174 - Jennifers Verwandlung
verfügen!« fruchte Bob. »Wenn Sie sich an die Verkehrsregeln gehalten hätten…«
Jennifer stöhnte laut, und Bob unterbrach sich sofort.
Er nahm ihr blasses Gesicht vorsichtig zwischen seine zitternden Hände.
»Bist du okay, Jennifer? Sag, daß du in Ordnung bist. Bitte.«
»Vielleicht hat sie innere Verletzungen«, sagte Sam Moxey.
»Halten Sie den Mund!« schrie ihn Bob an. Er wollte so etwas Schreckliches nicht hören. »Es fehlt ihr nichts, sie ist nur benommen. Komm, Jennifer, komm, steh auf.«
»Verdammt, ich werde nicht zulassen, daß Sie sie zwingen!« sagte Moxey wütend. »Sie sind ja nicht bei Trost, Mann. Wissen Sie, was Sie mit Ihrer Verrücktheit anstellen können? Anscheinend nicht, deshalb werde ich es Ihnen sagen: Sie können das Mädchen umbringen! War das deutlich genug? Geht das in Ihren vernagelten Schädel hinein?«
»Wo bleibt denn der Krankenwagen so lange?« ächzte Bob und sank neben Jennifer auf die Knie. »Sprich mit mir, Liebling. So sag doch was, sag irgend etwas. Bitte. Ich… ich möchte deine Stimme hören.«
Jennifer schien einen verzweifelten Kampf auszutragen, einen Kampf, den sie nicht gewinnen konnte. Anscheinend wußte und spürte sie das.
Traurig sah sie Bob an, ihr Blick bettelte um Hilfe, doch Bob wußte nicht, was er für sie tun konnte.
»Von Erster Hilfe haben Sie wohl noch nie gehört«, sagte Sam Moxey nüchtern.
»Sie ist doch nicht verletzt«, erwiderte Bob.
»Man muß sie richtig legen, muß sie auf die Seite drehen. Gehen Sie weg. Lassen Sie mich das machen.«
»Sie fassen Jennifer nicht an!« schrie Bob völlig durchgedreht.
»Ihr kann schlecht werden. Sie kann sich erbrechen. Soll sie daran ersticken, bloß weil Sie so dämlich sind und keine Ahnung haben, was in so einem Fall zu tun ist?«
»Ich habe nicht an jeder Straßenkreuzung so einen Unfall.«
Jennifers verkrampfte Züge glätteten sich.
»Sehen Sie, es geht ihr schon besser«, sagte Bob aufatmend.
Das Mädchen schloß die Augen, und das beunruhigte nicht nur Sam Moxey. Auch Bob Ontecan schnürte eine entsetzliche Ahnung die Kehle zu.
»Jennifer?«
Sie reagierte nicht.
Bob schüttelte sie. »Jennifer!«
»Lassen Sie das!« fuhr ihn Moxey zornig an.
»Aber sie sagt nichts, sie reagiert nicht, sie… Warum macht sie denn die Augen nicht auf? Ist sie ohnmächtig, oder was?« Bob legte sein Ohr auf Jennifers Brust. Sie trug einen dicken Thermomantel. Wenigstens den hätte Bob öffnen sollen, aber auch daran dachte er nicht. Er war in seinem ganzen Leben noch nie so durcheinander gewesen.
Die enorme Aufregung ließ das Blut so laut in Bobs Ohren rauschen, daß er nichts anderes wahrnahm.
»Ich… ich höre nichts!« stieß er hysterisch hervor. »Ihr Herz! Großer Gott, ihr Herz… Es schlägt nicht mehr! Jennifer ist… tot!«
***
Betroffenheit lastete auf uns und füllte den Raum bis in den letzten Winkel. Ich hielt noch den Telefonhörer in der Hand und konnte nicht fassen, was ich soeben erfahren hatte: Kolumban lebte nicht mehr!
Er war aus einer anderen Dimension gekommen, ein sympathischer Bursche mit vorquellenden Augen und Schwimmhäuten zwischen den Fingern.
Der Dämon Oggral hatte seinen Vater enthauptet, weil dieser der weißen Hexe Chrysa seinen magischen Dolch überlassen hatte, damit sie Oggral töten konnte.
Der Mordanschlag scheiterte, und Niaroc, Kolumbans Vater, verlor den Kopf. Auch Chrysa sollte so enden, aber Kolumban rettete sie in letzter Sekunde. Er wurde dabei von Oggral schwer verletzt. Dennoch gelang ihnen die Flucht, und in Lance Selbys Haus konnten ihn Roxane, Oda und Chrysa mit einem Hexentrank sowie Mr. Silver mit seiner Heilmagie einigermaßen wiederherstellen. [1]
Wir hatten alle geglaubt, daß Kolumban weit überm Berg war. Niemand rechnete mit einem Rückfall -und schon gar nicht mit Kolumbans Tod.
Er war noch schwach gewesen, als wir uns von ihm verabschiedeten, doch jemand, der ihn nicht kannte, hätte nichts von dieser Schwäche gemerkt. Sie wäre nur dann zum Tragen gekommen, wenn Kolumban hätte kämpfen müssen.
Erschüttert sah ich Vicky, Roxane, Mr. Silver und Boram an.
Der Tag hatte mit einem Sieg über Oggral und seine beiden Leichenfresser begonnen, und wir hatten Shavenaar, das Höllenschwert, wieder.
Chrysa und Kolumban waren außer Gefahr gewesen, und wir hatten in Lance Selbys Haus mit Sekt auf das alles angestoßen, aber das grausame Schicksal gönnte uns die Freude nicht.
Es schien uns dafür bestrafen zu wollen, daß
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