1741 - Die Shanghai-Falle
und er hatte sich nicht geirrt. Todd lächelte, dann nickte er.
»Und?«, fragte Suko.
»Ich führe dich zu ihr.«
»Dann kennst du sie also?«
»Ich habe von der Frau gehört.«
»Und wer ist sie?«
»Eine Langnase. Sie heißt Samantha.«
Das war Suko zu wenig. »Weiter«, forderte er, »das ist doch nicht alles, was du weißt.«
»Wieso?«
»Hast du sie hergeschafft?«
Todd grinste widerlich. »Ich war dabei.«
»Und wer ist der Zweite gewesen? Oder gab es noch mehr Personen?«
»Nein, nur wir beiden. Der Zweite war der Teufel!« Nach dieser Antwort fing Todd an zu lachen und streckte Suko die Zunge entgegen, als wäre er ein kleiner Junge. Es musste wohl an dem Wort Teufel gelegen haben. Darunter konnte sich Suko zwar etwas vorstellen, aber nicht konkret, denn der Teufel konnte hier eine andere Definition haben, als er es normal gewohnt war.
Es hatte auch keinen Sinn mehr, weiterhin Fragen zu stellen. Er wollte endlich sein Ziel erreichen.
»Führ mich zu ihr!«
Todd verzog erneut seine Lippen. Dann nickte er und flüsterte: »Ja, gehen wir.«
Todd drehte sich um und ging in eine Richtung, die beide zum Heck der Dschunke führte. Dort gab es einen Zugang zum Bauch der Dschunke. Suko rechnete mit einer Luke, was nicht zutraf. Er sah einen Aufbau, der wie ein auf das Deck gestellter kleiner Schuppen mit einer Tür aussah.
Um sie zu erreichen, mussten sie den Mast mit dem großen Segel passieren. Todd gab sich gelassen. Nichts wies darauf hin, dass er irgendetwas vorhatte.
Doch Suko blieb misstrauisch. Er behielt Todd genau im Auge, und er dachte auch daran, dass sich auf diesem Schiff noch eine weitere Person aufhalten musste, abgesehen von der gefangenen Frau. Und die wollte Suko entdecken, bevor er von dem anderen bemerkt wurde.
Todd passierte das herabhängende Segel an der Seite. Auch da war alles normal. Dann aber handelte er blitzschnell. Er glitt zur rechten Ecke des Segels und plötzlich peitschte ein Tau auf Suko zu. Er sah das Teil wie einen schnell flüchtenden Schatten, drehte sich weg und wurde nur an der rechten Kopfseite gestreift.
Diese Ablenkung aber hatte Todd ausgereicht.
Sein wuchtiger Tritt erwischte Suko im Leib, schleuderte ihn zurück und ließ ein wahres Schmerzfeuer in seinem Innern aufflammen...
***
Shao sah sich in einer Klemme. Noch war sie nicht entdeckt worden, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis sich das ändern würde. Und darauf musste sich Shao vorbereiten.
Sie spürte ihren Herzschlag, der sich beschleunigt hatte. Noch stand sie am selben Platz, aber das lange Stehen hatte ihre Muskeln verkrampfen lassen.
Ihr Blick war nach vorn gerichtet, wo sich der Zurückgebliebene aufhielt. Hatte er etwas bemerkt? Eigentlich nicht, aber er schien sich nicht mehr sicher zu sein.
Er ging vor, dann wieder zurück und tat danach das, was Shao ganz und gar nicht passte.
Jetzt wurde es wirklich gefährlich.
Sie hielt den Atem an, denn sie wollte sich durch nichts verraten. In Luft auflösen konnte sie sich nicht. Es war nur eine Frage der Zeit, wann der Kerl sie entdeckte.
Er kam näher.
Er schien etwas gespürt zu haben.
Shao blickte nach vorn und glaubte, das Funkeln in seinen Augen zu sehen. Es war für sie ein Warnsignal. Sie konnte sich gut vorstellen, dass er sie entdeckt hatte.
Nur tat er nichts.
Ein Irrtum, er unternahm etwas. Er bewegte seinen rechten Arm und die Hand natürlich mit.
Es war recht düster, trotzdem sah Shao den blanken Stahl der Messerklinge, und jetzt wusste sie, dass es um ihr Leben ging...
***
Suko war hart im Nehmen. Aber dieser Treffer hatte ihn völlig unvorbereitet getroffen. Er war nach hinten getaumelt und hatte sich nicht mehr halten können. Vor seinen Augen bewegte sich eine Wand aus Schleiern. Er sah leider nicht, was vor ihm geschah, aber aus den Schleiern hervor löste sich Todd.
Er ließ sich fallen. Wie ein Stein fiel er Suko entgegen, der ihn mehr ahnte und allein auf seine Reflexe setzte, denn er riss noch im letzten Augenblick die Beine hoch und winkelte sie zugleich an.
Die Füße erwischten einen weichen Widerstand. Er hörte einen Fluch und sah, wie sich Todd zur linken Seite neigte und auf den Boden prallte.
Noch hielt Suko seine Beretta fest. Aber er lag und er bekam so gut wie keine Luft.
Todd war wieder da.
Er trat zu.
Suko riss die Beine hoch. Der Tritt, der seine Hüfte hatte treffen sollen, erwischte ihn nicht voll. Der Schmerz blieb trotzdem, den Suko allerdings überwand und sich zur Seite
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