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1741 - Die Shanghai-Falle

1741 - Die Shanghai-Falle

Titel: 1741 - Die Shanghai-Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Der Wunsch nach Wasser stieg immer stärker in ihr hoch, aber sie konnte sich eben keinen Schluck herbeizaubern.
    Warum nur? Was war der Grund? Weshalb schmachtete sie im Bauch dieser Dschunke?
    Die Antwort konnte ihr nur dieser Mann geben, den sie nicht kannte. Aber sie hatte ihn in ihrer Erinnerung behalten und vor allen Dingen sein Gesicht, das plötzlich seine Farbe gewechselt hatte. Es war grün geworden, das war ihr sogar bei dieser schlechten Beleuchtung aufgefallen.
    Sie glaubte fest daran, dass der Mann zurückkehren würde. Nur mit welchen Absichten?
    Es konnte sein, dass sie dann einige Erklärungen bekam, doch es war auch möglich, dass er kurzen Prozess mit ihr machte. Sie traute ihm einen Mord zu.
    Das alles waren keine Überlegungen, die sie unbedingt aufheiterten.
    Nie hatte sich Samantha Peck als schwache Person eingestuft, in diesem Fall allerdings war es ihr nicht möglich, gegen ihre Stimmungen anzukämpfen. Mal hatte sie das Gefühl, in ein Tal der Enttäuschung zu sinken, dann wieder schöpfte sie Hoffnung, doch dieses Gefühl verging allmählich.
    Es hing auch mit dem Durst zusammen. Je stärker er wurde, umso mehr sah sie sich auf der Verliererstraße.
    Ihr inneres Gleichgewicht war gestört, und das machte sich auch körperlich bemerkbar. Ihre Kraftlosigkeit nahm zu. Sie war nicht mehr in der Lage, die Arme normal anzuheben.
    Der Durst wurde zur Qual. In ihrem Mund befand sich kaum noch Speichel. Wenn sie jetzt hätte reden sollen, wäre ihr das kaum gelungen, und sie blieb weiterhin auf dem feuchten Boden sitzen und beobachtete die Ratten, die immer wieder aus ihren Verstecken auftauchten und sich auch näher an sie heran wagten.
    An das Klirren der Kettenglieder hatten sich die Nager mittlerweile gewöhnt. Es schreckte sie nicht ab. Sie huschten näher und dann auch wieder zurück, allerdings langsamer als sonst.
    »Scheiß Viecher!«, keuchte Samantha und stieß immer wieder die Luft aus.
    Dann passierte doch etwas.
    Das Geräusch einer sich öffnenden Tür hatte sie nicht gehört, dafür fiel ihr der helle Schein auf, der sich auf dem Boden ausbreitete und sie beinahe erreichte.
    Licht bedeutet Hoffnung. Das war auch bei Samantha Peck nicht anders. Und so hob sie den Kopf an und sah, dass sich im Licht ein Schatten abmalte.
    Es war der eines Menschen.
    Sie bekam Besuch!
    Samantha hob den Blick und sah den Mann im Licht stehen, den sie bereits kannte. Ob sein Gesicht wieder die grüne Farbe angenommen hatte, war in diesen ersten Augenblicken nicht zu sehen. Es konnte durchaus sein, aber er musste erst näher kommen, damit sie es genau erkannte.
    Ja, sein Gesicht war verändert. Durch die grünliche Färbung sah die Haut künstlich aus.
    Kein Wort wurde zunächst gesprochen. Der Mann kam näher und ließ sich dabei Zeit. Selbst die Ratten schienen sich vor ihm zu fürchten, denn sie verschwanden in ihren für Samantha nicht sichtbaren Löchern.
    Der andere blieb stehen. Samanthas Kopf war zwar nicht angekettet, doch es fiel ihr trotzdem schwer, ihn anzuheben. Ihr Gesicht sollte nicht den Ausdruck zeigen, wie sie sich fühlte. Sie riss sich zusammen, denn einem anderen gegenüber eine Schwäche zu zeigen, das war sie nicht gewohnt.
    Beide blieben in Blickkontakt. Sekundenlang geschah nichts, bis der Dunkelhaarige die Lippen zu einem Lächeln verzog, das der Gefangenen grausam vorkam und ihr einen Schauer über den Rücken jagte.
    Samantha hatte ihn betrachten können. Sie hatte damit gerechnet, dass er ihr etwas zu trinken mitbrachte, doch er hielt keine Flasche in der Hand.
    »Es geht dir immer schlechter, wie?«
    Was sollte sie darauf antworten? Sie wusste es nicht und lachte hart auf.
    Er nickte. »Ja, das sehe ich dir an. Es geht dir immer schlechter.«
    Sie riss sich zusammen und schaffte es, ihm mit einer fast normalen Stimme die Frage zu stellen, die sie quälte wie eine Folter.
    »Was wollen Sie von mir?«
    Er zuckte nur mit den Schultern.
    »Warum halten Sie mich hier fest?« Bei den letzten beiden Worten war ihre Stimme weggesackt.
    »Es muss so sein.«
    »Wieso?«
    Er nickte. »Und ich kann dir sagen, dass sich deine Lage nicht verbessert hat.«
    »Aber – aber ich habe Ihnen nichts getan«, flüsterte sie. »Was kann sich da verschlechtert haben?«
    »Es sind die Umstände gewesen.«
    »Welche denn?«
    »Das musst du diejenigen fragen, die dafür gesorgt haben.«
    »Und wen soll ich fragen?«
    Er lachte. »Das musst du selbst wissen. Aber ich kann dir versprechen, dass es dem

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