1752 - Als die Templer brannten
war bereits dabei, die Adresse der Ärztin herauszufinden. Sie nahm dazu ihr I-Phone, in dem alles Mögliche gespeichert war.
Ich zog meine Schuhe an und dachte darüber nach, ob wir wirklich das Richtige taten. Ein gutes Gefühl hatte ich bei dieser Aktion bestimmt nicht. Als ich meine Jacke von der Garderobe nahm, hörte ich Glendas Lachen.
»Ich hab’s«, sagte sie.
»Was hast du?«
»Die Adresse.«
»Und wo müssen wir hin?«
Sie tauchte in der kleinen Diele auf. »Nicht mal besonders weit. Nur nach Notting Hill...«
»Nun ja, wer es sich leisten kann...«
»Jetzt sei aber nicht neidisch, John.«
»Das bin ich bestimmt nicht. Ich wusste nur nicht, dass die Ärzte bei uns so viel verdienen.«
»Wenn sie privat arbeiten, dann schon.«
»Genau, Glenda, so wird es wohl sein...«
***
Notting Hill!
Nach diesem weltberühmten Film war in dem Ort innerhalb Londons nichts mehr so, wie es war. Da waren die Häuser abgerissen worden, da gab es völlig neue Bauten, da wurden die Straßen neu gepflastert, und eine Eigentumswohnung konnte ein kleines Vermögen kosten. Besonders die Wohnungen hatten es den Käufern und Renovierern angetan, denn der Platz war schon begrenzt.
Schade nur, dass alte Mieter vertrieben worden waren. Die neuen gehörten in der Regel einer Kategorie an, die lieber mailten als sprachen, hier aber die richtige Ecke gefunden hatten.
Wir hatten uns im Dunkeln in Richtung Notting Hill getastet. Dieser Stadtteil von London lag etwas erhöht. Verteilt auf einem kleinen Hügel.
Wir mussten dorthin, wo Notting Hill praktisch ein anderes Gesicht bekommen hatte.
Da war alles abgerissen worden. Man hatte die neuen Häuser gebaut, bestückt mit Eigentumswohnungen von unterschiedlicher Größe. Eines hatten sie gemeinsam. Sie waren teuer.
Wir verließen uns auf das GPS, das uns in das neue Viertel brachte.
Nur einen Parkplatz mussten wir finden. Es war schwer, und wir stellten den Wagen schließlich dort ab, wo man nicht parken durfte. Es war uns egal. Wer in den Rover schaute, der sah das Rotlicht auf dem Beifahrersitz.
Wir hatten die Ärztin nicht zuvor angerufen. Wir wollten sie überraschen und hofften, dass sie zu Hause war.
Da hatten wir Glück, denn sie war tatsächlich zu Hause. Es war ein Haus, das aus vier Wohnungen bestand, und es war so gebaut wie eine Pyramide. Sehr interessant, besonders die beiden Werkstoffe. Glas und Metall. Steine schimmerten nur an wenigen Stellen und waren mit Leuchtgirlanden verbunden.
Wir gerieten in den Bereich des Eingangs. Eine Wache gab es nicht im Haus, aber ich sah schon die Kameras, die aus verschiedenen Winkeln alles unter Kontrolle hatten.
Judith King wohnte in der ersten Etage. Ich war gespannt, ob sie uns empfing. Licht schimmerte in der Wohnung, und so gingen wir davon aus, dass sie zu Hause war. Ich drückte den hellen Knopf nach unten. Es war nichts zu hören, und wir warteten darauf, dass es zu einer Reaktion kam.
Anscheinend hatte die Frau keine Lust, ihren Besuch einzulassen, doch ich wollte so schnell nicht aufgeben und versuchte es erneut.
Da hatte ich Glück.
Es gab hier natürlich eine Sprechanlage. Aus deren Rillen vernahmen wir die Stimme.
»Wer ist denn da?«
Die Ärztin klang nicht eben erfreut. Das wäre bei mir auch der Fall gewesen, wenn man mich in meiner Freizeit gestört hätte. Aber das hier war schon dienstlich.
»John Sinclair hier«, sagte ich.
»Ja, ja, jetzt sehe ich Sie auf meinem Monitor. Sie sind aber nicht allein gekommen.«
»Richtig. Miss Perkins ist noch bei mir. Eine Kollegin.«
»Okay. Was kann ich für Sie tun?«
»Ich hätte einige Fragen an Sie...«
»Jetzt?«
»Ja, wenn es Ihnen möglich wäre und...«
»Nein, auf keinen Fall. Ich habe auch ein privates Leben und...«
»Das wissen wir, Doktor King. Aber es ist wirklich kein Akt. Wir werden Sie nicht lange aufhalten, das kann ich versprechen.«
Sie dachte nach und stimmte schließlich zu. »Warten Sie, ich werde Ihnen dann öffnen.«
»Vielen Dank.« Ich nickte Glenda zu. »Das wäre geschafft.«
»Die ist aber komisch, John, das muss ich dir sagen. Bei ihr möchte ich nicht als Patientin in Behandlung sein.«
»Nun ja, nicht jeder ist immer locker.«
»Und welches Gefühl hast du? Bist du der Meinung, dass wir einen Schritt weiter kommen?«
»Keine Ahnung.«
Glenda musste mir noch sagen, dass Judith King nebenbei noch eine recht florierende Praxis betrieb und sie für Scotland Yard nur stundenweise tätig war.
Dann erklang das
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