1755 - Die FÃŒrstin und der Outlaw
nach." Sie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Vielleicht hätten wir sie schon auftreiben können, wenn ihr weniger hitzköpfig und nicht so stur wärt. Und etwas mehr kooperativ."
„Immer langsam, Fürstin! Du hast uns mit einem Versprechen nach Garnach gelockt, das du gar nicht einhalten kannst. Wieso sollen wir nicht kooperativ sein?"
„Wir wissen zu wenig über das, was ihr Imprint-Waren nennt", mischte sich erstmals der Kanzler in das Gespräch. „Wir wissen auch nicht genug, was sich bei euch in der Milchstraße abgespielt hat."
„Das können wir schnell nachholen." Ich zog mir einen Hocker heran und nahm unaufgefordert darauf Platz.
Dann erzählte ich in kurzen Zügen von der Expedition der Hamamesch. Ich erwähnte das Vorgeplänkel in der Großen Magellanschen Wolke ebenso wie die Geschichte mit den Somern. Die beiden Hamamesch schienen damit nicht viel anfangen zu können.
Nun kam ich auf den Feldzug in der Milchstraße selbst zu sprechen, bei dem die zehn Basare entstanden. Ich erzählte von den wunderbaren Waren, die unsere Begeisterung weckten und neue Lebensgeister entfalteten.
„Besonders in der Anfangszeit", erläuterte ich ausdrücklich, „trafen wir auf viele Warenstücke, die keinen Imprint besaßen. Die größten Probleme aber hatten wir mit dem Bau der Basare im Machtbereich Terras. Die terranische Regierung untersagte zunächst strikt den Bau der Basare, weil die Offiziellen nicht an die positive Wirkung der Imprint-Stücke glauben wollten."
„Aber dann griff Jorror persönlich ein", ergänzte Harold Nyman.
„Jorror?" Rani von Buragar fuhr in die Höhe.
„Jorror. Er nannte sich einen Maschtaren. Ohne seine Aktionen hätten wir im Solsystem nie einen Basar erhalten."
„Der Maschtar Jorror?" fragte nun auch Razano Omre nach. „Ihr wollt damit doch nicht etwa sagen, daß ein Maschtar in eurer Milchstraße gewesen ist?"
„Und ob wir das sagen wollen", unterstrich ich. „Er war der Feldherr, der Oberbefehlshaber der ganzen Aktion. Anfangs hielt er sich im Hintergrund auf. Da spielte noch der Karawanenführer Kjauras die erste Geige. Aber der wahre Herr war zweifellos Jorror. Harold und ich hatten sogar persönlichen Kontakt mit ihm. Wir haben eine begrenzte Zeit direkt für ihn gearbeitet."
Ich beobachtete, wie Rani von Buragar und ihr Mann stumme Blicke austauschten. Sie schienen verunsichert zu sein.
„Unglaublich!" stöhnte der Kanzler.
„Es kommt aber noch besser", hakte ich nach. „Jorror und seine Führer und Händler versicherten uns, wir könnten nach Belieben Imprint-Waren in Hirdobaan erstehen. Die Waren, die wir in der Milchstraße erwarben, verbrauchten sich allmählich. Ihr müßt das so verstehen: Der Zauber, der von ihnen ausging, verging. Aber wer diesen Zauber einmal erlebt hat, der wird ihn immer wieder suchen. Deshalb haben wir die lange Reise mit vielen Opfern auf uns genommen und sind nach Hirdobaan geflogen. Und was hören wir hier? Keine Imprint-Waren bekannt. Das sieht nach einem gewaltigen Betrug aus. Und den werden wir uns nicht gefallen lassen! Das schwöre ich euch."
5.
Die Fürstin Mir schien der Schädel platzen zu wollen. Razano erging es wohl nicht viel anders.
Was der Fremde da gesagt hatte, das konnte einfach nicht stimmen. Ein Maschtar, der in der Milchstraße gewesen sein soll? Ein Maschtar als Leiter der vielleicht größten Handelsexpedition, die je von Hirdobaan aus gestartet worden war?
Das war schier undenkbar.
Wenn es aber doch stimmte, dann erklärte es vielleicht, daß die Aktion in der Ferne und Fremde so professionell und perfekt durchgezogen worden war. Es steckte also mehr dahinter als der in unseren Augen unfähige Handelsfürst Jeschdean von Jondoron.
Darüber hinaus war es für mich in höchstem Maß verblüffend, daß ich - und wohl auch keiner der anderen Handelsfürsten der übrigen sieben Oktanten - nichts von dieser Aktion gewußt hatte.
Die Folgerungen aus dieser Erkenntnis waren schwerwiegend. Es war besser, sie nicht auszusprechen ...
Schließlich gab es Dinge, über die ich nie laut nachdenken würde. Dazu gehörten die neun Maschtaren ebenso wie die Herkunft unserer hochwertigen technischen Produkte, der sogenannten Siegel-Technik. Oder das Zentrumsgebiet von Hirdobaan. Sogar die Containerwelt Jarjo, wo es wegen des Ausbleibens der reparierten Geräte in Siegel-Technik zur Zeit drunter und drüber ging.
Ich vermutete, daß das Ausbleiben der dringend benötigten Produkte etwas mit der
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