1741 - Die Shanghai-Falle
Ende zugeht. Auch wenn sich gewisse Dinge ereignet haben, der endgültige Sieg wird uns gehören. Wir lassen uns nicht von unseren Plänen abbringen.«
Samantha Peck verstand alles, nur konnte sie es nicht begreifen. Sie schüttelte den Kopf, und irgendwie hielt sie den Kerl für verrückt. Das mochte er auch sein, zugleich aber war er eiskalt bis in die letzte Nervenfaser hinein.
»Welcher Sieg?«
»Der Sieg unserer Hölle, deren Diener wir sind.«
Jetzt begriff sie nichts mehr. Die Hölle war für sie völlig abstrakt, doch das sah der Mann anders, der erneut den Beweis dafür antrat, dass er anders war, denn die Farbe in seinem Gesicht wechselte abermals.
Samantha schaute genau hin. Die Veränderung musste innen ihren Anfang nehmen. Sie weitete sich aus, und die grüne Farbe nahm an Intensität zu. Auch das sah sie trotz der schlechten Beleuchtung, und als die Verwandlung vorbei war, da stand zwar noch ein Mensch vor ihr, aber zugleich etwas wie ein Monster, wobei der Körper gleich geblieben war.
Tödlich – er ist tödlich!
Dieser Gedanke wollte einfach nicht von ihr weichen. Es war nur ein kleiner Schritt, um diesen Gedanken auf sich zu beziehen, und zum ersten Mal stieg so etwas wie Todesangst in ihr hoch. Bisher hatte sie davon nur gehört, nun erlebte sie dieses Gefühl am eigenen Leib. Ansonsten hatte sie es nur aus Interviews erfahren, jetzt war diese kaum auszuhaltende Qual für sie zur Realität geworden.
Der Mann behielt das Grinsen in seinem grünen Gesicht bei. »Es ist nicht alles so gelaufen, wie ich es mir gedacht habe. Ich glaube, dass man mich hintergangen hat. Aber ich habe die andere Seite gewarnt...«
»Was habe ich denn damit zu tun?«
Er hob den rechten Zeigefinger an, der auch grün war.
»Es war mein zweiter Besuch bei dir. Der nächste, der dritte also, wird tödlich sein...«
Es waren seine letzten Worte, die er zu ihr gesprochen hatte. Er drehte sich um und ging.
Samantha Peck blieb zurück. Sie starrte auf seinen Rücken, und sie wusste noch immer nicht Bescheid, warum sie in diese Falle geraten war.
Der Mann ging zur Tür. Er fasste sie an, um sie zu schließen, und Samantha raffte in diesem Moment all ihre Kraft zusammen und stieß einen gellenden Schrei aus...
***
Plötzlich war Todd für Suko vergessen. Er dachte nur an den Schrei der Frau. Ja, da hatte ein Mensch geschrien.
Suko wartete darauf, dass sich der Schrei wiederholte, was nicht eintrat. Es blieb still, und er hörte nur mehr die schweren Atemzüge des Mannes vor sich.
Die Mündung der Beretta hatte er gegen den muskulösen Hals gedrückt.
»Okay, Todd. Wer hat da geschrien?«
»Weiß ich nicht.«
»Aber du hast es gehört?«
»Nein!«
Suko presste für einen Moment die Lippen zusammen. Er hasste es, so schamlos angelogen zu werden.
Er beließ es bei dieser Aussage und rief Shao zu sich. Das hätte er nicht zu tun brauchen, denn sie stand bereits dicht hinter ihm.
»Das ist doch ein Schrei gewesen – oder?«, fragte sie gepresst.
»Ja.«
»Und jetzt?«
»Es war der Schrei einer Frau, und ich weiß, dass er von dieser Dschunke gekommen ist. Zudem hat er sich etwas gedämpft angehört, er muss also aus dem Bauch des Schiffes gekommen sein.«
»Und was sagt dieser Todd?«
»Nichts. Er hat angeblich nichts gehört. Aber das glaube ich ihm nicht. Deshalb werde ich nachschauen.«
Shao sagte nichts dazu. Sie nickte, aber es sah auf keinen Fall überzeugend aus. Als Suko sie anschaute, flackerte schon Furcht in ihren Augen. So harmlos die Dschunke aussah, niemand wusste, was sich in deren Bauch abspielte, und die Frau hatte sicher nicht grundlos geschrien.
»Okay, ich verstehe dich. Dann werde ich hier die Stellung halten. Ich denke, dass mir hier kaum etwas passieren wird.«
Suko nickte und tippte Todd mit der Waffe gegen den Hinterkopf. »Was spielt sich auf der Dschunke wirklich ab? Wer wird dort gefangen gehalten?«
»Keine Ahnung.«
»Der lügt, ohne rot zu werden«, bemerkte Shao.
Todd gab darauf keine Antwort. Dafür erhielt er einen Stoß in den Rücken und taumelte vor. Er spielte den Eingeschüchterten, doch Suko wusste, dass Todd nur auf seine Chance lauerte, und er musste höllisch auf der Hut sein...
***
Shao wartete an der offenen Tür, bis die beiden Männer die Dschunke betreten hatten. Wenn sie in sich hineinhorchte, fühlte sie sich irgendwie leer und ausgebrannt. Diese China-Reise hatte unter keinem guten Stern gestanden, aber vielleicht war das ja von Anfang an so
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