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1738 - Der Dämonen-Dom

1738 - Der Dämonen-Dom

Titel: 1738 - Der Dämonen-Dom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nur durch mein Blut«, sagte sie leise.
    Ich schwieg. Auch der Professor sagte nichts. Er presste die Lippen zusammen und starrte zu Boden. Möglicherweise war das auch für ihn neu.
    Die Antwort wurde natürlich von mir akzeptiert, aber die Unsicherheit blieb.
    »Was ist mit deinem Blut? Weshalb ist es denn so wertvoll oder so verändert?«
    »Es ist nicht mein Blut.«
    Das war die zweite Überraschung, und sie verschlug mir zunächst die Sprache.
    Serena sah die Skepsis in meinem Gesicht und fing an zu lachen. »Es ist das Blut einer anderen, das die Menschen gesammelt haben und mir übergaben.«
    »Was hast du dann getan?«
    »Ich habe es getrunken.«
    Jetzt schwieg ich, schaute den Professor an, der mir auch keine Antwort geben konnte und einfach nur die Schultern hob.
    »Kennst du diese andere?«
    »Ich habe sie nie persönlich kennengelernt. Sie war auch tot. Aber ihr Blut ist aufbewahrt worden. So lange, bis jemand gefunden war, den man für würdig ansah.«
    »Aber du weißt genau, wer sie war?«
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Auf dem Gesicht zeigte sich ein Strahlen. »Sie war eine besondere Frau. Sie hieß ebenfalls Serena, aber sie kam aus einem anderen Land. Dort wurde sie als Heilige verehrt, und ich muss sagen, dass ich das Blut einer Heiligen getrunken habe, und das hat mich stark gemacht. Es hat dafür gesorgt, dass ich überlebte und in ihrem Namen weitermachen konnte.«
    »Das Heilen?«
    »Sehr richtig. Auch sie hat geheilt. Aber sie war nicht unsterblich. Nur ihr Erbe wurde weitergegeben. Möglicherweise hätte sie noch länger gelebt, aber sie wurde getötet. Man hat ihr ein entweihtes Kreuz in den Hals gestoßen. So wurde es erzählt. Und ich war stolz darauf, ihre Nachfolgerin sein zu dürfen.«
    Jetzt war auch ich aufgeklärt. Aber weiter brachte uns das nicht. Trotzdem fragte ich: »Dein Platz ist von da an also hier in der Kirche gewesen. Oder sehe ich das falsch?«
    »Nein, das ist schon richtig, ich bin hier gewesen. Zu mir kamen die Menschen, um sich heilen zu lassen. Ich habe nicht allen helfen können, einigen aber schon, und mein Ruf hat sich herumgesprochen. Ich war die Heilerin der Berge.«
    »In dieser Kirche?« Ich schüttelte den Kopf. »Das kann ich irgendwie nicht nachvollziehen, denn diese Kirche ist entweiht worden. Das sieht man.«
    »Das muss später gewesen sein. Nach meinem Verschwinden, da wollte man wohl alles tilgen, was auf mich hingedeutet hätte. Ich habe es nicht mitbekommen, kann es mir jedoch gut vorstellen, dass alles so passiert ist.«
    »Das Ergebnis sehen wir.« Dann berichtete ich davon, was mir vor der Kirche widerfahren war. Beide zeigten sich geschockt. Der Professor fand seine Sprache kaum wieder. Er wollte auch wissen, wie so etwas möglich war.
    »Das kann ich Ihnen noch nicht genau sagen. Belassen wir es dabei, dass dieser Dämonen-Dom seinen Namen zu Recht verdient.«
    »Und haben Sie einen Plan?«
    »Ja, den habe ich. Wir sollten diesen Ort hier so schnell wie möglich verlassen. Allerdings können wir die Fahrzeuge nicht mehr benutzen. Man hat die Reifen zerstört.« Ich berichtete, was ich draußen gesehen hatte.
    Der Professor sagte nichts. Er wurde immer bleicher. Dafür sprach Serena. »Die anderen Mächte wollen wohl, dass wir hier bleiben – oder?«
    »So sehe ich das auch.« Ich schaute mich um. »Hier haben sie Macht, hier gibt es noch mindestens einen Wächter, der darauf achtet, dass alles so bleibt.«
    »Ich will aber nicht weg!«
    Den Satz hatte Serena laut und deutlich gesprochen. Er konnte nicht überhört werden.
    »Und warum nicht?«
    Sie sah mich an. »Mein Platz auf der Welt ist hier. Ich bin die Heilerin, die Mystikerin oder einfach nur die Nachfolgerin einer Heiligen.«
    Ich wollte sie nicht zu sehr enttäuschen und sprach deshalb mit einer weichen und leisen Stimme. »Das mag zwar sein, Serena, und ich will dir auch nichts vormachen, aber es sind nicht mehr dieselben Zeiten wie damals. Es hat sich vieles verändert. Heute gehen die Menschen nicht mehr zu einer Heilerin. Diese Personen sind von Ärzten abgelöst worden.«
    Ich wusste nicht, ob sie mich verstanden hatte, denn sie schaute mich mit einem etwas verständnislosen Blick an. Dann sagte sie mit leiser Stimme: »Ich werde trotzdem hier bleiben. Hier ist mein Platz, und ich weiß, dass noch nicht alles vorbei ist.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich habe eine Aufgabe zu erledigen. Nicht grundlos bin ich erwacht. Das solltet ihr wissen. Hier ist mein Platz,

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