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1736 - Planet der Corrax

Titel: 1736 - Planet der Corrax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schleuse am Ende des Stollens, knapp am Rand des Berges.
    „Hast du denn gar keinen Stolz mehr?" schrie sie ihn plötzlich an, als er sich gegen das Weitergehen sträubte und umkehren wollte. Der Kopf des Stollens, dort, wo sie arbeiteten, schien ihm wie eine Unendlichkeit entfernt, obwohl er wußte, daß sie nur höchstens tausend Schritte gegangen waren.
    „Ich bin der Truppführer", stammelte er. „Ich muß... zurück. Unsere Aufgabe..."
    Sie schlug ihm ins Gesicht und riß ihn nach vorne, auf die Schleuse zu, die sie und den Berg von der Welt draußen noch trennte.
    „Du wolltest hinaus", sagte sie heftig. „Du wolltest zur Oberfläche.
    Wovor hast du jetzt plötzlich Angst?"
    „Vor...", flüsterte er und starrte die Schleuse an, jene magische Grenze, hinter der...
    Was war dahinter?
    Er wußte es nicht mehr. Es wollte ihm nicht mehr einfallen, obwohl er vorhin noch von Erinnerungen überschwemmt worden war, die jetzt wieder hinter einer schwarzen, drohenden Wand versunken waren.
    Die Arbeit! Ich muß zurück und weiterarbeiten. Die Aufgabe...
    Er war für einen Moment so abgelenkt gewesen, daß er Ismegh gar nicht mehr gesehen und nicht gespürt hatte, wie sie ihn losließ.
    Jetzt sah er sie am Öffnungsmechanismus der Schleuse und zu ihm zurückeilen. Wieder faßte sie nach seiner Hand, und wieder jagte in ihm das Gefühl hoch, das so fremd und doch so heftig war, daß es ihn taumeln und in ihre Arme fallen ließ.
    Ismegh schleppte ihn zur Schleuse.
    Sie schloß sich hinter ihnen und öffnete sich auf der anderen, der Welt draußen zugewandten Seite.
    Sie wurden ins Meer gespült, und Kaghouls einziger Gedanke war, daß er nie wieder an seine Arbeit gehen würde. Daß er versagt hatte und hier, draußen, sein unwürdiges Ende finden und als Unreiner in den Schoß zurückkehren würde.
    Ismegh zog ihn. Ismegh schleppte ihn mit kräftigen Stößen vom Eingang des Berges bis zur Oberfläche des Meeres hoch, wo er gerade noch rechtzeitig das Maul aufriß und die frische, kühle Luft in seine brennenden Lungen sog.
    Natürlich konnte er auch im Wasser für begrenzte Zeit atmen, aber nicht so gut und so lange, wie es eigentlich hätte sein müssen. Es war auch so eine verschleierte Erinnerung, vielleicht nur Einbildung, daß es einmal anders gewesen war.
    Dies war etwas, das mit seinen panikartigen Anfällen zu tun hatte, die immer häufiger kamen. Das echte oder vermeintliche Wissen um Dinge, die einmal ganz anders gewesen waren als heute.
    Aber er konnte nicht sagen, wie.
    Auf jeden Fall hatte Ismegh ihn über die Zeit gerettet, bis sie oben angekommen waren, und nun zog sie ihn auf den Strand zu, der viel näher war, als der benommene Truppführer es sich hatte träumen lassen.
    Obwohl er es besser hätte wissen müssen! Obwohl er hier schon gewesen war! Auf dem Land!
    Die Erinnerung zuckte wie ein greller Blitz durch die Düsternis seines Verstandes.
    Doch genauso rapide, wie sie heraufgeschossen war, versank sie auch wieder.
    Dennoch fühlte Kaghoul, als er, jetzt aus eigener Kraft, aber nur halb aus eigenem Willen, dem Ufer entgegenschwamm, ein tiefes Wohlbehagen in sich, das ihm aber schon wieder angst machte. Was tat er hier? Wann begann seine nächste Schicht? Kam er pünktlich zur Arbeit zurück?
    Als er den festen Boden unter sich spürte, richtete er sich auf, ging einige Schritte und ließ sich dann fallen. Der Strand war hier weit und bestand aus rotem, ausgewaschenem Korallenmehl. Er hielt die Augen geschlossen, um den Himmel nicht sehen zu müssen - jenen strahlend blauen Himmel, der so hell leuchtete wie eines der Feuer, die sie manchmal unten im Berg anzündeten, wenn sich genug vertrockneter Tangabfall angesammelt hatte. Bevor der Rauch abgezogen wurde, konnten sie sich stundenlang daran berauschen.
    Der Himmel blendete seine Augen, obwohl die Sonne tief stand. Er war nicht mehr an dieses Licht gewöhnt.
    Aber früher...?
    Etwas sagte ihm, daß es einmal anders gewesen war, aber er konnte wieder kein Bild finden, das in diese Vorstellung hineinpaßte. Ein Trug!
    Ein Rausch, ausgelöst von der Luft hier oben über dem Meer.
    Ja, nur so konnte es sein.
    „Kaghoul?"
    Wessen Stimme? Ismeghs?
    „Kaghoul, freu dich doch. Begreifst du denn nicht? Wir sind frei! Wir können nicht lange bleiben, aber wir sind frei, für ein oder zwei kostbare Stunden!"
    Wieso frei? Frei wovon?
    Wieder spürte er ihre Hand. Und wieder geschah etwas mit ihm. Die Berührung elektrisierte ihn, er konnte nicht anders,

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