu kam es vorerst nicht, denn plötzlich kippte ihre euphorische Stimmung. Etwas geschah. Etwas war anders. Sie konnte nicht genau sagen, was da nicht stimmte, aber es passte nicht in ihr Ritual. Sie spürte, dass in der Ferne so etwas wie ein
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