1755 - Die FÃŒrstin und der Outlaw
Handelskarawane in die Milchstraße zu tun hatte. Vielleicht waren von dort so große Mengen an wertvollen Gütern herbeigeschafft worden, daß die Verantwortlichen sich nicht mehr um die Geräte und Maschinen der Siegel-Technik kümmern konnten.
Über diese Probleme und Fragen konnte ich mit den Imprint-Outlaws natürlich nicht reden. Das hätte sie nur verwirrt.
Die jüngsten Daten und Informationen standen noch auf dem Bildschirm Syncomps. Die Fremden konnten den Bildschirm nicht einsehen. Dennoch löschte ich die Werte mit einem unauffälligen Tastendruck.
Was sollte ich diesem Esker Harror sagen? Meine Gedanken rasten im Kreis, aber äußerlich blieb ich gefaßt und ruhig. Anfangs hatte ich den Ober-Outlaw ein bißchen bewundert. Jetzt war es mehr Furcht. Und ein bißchen Abscheu.
Aber wenn er wirklich für einen Maschtaren gearbeitet hatte ... nein, das durfte ich nicht zu Ende denken.
Mir war inzwischen klargeworden, daß ich es bei den Galaktikern nicht mit Handelspartnern im üblichen Sinn zu tun hatte. Nein, diese Geschöpfe waren Süchtige, Abhängige, vielleicht Psychopathen.
Es war einfach unglaublich, daß sie durch Waren, die sie von meinem Volk in ihrer Heimat erworben hatten, dazu gemacht worden waren. Und doch schien es so zu sein.
Helfen konnte ich diesen Süchtigen nicht. Ihre Technik und sicher auch ihre medizinischen Kenntnisse standen über unseren Möglichkeiten.
Inzwischen lagen mir zahlreiche Berichte unserer Agenten vor. Der anfängliche Verdacht, daß die Karawane in die Milchstraße von Jondoron aus gestartet war, galt als bestätigt. Nur half mir das nicht weiter.
Denn auch im Jondoron-Oktanten waren nach den bisherigen Untersuchungen keine Imprint-Waren bekannt. Damit wußte ich nicht, welche Funktion oder Bedeutung diese unglaublichen Imprint-Objekte besaßen.
Es mußte etwas hinter der ganzen Aktion stecken, das mit Dingen zu tun hatte, die für mich nicht zugänglich waren.
Etwas anderes störte mich: Der Maschtar Jorror war in der Milchstraße gewesen. Als ich vom Buragar-Oktanten aus vor 20 Jahren Handelsbeziehungen zu den insektoiden Jaskill in einer zwölf Millionen Lichtjahre entfernten Galaxis namens Offantol aufgenommen hatte, da war ich auf mich allein gestellt gewesen.
Kein Maschtar hatte sich sehen lassen oder uns auch nur mit einem Funken seiner Macht unterstützt.
Gut, wir waren mit den wunderbaren gläsernen Jaskill-Objekten entschädigt worden. Die filigranen, abstrakten Glasformen, in denen sich Licht millionenfach brach und berauschende Lichtspiele erzeugte, hatten unseren Reichtum und Einfluß vergrößert. Aber die Geschichte paßte nicht zu der, die nun vom Jondoron-Oktanten ausgegangen war.
Alle sechs Jahre trafen sich die Handelsfürsten aller Oktanten auf dem Planeten Borrengold zum „Zug der Herrscher". Noch lag dieser Zeitpunkt in der Zukunft.
Aber ich überlegte, ob ich in Anbetracht dieser umwälzenden Ereignisse und Erkenntnisse nicht eine Vorverlegung des Zuges verlangen sollte. Ich mußte mit den anderen Herrschern reden.
Dringend!
„Dir hat es wohl die Sprache verschlagen!" schnauzte mich Esker Harror reichlich respektlos an.
„Durchaus nicht", entgegnete ich kühl. „Ich suche immer noch nach einem Weg der Verständigung. Denn ich brauche eure Waren. Und ich möchte euch das dafür geben, was ihr wollt. Nur kann ich die Probleme, die damit verbunden sind, nicht im Handumdrehen lösen."
„Du willst uns also wieder vertrösten", stellte Harold Nyman fest und verzog sein Gesicht zu einer Grimasse.
„Es wäre mir lieber", gestand ich, „wenn ich euch ein vernünftiges Angebot machen könnte. So aber muß ich euch tatsächlich erneut um Geduld oder Aufschub bitten."
„Abgelehnt!" wehrte sich Esker Harror mit aller Entschiedenheit. „Wir können uns aber einigen: Da du und deine Vasallen offensichtlich nicht wissen, was Imprint-Waren sind und wo wir sie finden können, müssen wir jemanden fragen, der es weiß."
Ich erkannte nicht sofort, worauf er hinauswollte.
„Und wer soll das sein?" fragte ich.
„Jorror", sagte er allen Ernstes. „Der Maschtar. Von mir aus kann es auch ein anderer Maschtar sein, aber Jorror wäre der geeignetste. Schließlich kennt er uns bereits."
Ich zeigte mein Entsetzen nicht. Zugleich erschütterte mich die Unkenntnis der Galaktiker.
Schließlich konnte man einen Maschtaren nicht einfach aufsuchen oder irgendwie anders kontaktieren. Das war unmöglich, denn nicht einmal eine mächtige
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