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1756 - Das Grauen hieß Elvira

1756 - Das Grauen hieß Elvira

Titel: 1756 - Das Grauen hieß Elvira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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was hatte sie mit mir vor?
    Ich wusste es nicht. Nach wie vor lag ich auf dem Boden und hätte in den dünnen Teppich beißen können. Der Schmerz in meinem Rücken hatte sich im ganzen Körper verteilt. Das war etwas besser, denn ich konnte wieder durchatmen. Zwar nicht unbedingt schmerzfrei, aber schon befreiter.
    Sie war da, aber ich hörte sie nicht. Dafür hob ich den Kopf an und versuchte, ihre Bewegungen zu verfolgen. Ja, sie hatte den Flur verlassen und stand auf der Schwelle zum Wohnzimmer. Dabei drehte sie mir sogar den Rücken zu.
    Das wunderte mich. War sie so naiv? Oder so von sich überzeugt, dass ihr nichts passieren konnte? Ich lag zwar auf dem Boden, aber ich besaß noch meine Waffe. Die hatte mir Elvira in all der Eile nicht abgenommen.
    Um an sie heranzukommen, musste ich mich in eine andere Position wälzen. Ich drehte mich um und stemmte mich zugleich etwas hoch, um es leichter zu haben.
    Genau da wirbelte die Little herum. Ich kam nicht mehr dazu, nach der Beretta zu greifen. Alles ging zu schnell. Ich hörte ihr Lachen und erhielt einen Tritt gegen die Schulter, der mich wieder zu Boden schickte.
    Den Fluch verschluckte ich. Dafür hörte ich die Frau fluchen, die sich selbst als Engel ansah. Sie stand neben mir, schaute auf mich nieder, bückte sich dann, packte mit beiden Händen zu und bekam meine Handgelenke zu fassen.
    Den Grund erkannte ich wenig später. Da wurden mir die Arme lang, als sie mich über den Fußboden schleifte und mich ins Wohnzimmer zog. Es war wirklich zum Heulen, dass ich in meiner eigenen Wohnung so fertiggemacht wurde. Es war meine eigene Schuld. Ich hätte die Frau nicht unterschätzen dürfen.
    Im Wohnzimmer blieb ich liegen. Diesmal auf dem Rücken. Ich schaute zu, wie Elvira Little durch den Raum schritt und sich umschaute, wobei sie mich stets im Blick behielt.
    Ich bekam wieder besser Luft und war deshalb auch in der Lage, eine Frage zu stellen.
    »Was wollen Sie? Wer genau sind Sie?«
    Die Little blieb stehen und drehte sich um. »Ich bin ein Engel. Ich bin eine Person, die in diese Zeit gehört, verstehst du das?«
    »Nein...«
    »Engel schwirren in der Luft kurz vor Weihnachten. Oder irre ich mich da?«
    »Das sind Legenden.«
    Sie lachte. »Dann bin ich eine Legende. Aber eine düstere, denn ich gehöre zu den besonderen Engeln. Man hat mich erwählt. Ich wurde nicht gefragt, aber plötzlich waren sie da. Einfach so. Ich hatte sie auch nicht gerufen, aber ich sah, dass sie töteten, und ich rechnete damit, ebenfalls getötet zu werden. Das traf nicht zu. Man ließ mich am Leben. Man gab mir eine neue Chance. Ich konnte leben, anders leben. Ich war etwas. Ich spürte in mir die besondere Kraft. Ich war jetzt in der Lage, Feinde zu spüren, die in der Nähe lauerten. Und als wir uns im Kaufhaus begegnet sind, habe ich dich gespürt, und ich habe sofort gewusst, dass du nicht zu meinen Freunden gehörst. Dass du anders bist als ich.«
    »Was hast du genau gespürt?«, wollte ich wissen.
    »All das Negative in dir. Du und ich, wir sind einfach zu verschieden. Wir stehen in zwei Lagern, und ich weiß, dass es nur einen von uns auf dieser Welt geben kann.«
    »Ah ja – verstehe.«
    »Und das bin ich.« Sie deutete auf sich und schaute auf mich herab.
    Ihre Augen hatten sich verengt. Man konnte von einem bösen Blick sprechen. Ich fragte mich, warum die Person mich nicht angriff oder mir die Waffe abgenommen hatte, um mich zu erschießen. Irgendwas musste sie hindern. Oder musste ich davon ausgehen, dass sie noch eine Unterstützung erhielt?
    »Wer hat dich so verändert?«, wollte ich wissen. »Wer ist es gewesen?«
    »Die Seelen waren es. Die Seelen der Engel.«
    »Ja, ich verstehe. Du sprachst von den toten Engeln. Den schlechten, auch den bösen, den Wesen, die in die Hölle gehören, weil sie von dort stammen.«
    »Ja, das hast du erfasst.«
    »Aber haben Engel eine Seele?«, fragte ich. »Vielleicht die guten, aber nicht die, auf die du dich verlässt. Engel aus der Hölle besitzen keine Seele. Es sind seelenlose Geschöpfe, das kannst du mir glauben. Ich kenne die Seelen der Dämonen, die haben einen anderen Weg eingeschlagen. Die meisten von ihnen wurden gesammelt. Es gibt ein besonderes Reich, in das sie abtauchen. Es gibt die Welt der absoluten Schwärze, der Lichtlosigkeit, und es ist eine Welt, die trotzdem einen Herrscher hat, der sein Reich immer weiter ausbauen will, indem er sich die Seelen der Dämonen holt.«
    »Was redest du denn da?«, fuhr sie

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