Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
175 - Ich - Coco Zamis

175 - Ich - Coco Zamis

Titel: 175 - Ich - Coco Zamis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
stockhäßlich, mit strähnigem und zerlumpten Kleidern und eisgrauem, zerzaustem Haar. Nicht einmal die Warze auf der großen, gebogenen Nase fehlte. Sie kicherte, als sie Matthias von unten herauf anschaute, auf ihren derben Knotenstock gestützt.
    „Ei, ei, junger Herr, ringt das Liebchen mit dem Gevatter, dem Tod? Das wollen wir uns einmal ansehen."
    Walpurgas Diagnose war kurz und treffend.
    „Entweder ich greife ein, oder die Schöne stirbt. Doch dafür will ich ein Menschenleben."
    „Das ist gottlos", sagte Matthias. „Ich wüßte nicht, welches ich geben sollte, selbst wenn ich wollte."
    Walpurga murmelte vor sich hin. Sie hatte nur noch zwei wacklige Zähne im Oberkiefer. Sie starrte in die Flammen des Herdfeuers.
    „Ihr liebt dieses Mädchen, junger Herr. Es ist etwas Besonderes mit ihr, aber das kann ich nicht genau ergründen. Ihr werdet sie heiraten. Ich will euer erstes Kind."
    Matthias war nahe daran, die Alte zu packen und sie mit seinem Dolch zu zwingen. Sie erriet seine Gedanken.
    „Ihr könnt mich nicht unter Druck setzen, junger Herr, bei Asmodi. Entweder Ihr beugt Euch, oder sie stirbt."
    Geldangebote und Drohungen blieben vergebens. Walpurga blieb hart. Der Köhler hielt sich in seinem Anbau auf. Ein Wolf heulte ganz in der Nähe der Hütte. Matthias fürchtete weder normale Wölfe noch Werholde, denn er hatte sich mittlerweile gute Silberkugeln gegossen und verfügte auch über ein versilbertes Messer. Eine Erinnerung regte sich in ihm, als er mit der Hexe verhandelte. Irgendwie glaubte er, er habe schon einmal gewußt, wie man mit dergleichen Kreaturen umspringen mußte, damit sie auch gegen ihren Willen gehorchten.
    Doch das konnte nicht in diesem Leben gewesen sein. Matthias vergaß den seltsamen Gedanken. Er ließ sich zu etwas hinreißen, was er später noch oft bereute, denn er versprach der Hexe, was sie verlangte. Matthias dachte bei sich, es würde ihr schwerfallen, das Geforderte auch zu erhalten.
    Voller Angst um Genevieves Leben sagte er zu. Kaum daß er es ausgesprochen hatte, bäumte sich die im Fieberdelirium liegende Genevieve auf und stöhnte. Walpurga kicherte. Der Wolf draußen heulte näher.
    Die Hexe beugte sich über Genevieve, legte ihr die Hand aufs Herz und murmelte Worte, die Matthias nicht verstehen konnte. Er spürte den Drang, Walpurga von Genevieve wegzureißen und alles rückgängig zu machen, aber er wagte es nicht.
    Walpurga drehte sich um.
    „Jetzt laßt mich allein mit dem Mädel, junger Herr", sagte sie. „Ich garantiere Euch, heute abend wird sie wieder gesund sein und bald danach in Euren Armen liegen. Ihr seid füreinander bestimmt." Matthias wandte sich schroff ab und verließ die Hütte. Er zog sein Wams über und schnallte den Gurt mit dem Degen und einer Pistole um, die er im Windfang vor der Hütte überprüfte. Denn es war ratsam in diesen unsicheren Zeiten, immer kampfbereit zu sein.
    Matthias konnte sich kaum noch an die Friedenszeiten entsinnen: Er war acht Jahre alt gewesen, als der Große Krieg ausbrach. Die zehneinhalb Jahre seither waren ein einziges wüstes Abenteuer gewesen, das mit dem Tod der Trogers, seiner Pflegeeltern in Mähren, begann. Matthias kannte, seit er bewußt und einigermaßen folgerichtig denken konnte, nichts anderes als Unsicherheit, Mord, Brandschatzung, Plünderung und Schlachtengetümmel.
    Er war dabei erstarkt und ein Mann geworden. Dennoch hatte er tief in seinem Herzen eine Sehnsucht nach Frieden, im Gegensatz zu manchen Zeitgenossen, denen das Kämpfen, Morden und Plündern zur zweiten Natur geworden war. Oder zu anderen, die darüber resignierten, Bauern zum Beispiel, die ihre Felder erst gar nicht mehr bestellten, weil Fremde sie abernteten oder verwüsteten. Matthias hatte den Krieg mit all seinen Schrecken kennengelernt.
    Er ging im Wald umher, während sich Walpurga in der Hütte zu schaffen machte. Der Schnee knirschte unter seinen Stiefeln. Matthias war übernächtigt. Er hatte die ganze Nacht an Genevieves Lager gesessen und kein Auge geschlossen. Dennoch fühlte er sich nicht müde.
    Seine Sinne waren geradezu überscharf.
    Er hatte schon seit einiger Zeit den Eindruck, daß ihn jemand beobachtete. Matthias ging zu den Pferden und versorgte sie. Der Köhler Rupprecht hatte sich nicht mehr geregt, seit die Hexe eingetroffen war.
    Die Pferde schnaubten und wieherten. Sie waren derart unruhig, daß Matthias Mühe hatte, sie am Ausbrechen zu hindern, und sie fest anband. Das Raubzeug hatte während der

Weitere Kostenlose Bücher