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1756 - Herr der Milchstraße

Titel: 1756 - Herr der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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übertrifft."
    Er ging einige Schritte weiter - zu Prinzessin Landra Aumedek und ihren Söhnen, dem zweijährigen Simplon und dem einjährigen Ertill.
    „Vielleicht wird ja einer von euch beiden mein Nachfolger", sagte er leise.
    „Es würde mich freuen", dankte die zutiefst erschrockene Landra.
    Sie war nicht weniger schockiert als der Handelsfürst, doch es war nicht der Tod Klerins, der sie in Angst und Schrecken versetzte. Klerin war vor seiner Ermordung bei ihr gewesen, und der Bote hatte ihn aus ihren Räumen direkt dorthin geführt, wo er offenbar ermordet worden war. Sie fürchtete sich davor, daß Adrom es erfuhr und sich dann an ihr rächte, obwohl sie keine Schuld an seinem Tod trug.
    Ihr war klar, daß sie das Opfer einer Intrige geworden war. Man hatte sie in den Glauben versetzt, daß Klerin die geheimnisumwitterte Infothek unter dem Palast betreten konnte, wenn er nur wollte, und sie hatte die Nachricht an ihn weitergegeben.
    Da die Nachricht von ihr gekommen war, war er dem Boten ohne Arg gefolgt.
    Nur dadurch war es möglich gewesen, ihn zu ermorden.
    Prinzessin Landra war sich klar darüber, daß sie schnell und entschlossen handeln mußte.
    Adrom würde alles daransetzen, um herauszufinden, wer seinen Sohn auf dem Gewissen hatte.
    Deshalb mußte sie möglichst rasch klären, wer ihr die Information zugespielt hatte, daß Klerin die Infothek auf geheimen Wegen betreten konnte.
    Sie zitterte vor Furcht. Ihr Leben war nie zuvor in so großer Gefahr gewesen wie in diesen Stunden.
    Völlig überraschend erschien der Infothekar Glentschim an der Tafel des Handelsfürsten. Er war eine Art Hohepriester, der wie ein eigenständiger Fürst über die infothekarischen Schätze im Labyrinth unter dem Palast herrschte.
    Mit einer Größe von nur etwa 1,58 Metern war er ein ungewöhnlich kleiner Mann. Er empfand als Mangel, daß er so klein war, und er litt darunter.
    Spötter behaupteten, körperliche Mängel hätten seinen Charakter geprägt und ihm zu einer Boshaftigkeit von ganz besonderen Graden verholfen. Darüber hinaus hätten sie jene Eifersucht und Kleingeistigkeit herbeigeführt, mit der er seine infothekarischen Schätze im Labyrinth hütete.
    Glentschim sprach Adrom sein Bedauern über den Verlust des Sohnes aus und fügte hinzu, nachdem der Höflichkeit Genüge getan war: „Ich habe gehört, daß die Todeskandidaten noch heute hingerichtet werden sollen."
    „Du hast richtig gehört", antwortete Adrom.
    „Ich muß um einen Aufschub bitten", sagte der Infothekar. „Für mich gilt es, einige wichtige Informationen zu gewinnen. Sie sind unwiederbringlich verloren, wenn die Delinquenten tot sind. Deshalb muß ich mit ihnen reden, bevor sie hingerichtet werden."
    „Ich habe nichts dagegen", zeigte sich Adrom großzügig, „aber beeil dich. Die Hinrichtung wird sich über Stunden hinziehen; du wirst also genügend Gelegenheit haben, in den einzelnen Phasen mit den Delinquenten zu reden. Das Feuer wird ihre Seelen reinigen, und da eine Seele bekanntlich ein höchst kompliziertes Ding ist, dauert es sehr lange, bis alle Facetten der Seele gereinigt sind und das Feuer sein Werk getan hat."
    Er klatschte in die Hände. „Also - an die Arbeit, Infothekar!"
    Die Schärfe in seiner Stimme machte deutlich, daß seine Geduld erschöpft und er nicht gewillt war, noch länger mit Glentschim zu reden.
    Der Infothekar begriff. Devot verneigte er sich, beschattete seine Augen, indem er die Arme hob und an den Kopf drückte. Damit legte er jene Unterwürfigkeit an den Tag, mit dem sich der Zorn des Handelsfürsten mildern ließ, und als sich die Lippen Adroms entspannten, eilte er davon.
    Ungeschickt stolperte er über ein paar Steine und hatte Mühe, auf den Beinen zu bleiben. An einigen Tischen klang gedämpftes Gelächter auf, das jedoch augenblicklich verstummte, als Adrom Cereas von Mereosch mit den Fingern schnippte und so daran erinnerte, daß die Trauer um seinen verloren Sohn noch nicht vorbei war.
    Glentschim warf jenen böse Blicke zu, die über ihn gelacht hatten, und verschwand unter den Bäumen. Er haßte Auftritte in der Öffentlichkeit. Sie machten ihn unsicher und verlegen, weil er schon im voraus wußte, daß er früher oder später mit einer Ungeschicklichkeit das Gespött der anderen auf sich zog. Damit geriet er immer wieder in einen Teufelskreis, aus dem er sich nicht befreien konnte.
    Das Wissen um den bevorstehenden peinlichen Zwischenfall machte ihn unsicher, und weil er unsicher war,

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