1741 - Die Shanghai-Falle
Rücken gegen die Wand und hielt sogar den Atem an.
Die Männer betraten die Baracke, und Shaos Wunsch erfüllte sich, denn sie schauten nach vorn. Und noch immer hatte Shao das Gefühl, dass Dau Xing nicht zu ihnen gehörte.
Shao verhielt sich still. Noch schaute sie auf die Rücken der Männer, was bestimmt nicht so bleiben würde. Als die vier die Mitte der Baracke erreicht hatten, blieben sie stehen, und sie veränderten ihre Haltung. Plötzlich sah sich Dau Xing im Mittelpunkt eines Quadrats, und er wirkte wie ein Mensch, der sich alles andere als wohl fühlte.
Was nun?
Shao hatte keine Lösung. Sie besaß auch keine Waffe und fühlte sich hilflos. Jemand sprach auf Dau Xing ein, und zwar so schnell, dass Shao nur die Hälfte verstand. Zum Glück in einem Dialekt, den sie beherrschte.
Es passierte urplötzlich. Der Redeschwall erreichte Dau Xing auch weiterhin, als einer der vier Männer zutrat.
Der Polizist schrie auf. Er war am Schienbein getroffen worden. Ein scharfer Schmerz durchraste sein Bein. Er beugte sich vor und erhielt einen Schlag in den Nacken.
Shao hatte alles mit ansehen können. Sie wagte nicht, sich zu rühren, aber sie sah den Polizisten am Boden liegen. Er krümmte sich, als ihn zwei Tritte trafen.
Zugleich sprachen drei der Männer auf ihn ein. Sie überschütteten ihn mit Vorwürfen, und Shaos Ohren wurden immer größer, denn sie wollte alles mitbekommen, auch deshalb, weil sie ihren und Sukos Namen hin und wieder hörte.
Was sollte sie tun?
Hingehen und sich zeigen?
Nein, das war zu gefährlich ohne Waffe. Im Moment passierte nichts. Die Männer umstanden Dau Xing, der nach oben schaute und wieder eine Frage hörte.
»Wo ist dieser Freund aus England mit seiner Frau?«
»Verdammt, ich weiß es nicht.«
»Du solltest ihn und sie hierher in die Falle locken.«
»Das habe ich getan.«
»Ja, aber wir haben nichts von ihnen gesehen. Sie sind weg, verstehst du? Und auch Todd hat sich nicht gemeldet.«
»Ich kann euch nichts sagen.«
»Dann musst du die Konsequenzen tragen, und natürlich auch sie.«
Ein Lachen folgte, dann bückten sich drei Männer und zerrten Dau Xing auf die Beine.
Er war angeschlagen. Er musste gehalten werden, aber er hatte seine Würde nicht verloren.
Die Männer sprachen darüber, wie es weitergehen sollte. Und sie redeten so laut, dass auch Shao sie hörte. So erfuhr sie, was die Bande vorhatte.
Es war eigentlich keine große Überraschung mehr. Diese Baracke war nur eine Zwischenstation. Sie wollten auf die Dschunke, denn dort würde sich das weitere Geschehen abspielen.
Nach wie vor wandten die Männer Shao ihre Rücken zu, und wenn sich einer mal umdrehte, schaute er nicht direkt in ihre Richtung. Eigentlich konnte sie froh sein, dass die Gruppe die Baracke verlassen wollte.
Der angeschlagene Dau Xing wurde von drei Armen untergehakt, und Shao fragte sich, warum nicht gleich von vier.
Den Grund erfuhr sie wenig später, denn da wurde einem erklärt, dass er zurückbleiben sollte, um zu melden, wenn sich etwas anderes anbahnte.
Und das konnte Shao ganz und gar nicht gefallen...
***
Suko und Todd hatten die Dschunke betreten. Sie war nicht sehr groß, denn sie hatte nur zwei Masten. Die größten Schiffe kamen auf die Zahl fünf.
Suko hielt noch immer seine Beretta in der Hand. Er stand an Deck, schaute sich um und sah nichts, was ihm im Moment gefährlich erschien. Die Dschunke bewegte sich im Rhythmus der schwachen Wellen. Er sah eingerollte Taue liegen, die höheren Deckaufbauten mit dem Steuerstand, und er dachte auch daran, dass eine Dschunke wie alle Schiffe einen Bauch hatte, in dem Ladung transportiert werden konnte.
Eine Frau hatte geschrien. Auf dem Deck sah Suko sie nicht. Also musste sie in der Tiefe oder im Bauch des Schiffes eingesperrt sein, eine andere Möglichkeit gab es für ihn nicht. Aber wer hatte sie eingesperrt?
Nicht Todd, den hatte er unter seiner Kontrolle. Es gab also eine zweite Person.
Suko ließ Todd in die Mündung seiner Waffe schauen. »Okay, und jetzt will ich, dass du mir alle Fragen beantwortest. Hast du das kapiert?«
»Was denn?«
»Ganz einfach. Ich will von dir wissen, wer hier noch an Bord ist. Den Frauenschrei habe ich gehört, aber es muss noch eine dritte Person geben. Das steht fest.«
»Kenne ich nicht.«
»Ich würde dir raten, endlich dein Maul zu öffnen. Meine Geduld nähert sich dem Ende.«
Der Ausdruck in Todds Augen veränderte sich. Suko ging davon aus, dass er einlenken wollte,
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