1741 - Die Shanghai-Falle
geplant gewesen. Eine Falle für sie, in die sie hineingetappt waren. Nur hatten sie es zum Glück geschafft, sich zu wehren und der Falle bisher zu entgehen.
Auf dem Deck waren die Männer bald ihren Blicken entschwunden. Das Schanzkleid wuchs recht hoch, und hinzu kamen die schlaff nach unten hängenden Segel, die wie riesige braungraue Lappen aussahen und auch kein Motiv zeigten.
Als Suko nicht mehr zu sehen war, fühlte sich Shao plötzlich sehr allein. Zudem kam ihr die Baracke größer vor, als sie es wirklich war. Durch die offen stehende Tür war es zum Glück heller geworden, sodass sie sich orientieren konnte.
Shao hatte ihren Entschluss schnell gefasst. Auf keinen Fall wollte sie durch den anderen Eingang nach draußen gehen. Ihr Platz war genau an dieser Stelle, denn von hier aus hatte sie einen guten Blick auf die Dschunke
Dort tat sich nichts. Sie sah keine Bewegung an Deck und sie hörte auch keine Stimme. Sie wollte nicht behaupten, dass die Stille an ihren Nerven zerrte, aber sie ließ sie schon unruhig werden. Vor allen Dingen das tatenlose Warten gefiel ihr nicht, und so fasste Shao einen Entschluss. Sie wollte eine bestimmte Zeitspanne abwarten und sich dann auf die Suche machen.
Die Dschunke war wichtig. Wenn es eine Aufklärung gab, dann nur dort. Aber sie wusste auch von den Gefahren, die dort lauern konnten.
Sie warf einen Blick auf die Uhr und überlegte dabei, wie viel Zeit sie sich geben sollte. Shao entschied sich für eine Spanne von fünfzehn Minuten. Wenn bis dahin nichts passiert war, würde sie die Dschunke betreten und nach Suko suchen.
Sie atmete die schlechte Luft ein, deren Gestank in der Nähe des Ausgangs etwas schwächer geworden war.
Ein Geräusch von der anderen Barackenseite lenkte sie ab. Zunächst wusste sie nicht, um was es sich handelte, dann fand sie heraus, dass dort ein Fahrzeug eingetroffen war. Diese Tatsache ließ sie ihren ersten Plan vergessen.
Shao huschte mit schnellen Schritten auf die andere Tür zu. Dort stellte sie sich so auf, dass sie nicht sofort entdeckt werden konnte. Andererseits war es ihr möglich, einen Blick nach draußen zu werfen.
Der Überblick war gut.
Auf dem Hof ließ sich kein Mensch blicken. Dafür hatte dort ein Geländewagen aus japanischer Produktion gehalten. Wer darin saß, sah sie nicht, weil die Scheiben verdunkelt waren.
Aber sie fühlte sich immer unwohler. Sie bedauerte jetzt, dass Suko nicht an ihrer Seite stand.
Erst nach einigen Sekunden wurden die Türen geöffnet. Der Fahrer stieg zuerst aus, doch er war nur einer von vier weiteren Männern, die den Wagen verließen.
Shaos Augen weiteten sich. Plötzlich hatte sie Mühe, einen Ruf der Überraschung zu unterdrücken, denn einen der Männer kannte sie.
Es war Dau Xing!
***
In diesem Moment hatte sie ihre eigene Situation vergessen. Und sie war froh darüber, dass sie diesen guten und auch sicheren Standort ausgewählt hatte. Wer in die Baracke hineinschaute, der bekam sie nicht zu sehen.
Dass sich Dau Xing bei diesen Männern befand, darüber wunderte sie sich. Die Typen, die ihn begleiteten, machten auf sie keinen Vertrauen erweckenden Eindruck. Es lag nicht unbedingt an ihrer schwarzen Kleidung, sie konzentrierte sich mehr auf die Gesichter, die so unbewegt waren. Als ginge die Leute alles, was sie taten, nichts an.
Und Dau Xing?
Der Mann machte auf sie nicht den Eindruck, als würde er zu diesen anderen Typen gehören. Er war bei ihnen, okay, aber das war auch alles.
Fünf Männer.
Dau Xing stand in der Mitte. An beiden Seiten wurde er von je zwei der anderen Kerle flankiert, und auf Shao machte er den Eindruck eines Mannes, der nicht freiwillig mit den anderen Typen unterwegs war.
Was war da passiert?
Waffen zogen die Kerle nicht, aber sie blieben auch nicht in ihrer Formation stehen, sondern bewegten sich auf den Eingang zu, wobei Dau Xing in ihrer Mitte blieb. Sie konnte in die Gesichter der Männer sehen, die völlig glatt und ausdruckslos blieben.
Nur nicht bei Dau Xing!
Er sah aus wie jemand, der anscheinend nicht zu den anderen gehörte. Er machte zwar keinen willenlosen Eindruck auf sie, doch er kam ihr vor, als würde er nicht freiwillig mitgehen.
Wenn das stimmte, musste sie völlig umdenken. Dann gab es eigentlich keinen Plan mehr, dann war das gesamte Geschehen durcheinander geraten.
Sie kamen auf die Baracke zu. Keiner sprach ein Wort.
Sie betraten die Baracke.
Shao hatte sich noch mehr zurückgezogen. Sie drückte sich mit dem
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