1736 - Die Zombie-Bar
danach aus, und sie fürchtete, dass sie den Bogen überspannt hatten.
Es gab noch eine andere Seite. Sie kannte Tabea. Sie wusste, unter welchem starken Schutz sie stand. Wenn sich die Schattengängerin einmal für jemanden entschieden hatte, dann war das für immer und ewig. Dann sorgte sie dafür, dass auch Feinde ihren Verbündeten so leicht nichts anhaben konnten.
Genau das war auch die Hoffnung, die Eliza beflügelte, als sie die Stufen der Treppe hochging, um ihren Dienst in der Zombie-Bar anzutreten...
***
Tabea hatte einen anderen Weg genommen. Sie würde die Bar erst später betreten. Zunächst musste sie nach denen sehen, die sie als ihre kleine Armee bezeichnete.
Nur sie und Eliza wussten davon. Orlanda hatte sie nichts davon erzählt. Sie hatte es tun wollen, doch dann war Orlanda verschwunden, und so blieb das Geheimnis eine Sache zwischen ihr und Eliza.
Unter der Bar lag ein normaler Keller. Nicht sehr groß, doch es gab mehrere Räume hinter den Holztüren, die als Lager benutzt wurden.
Das war alles völlig normal. Aber es existierte auch eine Tür, zu der nur sie den Schlüssel besaß. Und dorthin führte sie der kurze Weg. Vor der Tür blieb sie stehen. Die Lampe klebte unter der Decke und war durch ein feinmaschiges Gitter geschützt.
Die Tür war verschlossen.
Wenig später nicht mehr. Da hatte die Frau sie geöffnet und zog sie auf. Sie starrte sekundenlang in ein Dunkel und sah den Ansatz einer Treppe, die zu einem zweiten, noch tiefer liegenden Keller führte.
Die Tür blieb offen, aber Tabea betrat die Treppe noch nicht. Sie wartete und genoss die Atmosphäre, die so anders geworden war und dem Vergleich mit dem normalen Keller nicht aushielt.
Ein anderer Geruch drängte sich ihr entgegen. Er stammte aus der Tiefe. Er war nicht zu erklären. Es roch nach Mensch, nach alter Kleidung, nach der Feuchtigkeit, mit der sie durchsetzt war. Aus der Dunkelheit hörte sie die Geräusche, die ihr nicht unbekannt waren. Das leise, geheimnisvolle klingende Rascheln. Dann wieder ein Stöhnen oder Flüstern. Das alles gefiel ihr, denn es bewies ihr, dass sich unten nichts verändert hatte.
Sie schaltete das Licht ein.
Mehrere Leuchten gaben ein schwaches Licht ab, das sich seitlich ausbreitete und auch bis gegen den Boden fiel.
Das hatte Tabea so gewollt.
Auf dem Boden lagen sie. Die kleine Armee. Die Männer, die aussahen wie Menschen, aber keine mehr waren, denn in dieser Einsamkeit vegetierten sie vor sich hin.
Sie trugen Lumpen. Es war ihre ehemalige Kleidung. Aber sie war verdreckt und eingerissen.
Es gab hier nichts, was zu den menschlichen Bedürfnissen zählte. Kein Stuhl, kein Tisch, nur einfach den nackten Boden aus Stein. Es war menschenunwürdig, und Menschen hätten hier nicht überleben können. Nicht ohne Wasser und Nahrung. Sie wären irgendwann verhungert und verdurstet.
Nicht diese drei Gestalten. Sie waren noch da, sie konnten sich bewegen, sie lebten noch und hatten auch mitbekommen, dass jemand ihre Höhle betreten hatte. Um die Person zu sehen, mussten sie ihre Haltungen verändern. Sie stemmten sich in die Höhe und drehten ihre bleichen und ausgemergelten Gesichter der auf der Treppe stehenden Frau zu, die nichts sagte und nur nach unten schaute.
Über ihr Gesicht glitt ein Lächeln. Sie war glücklich, dies hier unten sehen zu können. Sie freute sich darüber, denn das war ihre kleine Armee. Auf diese Gestalten konnte sie sich verlassen, denn sie würden für sie alles tun.
Einer kroch vor. Er hob dabei seinen linken Arm, um Tabea zu begrüßen. Die grinste und ging keinen Schritt vor. Ihr Platz war das Ende der Treppe und dort blieb sie auch.
Aber sie sprach die Männer an. Es waren ihre Freunde, ihre Helfer, ihre Zombies. Ja, denn sie waren diejenigen, die einen dosierten Schlangenbiss bekommen hatten. Nur eine gewisse Menge Gift hatten sie mitbekommen. Sie waren nicht getötet worden. Aber das Gift hatte sie in einen Zustand versetzt, der einem Zombie sehr ähnlich war. Man konnte sie schon als tot bezeichnen, und trotzdem lebten sie auf ihre Art und Weise.
Sie waren Tabeas Rückendeckung. Sie würden ihr im Kampf gegen die Feinde zur Seite stehen, und das würde sicherlich schon am heutigen Abend der Fall sein.
Sie wollten zu ihr. Jetzt bewegten sich auch die beiden anderen Männer auf die Treppe zu. Aber genau das wollte sie nicht.
»Bleibt weg von der Treppe. Eure Zeit wird noch kommen, das verspreche ich euch. Und ich weiß auch, dass es nicht mehr
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