174 - Jennifers Verwandlung
sie fraß, manchmal verschlang sie sie gleich lebend.
Adroons ausgeprägte Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Zweimal hatte er sich schon überlegt, ob er sich nicht lieber zurückziehen und ein andermal wiederkommen sollte, denn wenn sich die Schlange an einem Riesentier sattgefressen hatte, würde die Verdauung sehr lange dauern, und während dieses Vorgangs würde Adroon das Reptil nicht zu Gesicht kriegen.
Daß die Schlange von seiner Anwesenheit Kenntnis hatte, wußte er nicht.
Sie ließ sich mit ihrem Angriff Zeit, wog ihn in Sicherheit. Aber sie bereitete sich ohne Adroons Wissen auf den Kampf vor, der mit seinem Tod enden sollte.
Geschmeidig bewegte sie sich in ihrem Nest, ihr Körper floß durch einen breiten Gang. Sie trug mächtige Hörner auf ihren flachen, dreieckigen Köpfen, und diese fingen plötzlich an zu glühen.
Höllenenergie wurde auf diese Weise sichtbar, und die Schlange richtete die aktivierte Kraft nach oben. Sie wußte genau, wo Adroon lag, und wollte ihn überlisten.
Der Dämon ahnte nicht, daß er in die falsche Richtung blickte. Vor ihm befand sich zwar der Nesteingang, doch die Teufelsschlange konnte mit ihren magischen Hörnern jederzeit an jeder beliebigen Stelle einen neuen Ausgang schaffen.
Und sie schuf ihn hinter Adroon!
In diesem Augenblick!
Sie durchbohrte den Boden, schoß hoch und ragte zwei Meter über Adroon auf. Ihr Angriff überraschte ihn völlig.
Normalerweise reagierte er ohne Verzögerung, doch diesmal war er nicht schnell genug. Er mußte erkennen, daß er die Schlange unterschätzt hatte.
Als er herumrollte, riß die Satansschlange bereits ihre beiden Mäuler auf und stieß ein schneidendes Fauchen aus. Es schien nur noch die Frage zu sein, welches Maul Adroon verschlingen würde.
***
Jennifer Bloom betrachtete das lange Messer in ihrer Hand, und ein frostiges Lächeln kerbte sich um ihre Lippen.
Sie hatte tatsächlich vor, nicht mehr von hier wegzugehen.
Elizabeth Lansbury hatte das für einen Scherz gehalten. Sie würde bald erkennen, wie ernst es Jennifer damit war. Die Mörderin verließ das Wohnzimmer und näherte sich der offenen Kellertür. Sie hörte Elizabeth vergnügt summen.
Jennifer verbarg das Messer wieder hinter ihrem Rücken, wie sie es bei Sergeant Carides getan hatte, und setzte ihren Fuß auf die erste Stufe der Kellertreppe. Elizabeth machte es ihr leicht, sie zu finden. Sie brauchte nur auf das Summen zuzugehen.
Als sie das untere Ende der Treppe erreichte und sich nach links wandte, bemerkte sie mehrere Weinregale, mit unzähligen Flaschen bestückt. Elizabeths verstorbener Verwandter hatte viel zuviel Wein gekauft. Er hätte doppelt so alt werden müssen, um das alles trinken zu können.
Etwas knirschte unter Jennifers Schuh. Sie war wütend und hätte beinahe geflucht. Elizabeth sah natürlich nach, wodurch das Geräusch hervorgerufen worden war. Mit einer Scotchflasche in den Händen trat sie zwischen den Regalen hervor und erblickte Jennifer.
Sie lachte. »Kannst du es nicht erwarten?«
»Ich wollte mich hier mal Umsehen«, erwiderte Jennifer.
»Ich könnte ins Spirituosengeschäft einsteigen, soviel hat mir mein Onkel hinterlassen. Wenn mir niemand hilft, diesen Vorrat zu vernichten, werde ich unweigerlich zur Alkoholikerin.«
»Vernichten?« fragte Jennifer.
»Na ja«, entgegnete Elizabeth schmunzelnd, setzte die geschlossene Flasche vor die Lippen und sagte: »Gluck-gluck!«
»Ah, ich verstehe«, meinte Jennifer. »Nun, diesbezüglich brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ich bin gekommen, um zu vernichten.«
»Großartig. Wir wollen gleich damit beginnen«, sagte Elizabeth übermütig. »Ach, Jennifer, wird das ein herrlicher Abend. Komm, wir gehen nach oben und machen es uns gemütlich.«
Jennifer Bloom trat zur Seite, um Elizabeth Lansbury vorbeizulassen. Als Jennifer Elizabeths Rücken vor sich hatte, kerbte sich ein grausamer Ausdruck um ihre zusammengepreßten Lippen. Sie richtete die Messerspitze gegen die Freundin und stach blitzschnell zu.
***
Pechschwarze Zungen flatterten dem überraschten Dämon entgegen. Daß sich die Schlange jederzeit einen anderen Ausgang schaffen konnte, hatte er nicht gewußt, und diese Unwissenheit konnte ihm nun zum Verhängnis werden.
In den dunklen Augen des Riesenreptils glitzerte Mordgier.
Adroon suchte tastend nach seinem Speer, ohne den Blick von seinem gefährlichen Feind zu wenden. Die gespalteten Zungen trafen ihn wie Peitschenenden, und heftige
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