1738 - Der Dämonen-Dom
Gesicht bewegte. Das lag nicht an Serena, es war eine Kraft, die sich unter der Haut abzeichnete.
»Kann ich was für dich tun?«, fragte Sheila.
»Gern.«
»Und was?«
»Gibt es hier ein Bad?«
»Natürlich.«
»Dann möchte ich dort hin.«
»Kein Problem. Warte, ich gehe vor und zeige dir den Weg.«
»Danke.«
Sheila sagte nichts mehr. Sie ließ die Mystikerin gehen, nachdem sie die Tür geöffnet und das Licht eingeschaltet hatte, das einen recht großen Raum erhellte, in dem es eine Wanne und eine separate Dusche gab sowie zwei Waschbecken, über denen ein breiter Spiegel hing.
Sheila zog sich noch nicht zurück. Sie wartete an der Tür und schaute zu, wie Serena sich alles anschaute. Dabei war sie oft im Spiegel zu sehen, und so sah Sheila, dass mit ihrem Gesicht auch weiterhin etwas nicht stimmte. Die Haut wurde durch eine Kraft darunter bewegt, und die zahlreichen Wunden hatten eine andere, schon dunklere Farbe angenommen, was sie nicht als positiv ansah.
Aber sie hatte Serena versprochen, sie allein zu lassen, und das tat sie auch.
Wohl war ihr nicht. Sie selbst war blass geworden. Und sie ging davon aus, dass die Mystikerin mit ihren warnenden Worten nicht mal so falsch lag. Hier war nicht alles in Ordnung, auch wenn es beim ersten Hinschauen so wirkte.
Sheila brauchte etwas zu trinken. Aus dem kleinen Kühlschrank holte sie eine Flasche Mineralwasser, öffnete sie und trank in langen Zügen. Es war eine Wohltat, und schon ging es ihr etwas besser.
Serena war im Bad. Sheila wollte ihr etwas Zeit geben und dann nachschauen, falls sich die Mystikerin bis dahin nicht gemeldet hatte.
Zunächst meldete sich ihr Handy. Sheila schrak zusammen, als sie das Geräusch hörte. In den folgenden Sekunden dachte sie darüber nach, wo sich der schmale Apparat befand. Auf der Wanderung hatte sie das Ding nicht bei sich gehabt. Es reichte aus, dass Bill eines dabei hatte. Ihres fand sie auf dem Schreibtisch. Sheila eilte hin und meldete sich mit einer Stimme, die bedrückt klang.
»He, alles okay?«
»Ach, du bist es, Bill.«
»Wer sonst?« Er lachte. »Ist bei dir wirklich alles in Ordnung?«
»Sag erst mal, wie es dir ergangen ist.«
»Gut. Ich habe einen Wagen bekommen. Einen kleinen Polo. Aber der reicht aus.«
»Super. Und wo bist du jetzt?«
»Auf der Fahrt zur Kirche. Ich habe nur kurz angehalten, um mit dir zu sprechen. Und dann wollte ich mich erkundigen, wie es euch ergangen ist. Seid ihr gut im Hotel angekommen?«
»Ja, es ist alles klar.«
»Wie geht es Serena?«
»Sie hat bisher alles gut überstanden. Im Moment befindet sie sich im Bad.«
»Hm. Deine Stimme klang nicht so gut.«
»Ach, ich weiß auch nicht, was ich denken soll, Bill. Serena ist nicht eben positiv eingestellt. Sie hat Angst, das habe ich ihr deutlich angesehen.«
»Gibt es dafür einen Grund?«
»Keinen direkten, glaube ich. Es ist mehr die allgemeine Lage. Sie hat auch einiges durchgemacht.«
»Das verstehe ich. Ich bin nur froh, dass ihr es geschafft habt. Ich fahre dann weiter und komme mit den beiden zurück.«
»Dann wird die Cavallo auch hier wohnen?«
»Wir werden ihr ein Doppelzimmer zusammen mit John besorgen.«
»Was sagst du da?«
»War ein Scherz. Bis später, Sheila.« Sie wollte noch etwas sagen, doch ihr Mann hatte die Verbindung bereits unterbrochen.
Trotz allem hatte ihr der Anruf gut getan. Sie wusste jetzt, dass Bill unterwegs war und es ihm gut ging.
Serena hatte das Bad noch nicht verlassen. Darüber war Sheila nicht eben erfreut, denn sie hatte auch kein Wasserrauschen gehört. Auch die Toilettenspülung war nicht zu hören gewesen, und sie machte sich schon ihre Gedanken.
Sheila gab ihr noch eine Minute. Als die vorbei war, fasste sie den Entschluss, nachzuschauen. Sie ging auf die Badezimmertür zu und lauschte.
Nein, da war nichts zu hören.
Aber sie wollte Bescheid wissen. Sie war noch so höflich und klopfte, doch es gab von der anderen Seite keine Reaktion.
»Dann eben nicht«, sagte sie leise, drückte die Klinke nach unten und öffnete.
Der Blick war gut. Er erfasste das gesamte Bad. So sah Sheila auch Serena. Ihr genügte ein kurzes Hinschauen, um zu sehen, was passiert war.
»Mein Gott«, flüsterte sie nur, »mein Gott...«
***
Ich hatte den ehemaligen Dämonen-Dom erneut betreten.
Was hatte mich gewarnt? In der Kirche war nichts zu sehen. Die Leiche und die Glassplitter hatte ich passiert und war jetzt auf dem Weg zum Altar.
Das helle Licht riss nichts aus der
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