1746 - Der teuflische Jäger
sicherlich andere Veröffentlichungen, an die man sich halten kann.«
Jetzt gab ich meine Meinung preis. »Und warum waren die Assassinen dann so intensiv hinter dieser Ketzerbibel her? Wer das Buch geschrieben hat, der wollte schon damals dem Herrgott ins Handwerk pfuschen. Der Ansicht bin ich zumindest.«
»Nicht schlecht, John!«, lobte Godwin mich. »Aber das können wir jetzt vergessen. Das Buch bleibt in unserem Gewahrsam, und wir werden es hüten wie einen Schatz.«
»Andere könnten es suchen«, meinte Sophie.
Ich setzte mein Glas ab, aus dem ich getrunken hatte. »Denkst du an die Assassinen?«
»An wen sonst? Oder bist du der Meinung, dass du sie alle erledigt hast?«
»Sie haben sich selbst umgebracht. Nur ist es möglich, dass noch mehr die Welt unsicher machen. Das haben wir ja vor Kurzem noch erlebt, als es um die Templer-Gruft ging.«
»Dann geht es also wieder los«, fasste Sophie Blanc zusammen. »Die Vergangenheit ist nicht vergessen.«
»Bei unserem Schicksal wird sie das nie sein«, sagte Godwin, der ja aus der Vergangenheit stammte. »Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, jemals etwas von dieser Ketzerbibel gehört zu haben.«
Sophie legte eine Hand auf seinen Arm. »Das ist sehr beruhigend. Dabei sollten wir es auch belassen.«
»Wie meinst du das?«
Sie griff nach ihrem Weinglas und hob es an. »So wie ich es gesagt habe. Vergessen, einfach vergessen. Zum Wohl!«
Wir tranken, und ich musste daran denken, dass Sophie im Prinzip recht hatte. Es brachte uns nicht weiter, wenn wir der Vergangenheit nachliefen. Die Zukunft war wichtiger. Und die würde mich wieder zurück nach London führen, wo sicherlich ein neuer Fall auf uns wartete. Das war so, unser oder mein Schicksal.
Suko und Glenda waren bereits von Nizza aus nach London geflogen und sicher gelandet. Ich würde in einigen Stunden in den Flieger steigen, konnte mich aber noch ausschlafen, denn die Maschine startete in Toulouse erst am frühen Abend.
Und so saßen wir noch zusammen und ließen es uns gut gehen. Es kam selten genug vor, dass wir die Zeit so genießen konnten. In der Regel hatte es immer Stress gegeben, wenn ich mich in Alet-les-Bains aufgehalten hatte.
Themen hatten wir genug. Es drehte sich aber meist um die Templer, und da machte sich mein Freund Godwin schon Sorgen, wenn er an die Ketzerbibel dachte und daran, dass sich einige Templer womöglich mal mit den Assassinen zusammengetan hatten.
»Aber nur diejenigen Templer, die unzufrieden waren«, bemerkte Sophie Blanc.
»Davon scheint es genug gegeben zu haben«, bemerkte ich und schaute Godwin an. »Oder?«
Er hob die Schultern. »Ich weiß es nicht, John. Zu meiner Zeit als kämpfender Ritter habe ich davon nichts festgestellt. Das musst du mir glauben. Ich konnte nicht überall sein.« Er trank einen Schluck. »Außerdem habe ich die Zerschlagung der Templer nicht richtig miterlebt. Da hattest du mich schon in deine Zeit geholt.«
Das stimmte. Es war damals schon alles ein gewaltiges Phänomen gewesen, und Godwin hatte sich wunderbar in die neue Zeit eingefügt. Als hätte er hier schon immer gelebt. Jetzt war er verheiratet und hatte sich zum Anführer der aufrechten Templer wählen lassen.
Aufrecht waren sie, das wusste ich. Allerdings hatten auch sie in dieser Zeit Feinde. Es waren die Personen, die dem Dämon Baphomet gehorchten, auch Templer, die allerdings den falschen Weg eingeschlagen hatten.
Und nun kam noch eine Gruppe hinzu. Die Assassinen. Wobei ich nicht hoffte, dass sie eine Bande bildeten, die sich an die alten Regeln hielt. Deshalb war es gut, dass die Ketzerbibel jetzt uns gehörte. Godwin würde sie studieren, und er hatte auch davon gesprochen, sie den Ärzten zu zeigen. Neurologen, Hirnforschern, die sich die Ergebnisse mal anschauen sollten.
»Vielleicht erleben wir dann wirklich ein kleines Wunder der Medizin«, meinte er.
»Kann sein.« Ich leerte mein Wasserglas, das neben dem mit dem Rotwein stand. »Jedenfalls bin ich froh, es aus der Gefahrenzone geschafft zu haben.«
Das waren wir wohl alle.
In den nächsten Minuten sprach niemand. Wir genossen die laue Nacht und schauten immer mal wieder in den mit Sternen übersäten Himmel.
Das Kloster und seine Umgebung lagen in einem tiefen Frieden, was nicht immer der Fall gewesen war. Ich hatte seine brutale Teilzerstörung erlebt, aber auch den Wiederaufbau, der durch altes Templergeld hatte finanziert werden können.
Sophie gähnte verhalten, lachte danach und
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