1746 - Der teuflische Jäger
war jedenfalls zuvor nicht da gewesen, aber jetzt musste sie ihn akzeptieren. Ebenso wie das Licht, das allmählich immer mehr eintrübte und seine Schatten verteilte, die auch sie erreichten.
Plötzlich fror sie. Mit einem Mal war das gute Gefühl weg. Sie konnte auch nicht mehr still im Wasser liegen, bewegte die Arme ebenso wie die Füße, sodass kleine Wellen entstanden, die rechts und links gegen den Wannenrand der Wanne klatschten.
Und der Himmel über ihr?
Da funkelte kein Stern mehr. Trotzdem war er nicht völlig finster. Er zeigte eine graue Farbe, die durch eine Hintergrundstrahlung aufgelockert wurde, sodass Tricia in der Lage war, trotz allem etwas zu erkennen.
Und sie erlebte, dass sich über ihr etwas tat. Für sie sah es so aus, als würde sich das Grau in der Mitte bewegen. Aus ihm kristallisierte sich etwas hervor.
Es schimmerte silbrig und blau zugleich. Es war mit zwei weißen Augen bestückt, und jetzt wusste das Mädchen Bescheid. Diese Fratze hatte sie schon mal gesehen und eine tiefe Angst vor ihr gespürt, die sie auch jetzt wieder empfand.
Man tat ihr nichts. Allein der Anblick war für sie schlimm genug. In Höhe ihres Magens zog sich etwas zusammen, das Wasser wurde immer kälter und ihr Herz schlug so laut wie selten.
Die Fratze starrte auf sie herab. Sie schwebte direkt über ihr. Wäre sie gefallen, hätte sie das Gesicht des Mädchens erwischt, und davor fürchtete sich Tricia.
Sie tat nichts, sie blieb ruhig. Nur die kalten Augen glotzten auf Tricia herab, und sie fürchtete plötzlich um ihre Seele. Sie hatte mal in einer Geschichte gelesen, dass es Seelenfänger oder Seelenfresser gab. Eine Vorstellung davon, wie die oder der aussehen konnte, hatte sie nicht, doch jetzt sah sie die Fratze über ihrem Kopf schweben und konnte sich vorstellen, einen Seelenfänger anzuschauen.
Aber hatte es nicht einen anderen Begriff für dieses Monster gegeben?
Der Jäger. Aber auch der Dämon. Davor fürchtete sie sich noch mehr, denn Dämonen kannte sie von den Computerspielen her, und diese Gestalten waren nie nett gewesen, sondern grausam und brutal. Gnadenlos den Menschen gegenüber, die sie in ihren Bann ziehen wollten, um sie dann zu vernichten.
Das hier war kein Computerspiel. Das war echt. Erklären konnte sie sich nichts, aber sie wusste auch, dass sie gegen diese unheimliche Macht ohne jegliche Chance war.
Und so wartete sie zitternd ab. Sie konnte die Fratze jetzt genauer erkennen, so bekam sie mit, dass sie ein Maul hatte, das weit aufgerissen war.
Zähne wie nach innen gebogene Krallen wuchsen aus den Kiefern hervor. Auch sie schimmerten bläulich und weiß, als wollten sie ihr klarmachen, dass für sie die letzte Stunde des Lebens begonnen hatte.
Und dann hörte sie eine Stimme. Sie wusste nicht genau, wer da sprach. Die Stimme erreichte sie aus allen Richtungen. Sie hörte sich menschlich an, aber es gab keinen Menschen in der Nähe, der so hätte sprechen können.
»Du bist die Letzte, die ich brauche. Willkommen in meinem Reich, Tricia...«
Sie zitterte, sie atmete heftig. In ihrem Innern schien eine große Wunde aufgebrochen zu sein. Es wurde auch weiterhin mit ihr gesprochen, aber die Worte flossen an ihr vorbei. Sie wollte sie nicht aufnehmen, doch sie schaffte es auch nicht, ihre Ohren zuzuhalten. Und so musste sie weiterhin mithören, was ihr die Fratze zu sagen hatte. Er war der Jäger. Er war der Dämon und zugleich ein Sammler, der nun alles hatte.
Das Mädchen ergab sich. Tricia spürte, dass sie den Kontakt zu ihrer Umgebung verlor. Ihr Gehirn spielte nicht mehr mit. Es wollte nichts mehr aufnehmen, und so dämmerte sie dahin. Ihr Körper wurde immer schwerer und sie verlor auch den Kontakt mit dem Wannenboden. Zumindest glaubte sie das, denn sie rutschte nach vorn, wobei ihr Kopf dem Wasser immer näher kam und schließlich in es eintauchte.
Genau das machte Tricia wieder munter. Sie lag unter Wasser. Alles war anders geworden. Sie hielt den Mund geschlossen. Ihn nur nicht öffnen und Wasser schlucken, denn das konnte ihr Ende bedeuten.
Aber sie fand auch nicht mehr die Kraft, sich vom Wannenboden abzustoßen, um an die Oberfläche zu gelangen. Sie blieb in ihrer Lage. Dabei wusste sie, dass es ihr kaum gelingen würde, die Luft noch viel länger anzuhalten. Das Stechen in ihrer Brust empfand sie als schlimm. Der Tod schien sich ihr zu nähern.
Dass Hände in das Wasser tauchten und sie packten, nahm sie kaum wahr.
Auch nicht, dass sie mit dem Kopf die
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