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175 - Ich - Coco Zamis

175 - Ich - Coco Zamis

Titel: 175 - Ich - Coco Zamis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Kriegsjahren nahm das Raubzeug überhand. Matthias und Genevieve hörten die Wölfe heulen. Sie waren in einer Köhlerhütte in der Fränkischen Alb in der Nähe von Berching untergeschlüpft, denn Genevieve konnte nicht mehr weiter. Die Marodeure, von dem Dämon Brutus Marte angepeitscht, hatten die beiden eine weite Strecke verfolgt, und es hatte noch einmal einen kurzen Kampf mit drei vorausreitenden Verfolgern gegeben. Matthias war auch hier als Sieger hervorgegangen, hatte jedoch einen Degenstich durch den Arm erhalten. Er legte Heilkräuter auf die Wunde und verband sie. Genevieve trug die Kleidung eines Bauernjungen, mehr hatte ihr Matthias bei einem abgelegenen Gehöft nicht besorgen können. Genevieve wußte noch nicht, wo sie sich hinwenden sollte, und sie war längere Ritte nicht gewöhnt. Matthias hatte bei dem letzten Kampf zwei Pferde erbeutet und sich auch sonst weiter ausstaffiert und das mit dem Packpferd verlorene Gut reichlich hinzugewonnen.
    Der Köhler war ein schrulliger, kräftiger Mann, rußschwarz von Kopf bis Fuß. Er steckte in einem Kittel, dessen ursprüngliche Farbe sich nicht mehr erkennen ließ, und schlurfte in Holzschuhen umher. Was er in seinen im Wald versteckten Meilern an Kohlen herstellte, verkaufte er in der Umgebung. Dazu war er oft tagelang mit der Tragekiepe unterwegs, ein wahrhaft mühsames Handwerk. Matthias hatte ihm ein Pferd versprochen, wenn er ihnen Obdach bot und sie verköstigte und unterstützte. Für den Köhler war das eine fürstliche Bezahlung. Er hatte nur einmal einen alten Klepper besessen, und den hatten ihm Tillysche Landsknechte requiriert.
    Die Hütte des Köhlers verfügte über einen Anbau, in dem der Köhler schlief, während er Matthias und Genevieve beherbergte. In dem Anbau meckerte auch eine Ziege, des Köhlers einziges Haustier. Die Pferde waren ein Stück weit weg in einer Strauchhütte im Wald untergebracht. Genevieve hatte sich einen bösen Husten geholt, der nicht weichen wollte. Matthias litt mit, wenn er sie husten hörte. Pechpflaster und Kräutertees, von denen der Köhler über einen beachtlichen Vorrat verfügte, brachten keine Besserung.
    Genevieves Fieber stieg. Besorgt standen Rupprecht, der Köhler und Matthias an ihrem Lager. Genevieve glühte vor Fieber und atmete rasselnd.
    „Es nutzt nichts, sich etwas vorzumachen", sagte der Köhler. „Sie hat eine Lungenentzündung. Ins Spital können wir sie nicht bringen. Bis nach Roth oder gar nach Ingolstadt oder Nürnberg ist es viel zu weit. Außerdem sind die Spitäler Sterbehäuser."
    Dem konnte Matthias nur zustimmen. Er kannte die Feldlazarette und hatte die Feldschere und deren Gehilfen bei der Arbeit gesehen. Er hatte auch mitunter verwundete und sterbende Kameraden im Lazarett oder am Verbandsplatz aufgesucht. Die ärztliche Kunst hatte einen Tiefpunkt erreicht, der sich kaum noch unterbieten ließ.
    „Sie darf nicht sterben", sagte Matthias. „Was rätst du mir?" Er klimperte mit den Gulden im Beutel. „Wenn es am Geld liegt, darauf soll es nicht ankommen."
    „Ich wüßte da jemanden", erwiderte der Köhler. „Aber ich weiß nicht, ob es Euch recht ist, Herr. Es handelt sich nämlich um eine Hexe: die alte Walpurga."
    „Ist sie tatsächlich eine richtige Hexe?"
    „So wahr ich lebe. Einer, der sie noch aus früheren Zeiten, als sie der Liebe pflog, genauer kennt, schwor mir, sie habe hinten ein Schwänzchen und außerdem ein Hexenmal gerade unter der linken Brust. Auch habe sie mit ihm Dinge getrieben, die ein gottesfürchtiges Christenweib bei Strafe ewiger Verdammnis niemals kennen kann."
    Das sah Matthias nun anders, wollte aber nicht näher darauf eingehen. Rupprecht druckste herum. „Walpurga fordert immer etwas Lebendiges für ihre Dienste. Meist gibt sie sich mit einem Hahn oder einer Ziege zufrieden. Doch bei einem Bauern, der mit schweren Gallenkoliken unter rasenden Schmerzen auf den Tod dalag, forderte sie auch schon einmal dessen jüngstes Kind."
    „Und? Das wird man ihr doch wohl nicht gegeben haben?"
    „Das Kind ist kurz darauf gestorben. Walpurga will bei schwerwiegenden Fällen Leben für Leben. Anders kann sie nicht heilen, sagt sie."
    Matthias wollte zuerst nicht. Doch als Genevieve in der Nacht auf den Tod dalag, schickte er Rupprecht los. Die Hexe Walpurga erschien im Morgengrauen. Sie humpelte aus dem Nebel und Dunst, wie hergezaubert, und plötzlich war sie da. Sie sah aus, wie man sich eine richtige Hexe vorstellt, nämlich bucklig,

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