1742 - Satanische Nachbarn
jeden.«
»Die meisten?«
»Kann man so sagen. Auch nur flüchtig.«
»Aber die Person, die zuletzt verschwunden ist, die kannten Sie doch – oder?«
Dale strich über seine Hutkrempe. »Glauben Sie denn, dass die sich hier im Haus versteckt hält? Haben Sie deshalb diese Frage gestellt?«
»Es ist eine Möglichkeit, die mir durch den Kopf schoss. Die letzte Verschwundene heißt Ellen Larkin.«
»Ja, das stimmt. Sie hat mit zwei anderen Frauen in einer WG gelebt. So konnte die Miete bezahlt werden.«
»Und Sie kennen alle drei?«
Dale grinste breit. »Nun ja, es gibt eben Personen, die kennt man besser. Ich meine, wer sich für Frauen interessiert, der muss einfach bei ihnen einen zweiten Blick riskieren. Diese Frauen sind was fürs Auge. Perfekte Sahneschnitten.«
»Dann wissen Sie auch, wo ich sie finden kann?«
»Ja.«
»Sind sie denn im Haus?«
»Ich glaube schon. Was sie beruflich machen, weiß ich nicht. Sie sind öfter am Nachmittag weg oder am frühen Abend. Ich habe auch nicht bei ihnen nachgefragt. Jedenfalls habe ich sie heute noch nicht aus dem Haus gehen sehen.«
»Das ist gut.«
Die Neugierde des Hausmeisters war angestachelt worden. »Glauben Sie denn, dass der Besuch Sie hier bei uns weiterbringt?«
»Man wird sehen. Ach ja, da fällt mir noch etwas ein. Sagt Ihnen der Name Johnny Conolly etwas?«
Frederic Dale zog seine Nase hoch, hüstelte danach und schüttelte den Kopf.
»Also nichts?«
»Genau.«
»Danke, dann werde ich jetzt mal die beiden Frauen aufsuchen. Und bitte, warnen Sie die Mädels nicht.«
»Wie kommen Sie denn darauf?« Er tat entrüstet.
»Hätte ja sein können.«
»Auf keinen Fall.«
Ich bekam noch mal erklärt, wohin ich musste, nickte dem Hausmeister zu und ging auf einen der drei Fahrstühle zu. Ob es etwas brachte, wusste ich nicht, doch es drängte mich danach, über Ellen Larkin zu sprechen. Und das war nur möglich, wenn ich ihre Mitbewohnerinnen darauf ansprach. Und es gab natürlich auch die Suche nach Johnny Conolly. Ich ging davon aus, dass er einen Alleingang gewagt hatte. Eben zu diesem Haus hin, und wenn er das getan hatte, dann war er bestimmt auch zu den zwei Frauen gegangen.
Ich zog die Tür auf und betrat die Kabine. Zwei Jungen mit ihren Müttern stiegen ebenfalls ein. Sie wollten noch höher, und ich war gespannt darauf, was mich in diesem Haus noch alles erwartete...
***
Es kam Johnny Conolly selbst komisch vor, dass er tatsächlich eingeschlafen war. Und er hockte dabei noch immer auf der Falltür, wo er sich hingesetzt hatte. Er war zwar ein paar Mal gekippt, es war ihm im Schlaf jedoch immer wieder gelungen, sich zu setzen.
Als er erwachte und feststellte, wo er saß, fiel ihm wieder ein, was hinter ihm lag. Dafür brauchte er nichts zu sehen, denn als er die Augen aufriss, starrte er in die Dunkelheit, und es war auch nichts von außerhalb zu hören.
Die Lampe hatte er ausgeschaltet, doch als er mit den Handflächen um sich herum tastete, da spürte er das Holz der Falltür unter seinen Händen.
Sofort fiel ihm wieder ein, warum er den Platz gewählt hatte. Johnny wusste, dass sich etwas Unheimliches unter ihm befand, das möglicherweise in den Keller steigen wollte. Um das zu erschweren, hatte er sich auf die Falltür gesetzt.
Jetzt war er wach.
Und es ging ihm nicht gut.
In diesem stickigen Verlies zu hocken war nicht jedermanns Sache. Während des Schlafens hatte er geschwitzt. Da klebte die Unterwäsche an seinem Körper. Und auch sein Gesicht hatte einen glänzenden Film bekommen.
Die Erinnerung war natürlich da, aber Johnny beschäftigte sich auch mit der Gegenwart. Dazu gehörte der Blick zur Uhr. Er leuchtete sie an – und erschrak leicht. Johnny hätte nicht gedacht, dass er so lange abwesend gewesen war.
Was hatte man mit ihm vor?
Er glaubte nicht daran, dass die andere Seite ihn hier für immer lassen wollte. Das machte keinen Sinn. Man hatte etwas mit ihm vor, und das hatte mit dem zu tun, was unterhalb der Falltür in einem Versteck lauerte.
Er hatte einen ersten Blick hineinwerfen können. Er dachte an den Gestank, an diese weibliche Leiche im Zustand starker Verwesung, und ihm kam jetzt in den Sinn, dass es sich unter ihm um ein Grab handelte.
Für wen?
Es gab nur eine Erklärung. Die verschwundene Ellen Larkin musste sich unter seinen Füßen befinden. Wahrscheinlich nicht allein, auch die anderen Verschwundenen hätten dort Platz genug gehabt. Ein perfekter Leichenkeller, und der war von zwei
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