1736 - Die Zombie-Bar
nichts.«
»Das ist gut.« Suko streckte ihr die Hand entgegen. »Dann können wir uns ja auf den Weg machen.«
Orlanda erschrak. »Auf den Weg? Wohin?«
»Du bist es gewesen, die eine gewisse Tabea erwähnt hat und ebenfalls die Zombie-Bar. Wir wissen nicht, wo wir sie finden können. Ich denke aber, dass du es weißt.«
Sie schluckte. Dann saugte sie die Luft ein, obwohl sie nicht atmen musste. Oder doch?
Ja, sie konnte wieder normal atmen. Sie war aus ihrem Zombie-Dasein erlöst worden, und das sicherlich nur, weil ich die Schlange vernichtet hatte.
So etwas war mir neu. Diese Art von Zombies hatte ich noch nie erlebt.
Orlanda war meine Reaktion aufgefallen. »Was ist denn los? Stimmt was nicht mit mir?«
»Kannst du Luft holen?«
»Wie? Was soll das? Ja, ich hole Luft, das muss ich doch tun oder etwa nicht?«
»Jetzt musst du es tun.«
»Und sonst?«
»Ist es nicht nötig gewesen. Da hat die Schlange dich zu einem Voodoo-Zombie der bestimmten Sorte gemacht, wie wir sie noch nie erlebt haben.«
Orlanda sagte nichts. Sie schaute uns nur an. Suko hielt ihr auch weiterhin seine Hand entgegengestreckt. Sie umfasste sie jetzt und ließ sich in die Höhe ziehen.
Leicht schwankend blieb sie stehen, ihre Fingerkuppen sahen leicht blutig aus, weil sie einige Male ihre Wunden berührt hatte. Sie schaute sich um und schüttelte dann heftig den Kopf, wobei sie noch mit dem rechten Fuß auftrat.
»Ich will nicht mehr zurück!«
»Wohin? In die Zombie-Bar?«
Sie nickte Suko zu. »Ja, dahin gehöre ich nicht mehr. Ich will Tabea nicht mehr sehen.«
»Das geht nicht. Wir haben dich befreit«, sagte ich. »Und jetzt verlangen wir eine Gegenleistung. Außerdem solltest du daran denken, dass du einen Kollegen von uns getötet hast. Das können wir nicht vergessen.«
Sie schluckte, ging einen Schritt von uns weg. »Aber dazu kann ich nichts. Da war nicht ich selbst. Das ist jemand gewesen, der mich übernommen hatte. Warum begreifen Sie das nicht?«
»Keine Sorge, wir begreifen es. Aber du bist uns trotzdem etwas schuldig. Außerdem werden wir Tabea gemeinsam aufsuchen. Das wirst du doch überstehen.«
»Sie ist stark.«
»Das sind wir auch.«
Ihre Blicke wechselten von einem zum anderen. Sie suchte nach einer Ausrede. »Ich bin aber verletzt.«
»Das wissen wir. Und wir werden deine Wunden verbinden. Im Auto befindet sich ein Erste-Hilfe-Kasten. Danach statten wir der Zombie-Bar gemeinsam einen Besuch ab.«
»Der aber tödlich enden kann.«
»Das liegt ganz an uns«, erklärte Suko, bevor er sie am Arm fasste. »Komm jetzt. Wir werden uns um deine Wunden kümmern. Danach sehen wir weiter.«
Zu dritt verließen wir das kleine Haus. Ich war gespannt, was uns noch erwartete. Darauf freuen konnten wir uns nicht...
***
Das Zimmer war klein, die Einrichtung mehr als karg. Es gab eine Liege, ein Regal, zwei Haken an der Wand, um etwas aufzuhängen, und eine Decke, die ziemlich niedrig war.
Gegen sie starrte die junge Frau mit rostroten Haaren. Sie lag rücklings auf der Liege und bewegte sich nicht. Kein Atem wehte aus ihrem Mund, das Gesicht blieb ebenfalls starr. Es war so bleich. Nur die Lippen fielen darin auf, weil sie etwas zu grell geschminkt waren.
Eliza wartete auf den Einbruch der Dunkelheit. Dann würde ihre große Zeit kommen. Zwar hätte sie auch bei Tageslicht agieren können, doch in der Dunkelheit oder zumindest am Abend damit anzufangen glich einem Ritual, von dem sie nicht abweichen wollte.
Eliza gehörte zu den Auserwählten. Sie war eine Person, auf die sich Tabea verlassen konnte, denn sie war fast wie sie.
Eliza war schlank und trotzdem gut proportioniert. Ihre Chancen bei den Gästen der Zombie-Bar waren enorm, man riss sich um sie. Um sie besonders, die Person mit den roten Haaren und der schwarzen Latexkleidung, die so eng an ihrem Körper lag, als wäre sie aufgemalt worden. Das galt für die Hose ebenso wie für das Oberteil mit dem extravaganten Ausschnitt, der unter dem Hals ein Viereck bildete, in das von den Seiten her die beiden Brüste drängten.
Sie sollte hier warten. Das hatte Tabea ihr gesagt. In einem Raum, der kühl und feucht war und zudem kein Fenster hatte. Das machte ihr nichts aus. Ein normaler Mensch hätte sich vielleicht daran gestört, sie nicht.
Zwar sah sie normal aus, trotz ihrer ungewöhnlichen Kleidung, aber das einzig Unnormale an ihr war nicht zu sehen. Es versteckte sich in ihrem Innern, denn Eliza gehörte zu den wenigen Menschen, die sich auf den
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