175 - Ich - Coco Zamis
Kriegsjahre überhand genommen und es gab viele Wölfe, auch Bären und Luchse in den Wäldern. Matthias lüpfte die Pistole in der Lederhalfter am Gürtel.
Aus dem Waldesdickicht funkelte ihn ein glühendes Augenpaar an. Ein Wolf heulte ganz in seiner Nähe. Es überlief Matthias eiskalt, und die Pferde zitterten an allen Gliedern. Jetzt waren drei leuchtende Augenpaare zu sehen und vor den Augen des entsetzten Matthias, der Pistole und Kreuz in der Hand hielt, traten drei nackte Schönheiten aus dem Fichtenwald hervor.
Es waren Frauen, wie er reizvoller noch keine gesehen hatte. Doch sie wiesen kleine Hörner auf und hatten Schwänze und Flügel. Ein seltsames Licht umspielte die drei Teufelinnen. Jede bot Matthias etwas dar. Die eine, goldblond, mit Kurven, die selbst einen Fürstabt schier um den Verstand gebracht hätten, hielt ein geöffnetes Schatzkästlein, in dem es von Juwelen nur so funkelte.
Die zweite hielt Krone und Zepter, die Insignien der Macht. Die dritte schließlich - schwarzhaarig im Gegensatz zu der rothaarigen zweiten, doch nicht minder reizvoll - einen großen glänzenden Kelch mit verschlungenen Zeichen und einem stilisierten Teufelskopf, um den sich Alpha und Omega, sowie die schrägliegende Acht rankten.
Dampf stieg aus diesem Gefäß.
Die Teufelinnen bewegten sich verführerisch vor Matthias.
„Liebe, Macht, reiche Schätze und die Unsterblichkeit bieten wir dir, wenn du mit unserem Vater und Herrn einen Pakt schließt", sangen sie. „Die ganze Welt mit all ihrer Herrlichkeit wird dir zu Füßen liegen, Matthias. Sei kein Narr. Du wirst in die Reihen der unsterblichen Dämonen aufgenommen."
Das Kreuz in Matthias' Hand wurde glühend heiß, und er schob es wie gebannt in die Tasche.
„Wer ist euer Herr?" fragte er.
„Wir sind die Töchter Asmodis, des Fürsten der Finsternis. Er sendet uns her, um dir ein Angebot zu unterbreiten, Matthias. Du brauchst nur aus dem Kelch zu trinken und dich mit uns zu vereinen, und du gehörst in unsere Reihen. Dann wirst du zu den höchsten Ehren aufsteigen und erhältst alles, was dein Herz begehrt, im Überfluß. Warum willst du ein Leben mit Mühen, Entbehrungen und zahlreichen Schicksalsschlägen und Schmerzen führen, wenn du es viel besser und schöner haben kannst?" Matthias sagte Worte, die er selbst nicht begriff.
„Ihr wollt meine Seele, die immer wiedergeboren wird, bis sie ihren Kreislauf vollendet."
Die Töchter Asmodis lachten und rückten näher.
„Was liegt denn an deiner Seele? So viele Seelen fallen der Finsternis anheim in dieser Zeit, was soll da die deine für eine Rolle spielen? Außerdem, was nützt dir denn deine Seele? Du kannst sie nicht sehen, fühlen oder schmecken. Niemand wird dir dafür auch nur einen Laib Brot oder einen Becher Wein verkaufen. Dieses dumme Ding hemmt und hindert dich nur."
„Aber ohne Seele bin ich kein Mensch mehr!" heulte Matthias förmlich auf.
Erinnerungen regten sich in ihm, die er aber nicht einordnen konnte. Er hatte ein dämonisches Dasein erfahren, als Juan Garcia de Tabera und als dämonischer Samurai Tomotada. Als Baron Nicolas de Conde hatte er, was Matthias aber nur im Unterbewußtsein hatte, 1484 einen Pakt mit Asmodi geschlossen, der ihm die Unsterblichkeit durch Reinkarnation gewährleistete.
Damit war ein Prozeß in Gang gesetzt worden, den weder der Baron noch Asmodi damals hatten vorausahnen können.
„Was bringt es schon für Vorteile, ein Mensch zu sein?" zischte die blonde Asmoditochter. „Sieh sie dir doch an, diese Brut, die ihresgleichen würgt, schändet und quält bis aufs Blut."
„Die Menschen sind unvollkommen und schlecht", stimmte die Rothaarige zu.
„Schwach und kurzlebig, voller Mängel und Gebrechen", meinte die Schwarze.
Sie hatten nicht unrecht. Matthias stand an einem Scheideweg. Er würde die Mächte der Hölle bekämpfen müssen, wenn er sich nicht mit ihnen verbündete, das wußte er. Was für ihn den Ausschlag gab, war seine Liebe zu Genevieve. Als Höllendiener mochte er ihr nicht unter die Augen treten. „Alle Menschen haben Fehler und Mängel", sagte Matthias. „Sie sind oft Irrtümern unterworfen und keiner gelangt ohne Schuld durchs Leben. Trotzdem ist es besser, ein Mensch zu sein als ein Dämon, denn der Mensch hat die Wahl zwischen Gut und Böse. Der Dämon aber und Nachtmahr ist dem Verderben verfallen und verbreitet nichts als Verderben und Schrecken."
„Hast du eine Ahnung!" heulten die drei. „Die Finsternis wird siegen und
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