1750 - Karawane der Verzweifelten
weniger als drei Stunden erreichten sie das Biereng-System. Von den zehn gestohlenen Einheiten gab es keine Spur mehr, er war zu spät gekommen. Aber damit hatte er rechnen müssen: Homer G. Adams war alles andere als ein Stümper. Sheremdoc rechnete sich kaum Chancen aus, den ehemaligen Hanse-Chef mit seiner Beute jemals dingfest zu machen.
Obwohl... Wie will er so schnell eine Besatzung zusammenbekommen? Er wird sich gewiß keine hergelaufenen Streuner ins Schiff setzen.
Der Glatzkopf begriff plötzlich, daß er auf diesem Weg eine Chance hatte. Noch aus dem Biereng-System gab er Anweisung, nach verdächtigen Besatzungs-Rekrutierungen Ausschau zu halten.
Aber auch das war nicht so einfach: Allmählich erfaßte eine regelrechte Hirdobaan-Hysterie die Milchstraße; Rekrutierungsaktionen liefen allerorten.
Gegen Abend war er im Solsystem zurück. Das Vorgehen im Fall Adams leitete er persönlich in die Wege.
Für dich ist es nur ein Spiel, Homer. Aber du vergißt, daß man ein Spiel auch verlieren kann.
Der Abend hielt jedoch eine weitere Hiobsbotschaft bereit. Sie war ein seltenes Beispiel für Grausamkeit und Hinterlist, wie sie die Hamamesch-Waren als Spätfolge hervorbrachten.
Diesmal stammte die Nachricht aus dem Rusuma-System. Demnach hatten geschäftstüchtige Springer sogenannte Frosterstöcke errichtet; eine Art Depot für tiefgefrorene Süchtige, die auf diese Weise ihr Leiden beenden wollten. Aufwachen sollten sie erst dann wieder, wenn entweder das Gegenmittel gefunden war oder genügend Imprint-Waren zur Verfügung standen.
Soweit die Theorie.
Die Betreiber der Stöcke hatten allerdings technisch fehlerhafte Anlagen gebaut. Wer immer sich in einen solchen Kryosarg begab, wurde nicht tiefgefrostet, sondern in der Kälte abgetötet.
Die Hanse-Spezialisten berichteten von reger Konvertertätigkeit, wenn turnusmäßig die Leichen beseitigt wurden. Und das Ganze fand offenbar mit Duldung einiger der höchsten Patriarchen statt.
Sheremdoc setzte die komplette Liga- und Hanse-Maschinerie in Gang, um das grausame Geschäft mit dem Leiden zu beenden. Hanse-Spezialisten sprengten sämtliche Frosterstöcke, natürlich mit anonymer Warnung und ausreichend Vorwarnzeit für die Beschäftigten, während Botschafter der LFT Konsequenzen für den Fall androhten, daß dergleichen ein zweites Mal geschah.
6.
Die GREP ließ sich steuertechnisch praktisch nicht mehr handhaben. So war das, was die Besatzung hinlegte, nicht mehr als eine materialverachtende Notlandung. Ihnen kam zugute, daß der Asteroid nur wenig Anziehungskraft besaß.
In ihren Raumanzügen warteten alle auf den Befehl, aktiv zu werden. Der Augenblick war da, als sie endlich still lagen - und die mißtrauischen Arkoniden Kontakt herstellten.
Stomal Zystaan, Gyrengo und ein paar andere flogen als Abordnung in einem Gleiter hinüber.
Wie sie es machten, wußte Teaser Kroom auch nicht, aber sie brachten es fertig, die Arkoniden auszuschalten. Von da an war der Weg ins Innere der Station VESLAN frei.
Teaser gehörte zu den nächsten, die hinüberwechselten.
Die Angreifer erwiesen sich als echte Profis. Bevor die Arkoniden überhaupt Alarm geben konnten, waren bereits mehr als fünfzig tot.
„Jetzt wird es schwieriger, Teaser", sagte Stomal Zystaan ungerührt. Sie schien die Leichen gar nicht zu bemerken. Für sie waren es Hindernisse, vor denen sie die Füße hob, um hinüberzusteigen. „Wir müssen ein paar unangenehme Dinge tun, die ohne dich nicht funktionieren. Deshalb wollte ich dich in meiner Crew. Du bist nun an der Reihe."
Er hatte Mühe, seine Übelkeit zu überwinden.
„Was ist meine Aufgabe?" fragte er.
„Du wirst dich in den syntronischen Kreis der Klimakontrolle einschalten. Du desaktivierst sämtliche Sensoren, die Fremdstoffe im Kreislauf anzeigen."
„Warum?"
„Weil wir dann ein Betäubungsgas einspeisen."
Teaser Kroom war ein naiver, nicht besonders kluger Mensch. Aber in diesem Fall erkannte er sofort, daß etwas faul war. Weg von der Admiralin! Er konnte spüren, daß sie nicht die Wahrheit sagte. Bei ihm zu Hause wußten alle, daß er zwar dumm war, daß man Teaser aber nicht belügen konnte.
„Betäubungsgas? Das glaub' ich nicht. Ihr wollt irgendwas anderes."
Übergangslos verwandelte sich das Gesicht der Admiralin in eine drohende Grimasse. „Du wirst besser tun, was ich dir sage, Teaser Kroom! Oder wir sterben alle hier! Viel Zeit ist nicht mehr, bis die in der Steuerzentrale aufwachen."
Teaser
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