1746 - Der teuflische Jäger
gewisse Anstrengung, die richtigen Worte zu finden, obwohl es im Prinzip ganz einfach war.
»Wo sind wir denn hier? Wie kommt ihr hierher? Was ist überhaupt los?«
»Das ist der neue Weg«, erklärte Silvie Foster.
»Wie?«
»Ja, der neue Weg. Wir sind dabei, eine mächtige Gruppe zu werden. Das hat man uns versprochen.«
Tricia Wells begriff nichts. »Und – ähm – wer hat euch das versprochen?«
»Du kennst ihn.«
»Nein, ich...«
Man ließ sie nicht ausreden. Es war Larry Snyder, der sie unterbrach. »Es ist der Jäger.«
»Der Jäger?«, wiederholte sie.
»Genau. Oder auch der Dämon.«
»Den kenne ich nicht.«
Ihre drei Freunde fingen an zu lachen. Tricia fühlte sich ausgelacht und senkte den Kopf. Allerdings war ihre ganz große Furcht vorbei, und darüber war sie froh. Die Freunde gaben ihr ein Stück Vertrautheit zurück, obwohl sie sich deren Erscheinen nicht so richtig erklären konnte. Irgendwas stimmte da nicht. Es lief einiges quer, und sie fragte sich, ob ihre Freunde das gleiche Schicksal hinter sich hatten.
»Er hat dich geholt!«, sagte Silvie.
Tricia zuckte mit den Schultern. »Ja, das kann sein. Aber ich kann mich an nichts erinnern. Es ging alles so schnell, ich wurde betäubt und bin dann in der Dunkelheit erwacht. Mehr weiß ich nicht.«
»Das reicht auch.« Dave Wallace lächelte. »Das reicht als Vorbereitung. Du hast zuerst das Schlechte erlebt. Und jetzt stehst du vor dem Paradies.«
»Wieso denn?«
»Schau dich um.«
»Na und?«
»Ist es nicht herrlich?«
»Für euch vielleicht.« Tricia trat mit dem Fuß auf. »Aber wisst ihr, wie ich mich fühle? Schaut mich doch an. Ich bin einfach nur schmutzig. Ich bin kaum noch ein Mensch und...«
»So fühlten wir uns auch«, erklärte Silvie Foster. »Aber das ist jetzt vorbei, und es wird auch dir so ergehen. Deshalb sind wir hier. Wir wollen dich abholen.«
»Und wohin wollt ihr mich bringen?«
»Dorthin, wo es uns gut ergangen ist.«
»Und wo ist das?«
»Komm her. Es ist gleich in der Nähe. Du wirst kein Problem haben, dich zurechtzufinden. Du wirst dich sogar freuen und es genießen.«
Tricia überlegte. Das hörte sich alles gut an, aber ob es wirklich so gut war, wusste sie nicht. Okay, es waren ihre Freunde, die auf sie warteten. Nur besaß sie ein Gespür dafür, dass sich etwas verändert hatte. Sie waren nicht mehr so wie sonst und gehorchten anderen Regeln.
Gegen die konnte sich Tricia nicht stemmen. Das erkannte sie trotz ihrer zehn Jahre. Hier liefen die Uhren anders. Aber in ihr steckte noch immer etwas, das sie loswerden musste, und so stellte sie auch die Frage.
»Was ist denn los mit euch? Wollt ihr denn nicht nach Hause gehen?«
Die Freunde schauten sich an. Allerdings nicht sehr lange, dann fingen sie an zu lachen. Und es war ein Gelächter, das Tricia nicht gefiel, denn es klang alles andere als fröhlich.
Larry Snyder stellte die Frage. Er spie die Worte förmlich hervor. »Was sollen wir da?«
»Aber – aber...«
»Hör doch auf. Das liegt hinter uns. Wir sind jetzt eine verschworene Gemeinschaft, und du wirst bald dazugehören. Du musst nur noch die Einweihung hinter dich bringen.«
Das gefiel Tricia ganz und gar nicht. Sie wusste zwar nicht, was sie sich unter einer Einweihung vorzustellen hatte, aber toll war das bestimmt nicht, und sie spürte auf ihrem Rücken den kalten Schauer, der bis zum letzten Wirbel floss.
»Und wenn ich nicht will?«
Dave Wallace lachte. »Das würde ich dir nicht raten. Du musst das Gleiche hinter dich bringen wie wir auch. Denn wir sind die Auserwählten. Erinnerst du dich nicht? Das hat man uns schon vor einigen Wochen gesagt.«
Tricia überlegte. So sehr sie sich auch anstrengte, sie kam zu keinem Ergebnis. Richtig daran erinnern konnte sie sich nicht. Da war wohl etwas gewesen, sie dachte an die besondere Nacht im Freien, doch Einzelheiten fielen ihr nicht ein.
»Ich habe keine Ahnung.«
Silvie Foster ging zwei Schritte vor und sagte: »Das macht nichts, Tricia. Es wird alles wieder in deine Erinnerung zurückkehren.« Sie streckte die Hand aus. »Komm jetzt...«
Tricia wusste, dass ihr keine andere Wahl blieb. Noch vertraute sie auf ihre Freunde und dass es nicht so schlimm werden würde. Dennoch hatte sie Herzklopfen, als sie auf ihre Freundin zuging und sie das Gefühl überkam, dass es jetzt kein Zurück mehr gab...
***
»Ich muss mehr über Ihre Tochter wissen, Mister Wells.«
Jane Collins saß dem Mann in einem Büro gegenüber, dessen
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