1754 - Blutige Tränen
ließ sie sich nicht abbringen. »Wie dem auch sei, wenn es hell wird, werde ich verschwinden oder schon verschwunden sein.«
»Und wo willst du hin?«, fragte Sheila.
»Das weiß ich noch nicht. Ich werde mir einen ruhigen Platz suchen und gehe mal davon aus, dass es die entsprechenden Herbergen gibt.«
Bill lächelte breit. »Darüber werden wir noch reden, Serena.«
Auch Sheila wollte etwas hinzufügen, hielt aber ihren Mund, weil sich das Telefon meldete, das auf der Station stand.
Die Conollys schauten sich an. Keiner wollte so recht abheben, bis Johnny es tat und den Apparat seinem Vater in die Hand drückte.
»Das ist für dich.«
Bill schüttelte den Kopf, nahm das Gespräch trotzdem entgegen, und in seinem Gesicht klarte es auf.
»He, John, darauf haben wir gewartet.«
Auch die anderen Conollys entspannten sich. Aber sie hörten zu, was Bill sagte, ob er Fragen stellte oder antwortete, es wechselte sich ab.
Und so erfuhren sie auch, dass John Sinclair nicht allein war und vorerst nicht zu ihnen kommen würde. Er war auf der Suche nach weiteren Halbvampiren und letztendlich auch nach Justine Cavallo.
»Bist du denn sicher, dass du sie finden kannst?«, fragte Bill.
»Sicher nicht, aber es ist eine Chance. Ich habe eine Person auf meiner Seite, die mal ein Halbvampir gewesen ist. Das wird mir schon einiges an Vorteilen bringen.«
»Meinst du?«
»Ja, Bill. Außerdem glaube ich daran, dass sich die meisten Halbvampire in eurer Nähe aufhalten. Sie wollen Serena, sie wollen ihre Vernichtung oder sie auch entführen, ich weiß es nicht genau. Jedenfalls würde ich an eurer Stelle die Augen weit offen halten. Die haben nicht aufgegeben und werden auch an mehreren Fronten kämpfen, wenn es nötig ist.«
»Aber du fährst zu diesem Hotel?«
»Ja, mit Lilian Block.«
»Und wo befindet sich dieser Bau?«
Bill erhielt die Adresse. Er hatte noch einige Fragen, aber er merkte, dass John es eilig hatte, und beendete das Gespräch. Er hatte dafür gesorgt, dass die anderen mithören konnten, und sie sagten erst mal nichts.
Das passte Bill nicht. »He, was ist los? Warum höre ich nichts von euch?«
Sheila hob die Schultern und fragte mit leiser Stimme: »Das ist natürlich wieder mal ein gefährlicher Alleingang, den er durchzieht.«
»Möglicherweise die einzige Chance«, meinte Bill.
»Falls es nicht zu viele Gegner sind.« Sheila schaute sich um. »Oder kann jemand mir sagen, mit wie vielen Feinden John es zu tun bekommt?«
Das konnte niemand. Auch Serena nicht, deren Gesicht einen angespannten Ausdruck angenommen hatte. Sie sprach davon, dass alles wegen ihr so ablaufen würde. Dazu schüttelte sie einige Male den Kopf und es sah aus, als wollte sie alles Elend der Welt einzig und allein auf sich beziehen.
Bill sagte: »Ich denke, dass es John nach wie vor darauf ankommt, die blonde Bestie Justine Cavallo zu finden. Alles andere können wir vergessen.«
»Dann muss er ja sicher sein, dass er sie in diesem Hotel findet«, meinte Johnny.
»Ja, das sieht so aus.«
»Wird sie allein dort sein?«
Bill winkte ab. »Noch vor einem halben Jahr hätte ich die Frage bejaht. Jetzt tue ich das nicht. Ich weiß nicht, wie es ihr geht. Bestimmt nicht gut, nach dem, was in Tirol geschehen ist. Und ich kann mir vorstellen, dass sie sich noch mit einigen Halbvampiren umgeben hat, die sie bewachen.«
»Und die anderen sind bei uns in der Nähe«, erklärte Sheila knapp.
»Meinst du wirklich?«
»Wir können nachschauen, Bill.«
Damit war auch Johnny einverstanden. Er mochte diese Brut auch nicht und wäre froh gewesen, sie zur Hölle schicken zu können.
Serena hatte ebenfalls nichts dagegen, nur musste sie bei Sheila bleiben, was sicherer war.
Johnny und sein Vater gingen in Bills Arbeitszimmer, in dem ein Tresor stand. Bevor er dessen Tür öffnete, schloss Bill erst mal die normale und wandte sich an seinen Sohn, wobei sein Gesicht einen ernsten Ausdruck angenommen hatte.
»Nicht nur wir beide wissen, was dir in der letzten Zeit widerfahren ist. Da brauche ich nur an die satanischen Nachbarn zu denken und an andere Vorfälle. Du hast das Thema bereits angesprochen, und ich weiß auch, dass du reif und alt genug bist, um Verantwortung zu übernehmen. Deshalb werde ich dir jetzt etwas überreichen, das sehr wichtig für dich ist. Wonach du dich auch gesehnt hast, und das zu Recht.«
Johnny hatte jedes Wort gehört und dabei einen roten Kopf bekommen. Er ahnte ja, um was es ging, sagte aber nichts,
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