175 - Die Monster-Wette
nicht mehr.«
Ich sah ihn erstaunt an. »Wann waren Sie zum letztenmal dort?«
»Ist schon eine Weile her. Mindestens ein halbes Jahr.«
»Sie besitzen eine Bar, um die Sie sich nicht kümmern?«
»Warum sollte ich?« gab Vince Philbin achselzuckend zurück. »Solange ich regelmäßig mein Geld kriege, ist für mich alles in Ordnung.«
»Ihr Geld?«
»Die Pacht«, klärte mich Vince Philbin auf. »Ich habe die Bar verpachtet. Wissen Sie das nicht?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, sonst wäre ich nicht hier.«
»Ich lasse mich dort nicht mehr blicken«, sagte Philbin.
»Der monatliche Scheck genügt mir.«
»Würden Sie mir endlich meine Waffe zurückgeben?«
Er überlegte kurz, dann öffnete sich seine Hand, und der Griff des Diamondback schwang nach unten.
Ich nahm ihm den Revolver aus den Fingern und steckte ihn weg. Das Ende der Eiszeit brach an. Vince Philbin schlug auf einmal einen versöhnlichen Ton an. »Tut mir leid, Sie geschlagen zu haben, Mr. Ballard, aber in letzter Zeit sind meine Nerven nicht mehr die allerbesten. Das liegt daran, daß diese verdammten Kredithaie hinter mir her sind.«
»Sie scheinen ein gestörtes Verhältnis zum Geld zu haben.«
»Das kann man wohl sagen. Ich kriege mich einfach nicht in den Griff«, gestand Philbin. »Es sind die Karten, von denen ich nicht die Finger lassen kann. Eines Tages werden sie mich ins Grab bringen, doch obwohl ich das weiß, kann ich mich gegen diese Sucht nicht wehren.«
»Ich fürchte, ich kann Ihnen bei der Lösung Ihres Problems nicht helfen, Mr. Philbin«, sagte ich. »Warum reden Sie nicht mal mit einem Psychiater darüber?«
»Weil der auch Geld sehen will.«
»Dafür sollten Sie noch welches auftreiben. Diese Investition würde sich lohnen.«
»Ich weiß immer noch nicht, für wen Sie arbeiten«, wechselte Philbin das Thema. Ich war sicher, daß er sich den Weg zum Psychiater sparen würde.
»Ich ermittle in eigener Sache«, antwortete ich.
»In welcher Angelegenheit?« wollte Philbin wissen, doch ich beantwortete ihm diese Frage nicht, sondern bat ihn um den Namen des Pächters. »Er heißt Jud Chaney«, sagte Philbin.
»Wohnt drüben in Southwark.«
Ich bekam die genaue Adresse, und wir trennten uns in Frieden.
***
Als Lee Collins nach Hause kam, empfing ihn Helen, seine Frau, mit einer riesigen Scotchfahne und einem Glas in der Hand. Collins war als Geschäftsmann sehr erfolgreich; als Schürzenjäger auch – nur als Ehemann hatte er versagt.
Mißmutig blickte er in Helens glasige Augen und sagte: »Ich kann dich nicht verstehen. Warum versuchst du nicht, irgend etwas Nützliches zu tun?«
»Wie du?« fragte Helen vorwurfsvoll. Sie war einmal eine sehr schöne Frau gewesen, doch allmählich hinterließ der Alkohol deutlich sichtbare Spuren in ihrem Gesicht. »Soll ich dich etwa auch betrügen?«
Collins begab sich in sein Arbeitszimmer, seine Frau folgte ihm. Er setzte sich an den Schreibtisch und suchte nach irgendwelchen Unterlagen.
Zwischendurch hielt er inne, sah Helen verdrossen an und fragte: »Willst du etwa wieder diesen kalten Kaffee aufwärmen?«
»Oh, ich meine nicht die Liebschaften, die du vor ein, zwei Jahren hattest, die interessieren keinen mehr. Was mich ärgert, ist, daß du seit kurzem mit Sally Baker, diesem billigen Flittchen, angebandelt hast.«
Lee Collins schlug mit der flachen Hand wütend auf den Schreibtisch. »Verdammt, woher hast du denn diesen Blödsinn?« brauste er auf.
»Stimmt es etwa nicht?«
»Ganz und gar nicht. Sally Baker und ich sind nur gute Freunde.«
»Das kaufe ich dir nicht ab. Sie ist die Frau von Anthony Baker, mit dem du schon seit Jahren vergeblich ins Geschäft zu kommen versuchst. Nun scheinst du endlich eine Lösung für dieses Problem gefunden zu haben. Hinzu kommt, daß ich euch zufällig im Plaza-Hotel sah. Engumschlungen seid ihr in den Aufzug gestiegen.«
Lee Collins entspannte sich. Es hatte keinen Zweck, herumzubrüllen, wenn er im Unrecht war, das sah er ein. Helen hatte ihn so gut wie in flagranti erwischt, deshalb wechselte er zu einer anderen Taktik über. »Du hast nun natürlich einen ganz falschen Eindruck von der Sache, und ich kann es dir nicht einmal verdenken. Ich bin nur geschäftlich an ihr interessiert, das mußt du mir glauben, Helen. Sally spricht mich als Frau überhaupt nicht an, aber sie kann mir sehr nützlich sein.«
»Du würdest für ein gutes Geschäft sogar dem Teufel deine Seele verkaufen, nicht wahr?« rief Helen
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