174 - Jennifers Verwandlung
freundliche Männer musterten sie interessiert von Kopf bis Fuß. Der eine war ein tpyischer Ire mit Sommersprossen und rotblondem Haar. Sein Kollege war schwarzhaarig und nicht sehr groß, ein Südländer - Spanier, Italiener oder Grieche.
»Ich bin Sergeant David Carides«, sagte er.
Also Grieche, dachte Jennifer.
»Und das ist Sergeant Warren Douglas«, stellte Carides auch seinen Kollegen vor.
»Oh, bitte kommen Sie herein«, sagte Jennifer zerfahren.
»Sie sind Miß Bloom, richtig?« vergewisserte sich Carides.
»Ja, so heiße ich, Officer. Sie müssen entschuldigen, ich hatte noch nie Polizei im Haus.«
»Sie brauchen unseretwegen nicht nervös zu sein, Miß Bloom«, sagte Sergeant Douglas besänftigend.
Sie traten ein, und Jennifer führte die Beamten ins Wohnzimmer.
»Sie haben es sehr schön hier«, stellte Sergeant Carides anerkennend fest Er sprach mit Jennifer wie mit einer Geisteskranken: etwas lauter als gewöhnlich und sehr deutlich.
Jennifer forderte die Beamten auf, sich zu setzen.
»Wir haben leider nicht viel Zeit«, sagte Warren Douglas.
»Ich verstehe.« Jennifer nickte. »Sie sind wegen des Unfalls hier, nicht wahr? Sie möchten von mir hören, wie es dazu kam. Ich soll meine Aussage machen.«
»Eigentlich sind wir aus einem anderen Grund gekommen«, meinte Sergeant Carides vorsichtig. »Man hat Sie ins Krankenhaus gebracht. Erinnern Sie sich?«
»Natürlich erinnere ich mich, Sergeant«, antwortete Jennifer.
Sie vergaß keinen Augenblick, ihre Hände verborgen zu halten.
»Sehen Sie, Miß Bloom… Sie dürfen nicht denken, daß wir Ihnen irgendeinen Vorwurf machen wollen. Sie haben ein schlimmes Erlebnis hinter sich und sind ziemlich durcheinander…«
Jennifer lächelte verlegen. »Das kann man wohl sagen.«
»Wir verstehen das, Miß Bloom«, sagte Sergeant Carides sanft. »Nach einem solchen Schock tut man Dinge, die man… nun sagen wir mal, die man unter normalen Umständen nicht getan hätte. Sehen Sie, man wollte Sie im Krankenhaus gründlich untersuchen…«
»Man hat mich untersucht«, fiel ihm Jennifer in die Rede.
»Das ist schon richtig, aber die Ärzte waren damit noch nicht fertig, als Sie das Krankenhaus verließen, um nach Hause zu gehen, Miß Bloom. Sie hätten erst heimgehen dürfen, sobald es Ihnen die Ärzte erlaubten. Wir müssen Sie deshalb bitten, uns zu begleiten.«
Jennifer blinzelte gekonnt. »Wohin? Aufs Revier?«
Carides lachte. »Aber nein, doch nicht aufs Revier. Sie haben nichts angestellt. Wir bringen Sie lediglich ins Krankenhaus zurück.«
»Aber mir fehlt doch nichts, ich bin in Ordnung.«
»Das glauben wir Ihnen gern, aber im Leben muß alles seine Ordnung haben. Ich bin sicher, Sie sehen das ein und machen uns keine Schwierigkeiten.«
Jennifer wollte nicht in die Klinik zurückgehen. Da es sich die Polizisten aber nicht nehmen lassen würden, sie dort abzuliefern, gab es für dieses Problem nur eine Lösung.
»Hut!« sagte sie verloren. »Ich muß mir einen Hut aufsetzen. Es ist kalt, ich darf mich nicht verkühlen.« Sie schaute Warren Douglas an. »Sie sind größer als ich, Sergeant. Würden Sie die Freundlichkeit haben, mir meinen Hut aus dem Hochschrank zu holen?«
»Aber ja«, sagte Douglas gutmütig, und Jennifer begab sich mit ihm ins Schlafzimmer.
Sie schloß wohlweislich die Tür, damit Carides nichts mitbekam, und zeigte Sergeant Douglas den Schrank.
»Ich möchte mir schon lange ein kleines Treppchen kaufen«, sagte sie verlegen, »aber bisher blieb es beim Wollen. Ich weiß nicht, warum.«
Warren Douglas grinste. »Wenn ein großer Mann im Haus wäre, könnten Sie sich diese Ausgabe sparen.« Er öffnete den Schrank, und Jennifer Bloom zog langsam das Messer.
***
»Du solltest ihn zudecken, Lance«, sagte ich zu unserem Freund leise.
»Chrysa will es nicht«, erwiderte er in derselben Lautstärke. »Sie möchte ihn ansehen,«
»Obwohl sein Anblick sie quält.«
Lance Selby zuckte mit den Schultern, was soviel heißen sollte wie: Da kann man nichts machen.
»Was nun?« fragte ich.
Wir waren etwas zur Seite getreten, um Chrysas Trauer nicht zu stören. Sie hielt neben ihrem Geliebten Totenwache. Sein Einsatz, sie zu retten, hatte ihn letztlich das Leben gekostet. Er war für sie gestorben. Aber er hätte für sie leben sollen.
»Kolumban kann hier nicht liegen bleiben«, sagte ich. »Wir müssen ihn beerdigen, und anschließend müssen wir seine schwarze Seele suchen. Ich hoffe, ihr habt eine brauchbare Idee.
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