1738 - Der Dämonen-Dom
und hier wird er immer bleiben.«
Was sollte ich dazu sagen? Es konnte stimmen, und ich tendierte dazu, ihr sogar zuzustimmen. Ich hatte das Gefühl, dass alles aus einem bestimmten Grund geschehen war und das Schicksal Regie geführt hatte.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte der Professor.
»Wir bleiben.«
Er zuckte leicht zusammen, suchte nach einem Gegenargument und fand es auch.
»Noch ist es draußen hell. Wir sollten die Chance nutzen und verschwinden. Wenn die Dunkelheit kommt...«
»Das weiß ich alles, Professor. Aber draußen lauert eine Gefahr. Die Monster sind nicht mehr aus Stein. Man hat ihnen ein unseliges Leben eingehaucht. Das dürfen wir nicht vergessen. Es ist mir gelungen, eines zu vernichten, aber darauf sollten wir nicht bauen. Und mit zerfetzten Reifen können wir nicht fahren.«
»Dann werde ich eben laufen.«
Ich fühlte mich aufgewühlt. So hatte ich den Professor noch nicht erlebt. »Bitte.« Ich versuchte es in aller Ruhe und im Guten. »Es ist besser, wenn Sie bleiben.«
Er richtete sich kerzengerade auf. »Sie haben Ihre Meinung, ich habe die meine. Ich werde ins Dorf laufen und dort Hilfe holen. Ja, ich werde mich an die örtliche Gendarmerie wenden. Dort wird man mir helfen müssen.«
»Falls man Ihnen glaubt.«
»Keine Sorge, ich habe meine Reputation und kenne einige der wichtigen Menschen hier.«
Da mochte er recht haben. Mir schossen so viele Gedanken durch den Kopf, dass ich sie kaum sortieren konnte. Dann dachte ich daran, dass der Professor ein erwachsener Mensch war. Er hatte seinen eigenen Willen, und ich musste mir die Frage stellen, ob ich ihn brechen sollte. Dazu hatte ich nicht das Recht. Möglicherweise war es von Vorteil, wenn er den Ort erreichte und sich dort mit den zuständigen Stellen in Verbindung setzte.
Er quälte sich ein Lächeln ab. »Sie werden bestimmt gut auf meinen Schützling achtgeben.«
»Ja, wir tun unser Bestes.«
»Dann werde ich jetzt gehen.« Er drehte sich um, weil er von Serena Abschied nehmen wollte. »Du musst dir keine Gedanken machen. Es wird alles gut werden.«
»Das hoffe ich sehr.«
»Kannst du auch.« Er ging den ersten Schritt in Richtung Kirchentür, weiter kam er allerdings nicht, denn ich hielt ihn am Ärmel seiner Jacke fest.
»Einen Moment noch, Professor. Ich gehe mit Ihnen.«
Er fuhr herum. »Ach? Jetzt auf einmal.«
»Nur bis zur Tür.«
»Gut, kommen Sie.«
Ein gutes Gefühl hatte ich nicht. Ich dachte daran, dass diese Entscheidung der verkehrte Schritt war. Möglicherweise der, der ins Verhängnis führte.
Wir mussten an den Conollys vorbei und auch an der Blutsaugerin. Sheila und Bill bekamen große Augen, als sie sahen, was der Professor und ich vorhatten.
Bill sah aus, als wollte er sich uns in den Weg stellen oder zumindest etwas fragen. Ich aber winkte schon im Voraus ab, und so ließen die Conollys uns passieren.
Nur Sheila fragte: »Wo will der Professor denn hin?«
»Hilfe holen.«
»Aber...«
»Kein Aber, Sheila, es ist seine Entscheidung.«
Ludwig Leitner ging jetzt sogar schneller, als wollte er alles so rasch wie möglich hinter sich bringen. Ich musste mich beeilen, um ihn einzuholen. Das gelang mir dicht vor der Tür, und dort stellte ich ihm auch die Frage.
»Wollen Sie es sich nicht noch mal überlegen?«
»Nein!«, erwiderte er scharf. »Ich habe mich einmal entschlossen, und dabei bleibe ich. Ihnen vertraue ich Serena an, und ich denke, dass Sie mir dankbar sein werden, wenn ich Hilfe geholt habe.«
»Das wünsche ich mir.«
Er sah aus, als wollte er mich noch mal ansprechen. Dann überlegte er es sich anders. Ein Griff reichte aus, und er hielt die Klinke umklammert.
Mit einem heftigen Ruck zog er die Tür auf. Es stimmte, draußen war es noch hell. Selbst die Schatten einer einbrechenden Dämmerung waren noch nicht zu sehen. Auf den Gipfeln der hohen Berge hatte die Sonne einen goldenen Schleier hinterlassen. Darüber drängten sich graue Wolken zusammen.
»Dann gehe ich jetzt, Herr Sinclair.« Die Stimme hatte doch leicht beklommen geklungen.
»Tun Sie das, Professor.«
Er musste sich schon einen Ruck geben, um den ersten Schritt hinter sich zu bringen. Er ging leicht schwankend, was nach einigen Metern vorbei war. Dann trat er fest auf und lief schneller.
Ich hätte mich wieder zurückziehen können, was ich allerdings nicht tat. Irgendetwas hielt mich auf der Schwelle fest. Das konnte in meinem Innern begründet liegen, ich wusste es nicht genau. Jedenfalls blieb
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