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174 - Jennifers Verwandlung

174 - Jennifers Verwandlung

Titel: 174 - Jennifers Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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konnte.
    Er warf sich das Fleisch, das er erst zu Hause häuten würde, über die breiten Schultern, so daß die Last auf seinem Stiernacken lag, und marschierte damit los.
    Schon nach einer kurzen Wegstrecke merkte er, daß er sich in seiner Gier zuviel abgeschnitten hatte, aber er trennte sich von keinem Gramm. Trotzig ächzend schleppte er das schwere Fleisch weiter. Der Schweiß rann ihm in breiten Bächen über das Gesicht, versickerte im struppigen Bart, um später irgendwo herauszutropfen.
    Erneut erschöpft erreichte er eine Gruppe von eigenwillig gewachsenen Bäumen. Ihre Rinde wies dicke weiche Wülste auf, die die Stämme ringförmig umschlossen.
    Ihre Kronen glichen gespreizten Fingern, die von einem Handteller aufragten, und auf einer dieser Plattformen befand sich Adroons Behausung - ein hüttenähnliches Gebilde ohne Fenster, mit einem kleinen Schlupfloch.
    Adroon hatte sich dort oben angesiedelt, weil es in diesem Gebiet gefährlich war, auf dem Boden zu wohnen. Vom Baum aus hatte er zudem einen guten Blick über das Gelände und sah jeden, der sich seiner Unterkunft näherte, rechtzeitig.
    Er warf erst einmal das Fleisch ab und lehnte sich an »seinen« Baum. Es war klar, daß er mit der gesamten Beute nie seine Behausung erreichen konnte, deshalb war es nötig, den Schlangenleib nun zu häuten und zu portionieren.
    Mit gezücktem Dolch ging er ans Werk. Er schnitt das Fleisch in zehn annähernd gleich große Stücke und kletterte mit jedem einzelnen zu seiner Behausung hinauf.
    Zuletzt holte er die Schlangenhaut, die er zu einem späteren Zeitpunkt bearbeiten würde. Vorläufig breitete er sie mit der Innenseite nach oben auf dem Dach seiner Baumhütte aus, damit Wind und Wetter sie gerbten.
    Um den Flüssigkeitsverlust wettzumachen, schüttete er sich einen selbst gegorenen Trank in die Kehle.
    Er schluckte gierig, und als er genug hatte, lehnte er sich entspannt an die Hüttenwand und wartete auf die Wirkung des bläulichen Gebräus.
    Sie setzte alsbald ein, machte sich zunächst als dünnes Prickeln bemerkbar und wurde sehr schnell zu einem Brennen und Ziehen. Adroon stöhnte und drehte den Kopf benommen hin und her.
    Allmählich empfand er Wärme und Schwerelosigkeit; bunte Farbkleckse tanzten vor seinen weit geöffneten Augen, und Laute, wie sie für gewöhnlich nur lallende Idioten ausstoßen, kamen über seine Lippen.
    Irgendwann ließ die Wirkung des Tranks nach, und eine häßliche Leere breitete sich in Adroon aus.
    Er mußte sich jetzt irgendwie ablenken, deshalb ging er daran, die erste Fleischportion über einer kleinen Feuerstelle in einem tiefen Topf zu kochen. Als das Schlangenfleisch gar war, schlug er hungrig seine kräftigen Zähne hinein.
    Er riß große Stücke heraus und schlang sie gierig hinunter. Kaum im Magen, spürte er, wie die Schlangenkraft in seinen Körper strömte. Und während er laut rülpste und sich satt und zufrieden zurücklegte, um in aller Ruhe zu verdauen, traf Kayba, der Lavadämon, ein.
    ***
    Fassungslos starrte Chrysa in den leeren Sarg. »Wo… ist… Kolumban?« krächzte sie.
    Obwohl das Verschwinden von Kolumbans Leiche für die weiße Hexe ein Schock gewesen war, klappte sie nicht zusammen. Ich brauchte sie nicht zu stützen. Stocksteif stand sie da und wartete anscheinend auf eine Erleuchtung.
    Doch wem sollte die kommen?
    Wer hatte die Leiche geraubt? Und weshalb? Um uns erpressen zu können? Oder… hatte es Kolumbans schwarze Seele irgendwie geschafft, in den Körper zurückzukehren und ihn zu veranlassen, aufzustehen und fortzugehen? Wenn schwarze Kräfte im Spiel waren, war so vieles möglich, daß es mir unwillkürlich kalt über den Rücken rieselte.
    Die Zeremonie war natürlich beendet. Da sich Kolumbans Leiche nicht im Sarg befand, gab es nichts, was wir hätten beerdigen können.
    Ich nahm mich der vor Erregung zitternden weißen Hexe an. Als ich meine Hand unter ihren Arm schob, zuckte sie heftig zusammen und schaute mich wie einen Fremden an.
    »Es ist besser, wir gehen, Chrysa«, sagte ich sanft.
    »Wo ist Kolumban?«
    »Wir werden es herausfinden. Erst einmal fahren wir nach Paddington zurück«, sagte ich. »Sobald du wieder in Lances Haus bist, sehen wir weiter.«
    »Er kann nicht selbst aufgestanden sein, Tony. Jemand muß seine Leiche geraubt haben?«
    »Es wird sich alles aufklären«, versprach ich.
    Widerstrebend ging Chrysa mit mir, während die Männer vom Beerdigungsinstitut den Sarg schlossen. So etwas war ihnen mit

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