174 - Die Katastrophe von Basajaun
Leben ja gar nicht auszuhalten gewesen.
Er fragte sich, was aus Tirso einmal werden sollte. Blauhäutig, ein Zyklop und zudem noch mit einer paranormalen Begabung, hatte man ihn bisher noch nicht in die Öffentlichkeit gelassen. Aber auf die Dauer war das keine Lösung, schließlich konnte sich Tirso nicht sein Lebtag versteckt halten.
„Wie geht es Onkel Unga?" fragte Martin. „Wird er wieder gesund?"
„Ja", antwortete Dorian, obwohl er in Sorge war. „Was spielen wir jetzt?"
„Lugurihaschen."
Auf Dorians Erstaunen hin erklärte es ihm Martin. Tirso ließ einen schwarzen Lumpen schweben. Das war der Fürst der Finsternis, den es zu fangen und zu überwältigen galt.
Dorian war ein wenig geschockt. Das kindliche Spiel ließ doch einiges erkennen. Andererseits war Martin nun einmal sein Sohn, und er hatte schon mehrere dämonische Abenteuer erlebt.
Luguri und Zakum waren ihm zumindest vom Namen her Begriffe. Er wußte auch, daß seine Mutter einmal in der Schwarzen Familie gewesen und von ihr ausgestoßen worden war. Oder sich mit ihr verkracht hatte, wie auch immer. Kinder sahen und hörten mehr, als man ahnte, und sie machten manchmal verblüffend sichere Bemerkungen, die erkennen ließen, wie sie Zusammenhänge durchschauten.
Natürlich vermochten sie sie der Bedeutung nach nicht so einzuordnen wie Erwachsene. Das Lugurihaschen mochte eine gute Möglichkeit für Martin und auch Tirso sein, die Problematik, der sie sich nun einmal ausgesetzt sahen, zu bewältigen und zu verarbeiten.
Dorian spielte mit, pirschte sich an, lauerte hinter der Scheunenecke und stürzte sich dann auf den Luguri, den Tirso, von Martin durch Zurufe unterstützt, durch Telekinese wegriß. Dorian flog mehrmals in den Dreck, was ihn wenig störte. Martin war dann immer derjenige, der den Fürst der Finsternis erwischte und besiegte.
Es war ein heiteres Spiel. Dann sank die Sonne. Reena rief, und die drei Helden begaben sich zum Haus. Reena schlug beim Anblick von Martins Kleidung die Hände über dem Kopf zusammen.
„Du Ferkel! Schämst du dich nicht? Was soll dein Vater sagen?"
Dann erblickte sie Dorian und verstummte. Er sah nämlich noch schlimmer aus. Natürlich war Dorian unruhig, und er hatte alle möglichen Ängste und Sorgen. Aber sollte er sich davon aufzehren lassen? Er hielt es für besser, sich mit Martin und Tirso zu zerstreuen, wenig genug gemeinsame schöne Stunden hatte er mit seinem Sohn.
Er war stolz auf den Jungen und ganz vernarrt in ihn. Jetzt konnte er mit Martin auch mehr anfangen als zu der Zeit, als er ein Baby und Kleinkind gewesen war. Coco hatte schon immer gemeint, bis ein Kind für seinen Vater richtig interessant sei, müsse es schon Rollerfahren und Ballspielen können.
Doch jetzt waren die fröhlichen Stunden vorbei. Die Dämmerung kam und mit ihr Rebecca. Zwar konnte sie sich nicht um die ganze Welt versetzen, wie es Luguri, der schlaue Zakum oder der seit den Geschehnissen in Rio von der Schwarzen Familie totgeglaubte Olivaro vermochten, es sei denn, ein stärkerer Dämon half ihr mit einem magischen Tor, doch für geringere Ortsveränderungen reichten ihre Fähigkeiten. Seit sie das Vermächtnis des dämonischen Archivars und Schiedsrichters der Schwarzen Familie, Skarabäus Toth, angetreten hatte, hatten die Kräfte der Vampirin eine gewaltige Steigerung erfahren.
Jetzt war Rebecca bei den Schwarzblütlern eine Größe, mit der man rechnen mußte. Andererseits war ihre Rolle nicht klar umrissen. Ihre Pläne, ein Weltreich der Vampire zu errichten, hatte sie zumindest vorerst zurückgestellt, denn sie stießen auf Widerstände, die Rebecca zu Anfang nicht bedacht hatte.
Sie war nämlich zum einen den Vampiren der Drakula-Schule nicht grausam und dämonisch genug.
So trank sie nur alle paar Monate das Blut eines Mörders, der mehrfach den Tod verdient hatte. Ihn verwandelte sie in eine Riesenfledermaus. Davon verfügte sie über eine ganze Schar. Darunter war Eric, ein Gatten- und Familienmörder, ihr Favorit. Er hatte jede Erinnerung verloren und war Rebecca wie die übrigen Vampirfledermäuse sklavisch ergeben.
Rebeccas nächste Schwierigkeit war, daß Werwölfe, Ghoule und all die andern Nichtvampire der Schwarzen Familie ihre Ambitionen ablehnten. Sie fragten sich ganz zu Recht, weshalb sie den Vampiren eine Sonderstellung einräumen und sie als die Elite betrachten sollten.
Bei derartigen Erörterungen fielen Schimpf -und Schmähworte wie Sargpenner, Schwind- und Blutsüchtige,
Weitere Kostenlose Bücher