1738 - Der Dämonen-Dom
war alles sehr einfach gewesen, doch ich glaubte nicht daran, dass es auch so bleiben würde.
Bill und Sheila erwarteten mich an der offenen Kirchentür. Sheila wollte wissen, worauf ich geschossen hätte. Es brachte uns nicht weiter, wenn ich sie anlog und mir irgendeine Ausrede ausdachte. Außerdem war sie seit Jahren Kummer gewohnt. Deshalb erzählte ich ihr die Wahrheit.
»Also doch«, flüsterte sie danach. »Dann hat dieser Dämonen-Dom seinen Namen zu Recht erhalten.«
»Das denken wir inzwischen auch.«
»Und wie geht es weiter?«
Das konnten wir ihr nicht sagen.
»Da gab es noch einen zweiten Dämon über dem Eingang.« Sie schaute in die Höhe.
Bill erklärte ihr, dass dieser leider verschwunden war.
»Also noch ein Gegner.«
»Ja.« Bill lächelte. »Wenn es dabei bleibt, ist das ja okay.«
Er hatte mir praktisch ein Stichwort gegeben. »Ich werde mich auf die Suche nach ihm machen. Ihr geht zurück in die Kirche, während ich hier draußen bleibe und mich umschaue. Außerdem denke ich darüber nach, den Ort hier zu verlassen.«
»Das wird Serena nicht passen.«
»Ist mir egal, Sheila. Wir müssen an uns denken. Und dann gibt es da noch Justine Cavallo. Sie ist zwar momentan schwach, aber dass sie so bleibt, darauf würde ich auf keinen Fall eine Wette eingehen.«
Bill stimmte mir zu und sprach davon, dass er sie im Blick behalten würde.
»Dann drehe ich mal meine Runde.«
»Gut, bis gleich.«
Ich wartete, bis die beiden in der Kirche verschwunden waren, und machte mich auf den Weg.
Mir war alles andere als wohl in meiner Haut. Natürlich war das Erscheinen des Dämons nicht alles. Ich dachte mehr an ein Vorspiel, bei dem das dicke Ende noch folgen würde.
Mein Blick glitt über den Weg, der zur Straße führte, wo sich der normale Verkehr bewegte. Es kam mir vor wie eine andere Welt, obwohl sie nur einige Meter entfernt lag. Hier schienen wir abgeschottet zu sein. Kein Fahrer bog von der normalen Straße ab, um in Richtung der Kirche zu fahren.
Neben dem Ascherest blieb ich für einen Moment stehen. Der Wind hatte nicht alles weggeweht. Ich war heilfroh, nicht unbewaffnet zu sein. Allerdings hätte ich den Conollys auch gern die eine oder andere Waffe gegönnt.
Als ich einen Blick auf den Fiesta warf, überkam mich der Schreck. Da stieg in mir eine heiße Lohe hoch.
Er stand zwar da, wo wir ihn abgestellt hatten, schien aber ins Gras gesackt zu sein.
Als ich mich etwa auf zwei Meter dem Fiesta genähert hatte, sah ich, dass die Reifen zerstört worden waren. Und zwar alle vier. Man hatte nicht einfach in sie hineingestochen, nein sie waren regelrecht zerfetzt worden. Als wären an allen möglichen Stellen spitze Gegenstände hineingeschlagen worden.
Dafür gab es nur eine Erklärung. Ich dachte an die Dämonen und dabei fielen mir auch ihre Krallen ein. Sie mussten bei dem Fiesta ganze Arbeit geleistet haben.
Es gab noch ein zweites Fahrzeug. Der kleine Geländewagen des Professors. Er stand noch auf seinem Platz und war mit der Kühlerschnauze nach vorn gesunken. Hier waren die beiden Vorderreifen zerfetzt worden, und so hatten wir alle das Nachsehen.
Der Grund lag auf der Hand. Die andere Seite wollte nicht, dass uns eine schnelle Flucht gelang. Sie hatte noch etwas vor, und wir sollten ihre Gefangenen sein.
Es war keine gute Nachricht, die ich meinen Verbündeten bringen musste. Aber ich wollte auch nichts verschweigen, und wir mussten darüber reden, wie wir unsere Pläne änderten.
Eine Flucht zu Fuß war die einzige Möglichkeit. Zwar war der Tag schon weiter fortgeschritten, aber noch war es hell. Und falls es nur diesen einen Verfolger gab, mit dem würde ich schon fertig werden. Gegen die geweihten Silberkugeln war er nicht gefeit.
Vor der Kirchentür blieb ich noch mal stehen und schaute mich um. Von irgendwoher hörte ich das schwache Läuten einer Kirchenglocke.
Ich öffnete die Tür und betrat wieder den leicht düsteren Kirchenraum. Meine Augen gewöhnten sich schnell an die Umgebung, und so sah ich, dass sich nichts verändert hatte.
Die Cavallo hockte weiterhin auf ihrem Platz. Der Professor und Serena hatten ihren Platz am Altar nicht verlassen, und auch die Conollys standen zusammen. Bill allerdings kam mir entgegen, und er sah meinem Gesicht an, dass etwas passiert sein musste.
»Was ist los?«, flüsterte er.
»Wir kommen so leicht nicht mehr weg. Das Monstrum hat mit seinen Krallen bei eurem Fiesta alle vier Reifen zerfetzt und beim Geländewagen die
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