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1757 - Endstation Tod

Titel: 1757 - Endstation Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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war.
    Cynan Dow war nie wirklich gestorben. Auf eine schreckliche Art lebte er weiter und wollte ihn holen.
    Komm schon! dachte Cyrn, die Zähne zusammengebissen, am ganzen Leib schwitzend. Komm und laß es uns hinter uns bringen!
    Er wollte kämpfen, obwohl er wußte, daß er immer wieder verlor. Am Ende, nach langen Minuten der Hölle, war er wieder allein, aber Cynan hatte ein weiteres Stück von ihm mitgenommen; ein weiteres Loch in seine Seele gerissen.
    Das Flüstern kam näher. Erste Worte wurden verständlich. Cynan rief nach ihm. Gleich würde sich sein Gesicht aus dem heller gewordenen, jetzt schon schwach leuchtenden Nebel schälen. Dieses verhaßte, tausendmal verfluchte Gesicht, das Cyrn mehr fürchtete als die Pest.
    Cyrn! Du hörst mich, mein Sohn! Sieh mich an! Sieh hierher! Erschaffe mich!
    „Nein!" schrie Dow. Der Hanse-Spezialist zog die Knie an und umfaßte sie mit beiden Armen, so als könnten sie ihm einen Halt geben. Er wollte die Augen schließen, aber er konnte nicht.
    Erschaffe mich aus dir selbst, denn ich bin in dir!
    „Du bist tot!"
    Adams hatte es ihm gesagt. Er und Mike Rhodan kannten Dinge, von denen Cyrn selbst noch nichts wußte. Sie hatten ihn gekannt, seinen Vater, das Ungeheuer.
    Sie hatten versucht, ihn zu beschützen. Sie mußten wissen, was er erst nach und nach aus seinen Träumen erfuhr, Stücke eines beängstigenden Mosaiks. Etwas schlummerte in ihm: Kräfte, die er noch gar nicht kannte, geschweige denn kontrollieren konnte. Vor drei Jahren waren sie erstmals massiv ausgebrochen.
    Inzwischen glaubte er, daß Adams mit seinem Latein am Ende war. Die alte Taktik des väterlichen, mächtigen Freundes, Cyrn zu beschäftigen und von seinen Problemen abzulenken, half keinem mehr weiter. Adams oder Mike Rhodan mußten endlich Farbe bekennen. Wenn sie ihm helfen wollten, mußten sie ihm die ganze Wahrheit sagen.
    Über sich, über Cynan, über das Entsetzliche, was sein Vater getan hatte.
    Aber Homer G. Adams war fort, mit den ersten Imprint-Süchtigen nach Hirdobaan aufgebrochen, und Mike hielt sich wahrscheinlich noch irgendwo an der Großen Leere auf.
    Cyrn hatte, unmittelbar nachdem er von Adams' Sucht erfuhr, versucht ihm zu helfen. Er war auf eigene Faust, kurz vor dessen Schließung, in den Basar KOROMBACH eingedrungen.
    Doch statt den Hanse-Chef hatte er etwas anderes gefunden: seine eigene Sucht. Er war dem Imprint in der Form einer kleinen, ganz harmlos aussehenden Illusionspyramide selbst verfallen und hatte danach die Chance verpaßt, Adams auf die TANKSET zu folgen und mit ihm nach Hirdobaan zu fliegen. Die CIRCINUS hatte er mit Glück und Beziehungen erwischt, und wenn er schon vorher geglaubt hatte, alle seine privaten Höllen zu kennen, dann wurde er nach dem Erlöschen der Hamamesch-Magie eines Besseren belehrt.
    Sieh mich an, Cyrn! Schau her! Wen siehst du?
    „Ein Monstrum!" schrie Cyrn. Das grausame Gesicht schälte sich aus dem Nebel, immer deutlicher; es wurde explosionsartig größer und erfüllte den Raum, das Schiff, das Universum.
    „Einen Mann, der vielleicht einmal gut war, aber dann einem Wahn verfiel und unzählige Wesen mit ins Verderben riß."
    Er ließ seine Knie los und nach vorne schnellen, schnappte nach Luft. Er hatte das Gefühl zu ersticken, mit den hinausgeschleuderten Worten seine Luft und Energie verschossen zu haben - ohne daß sie überhaupt etwas ausrichteten gegen das Phantom.
    Sie hatten es so verdient, Cyrn! Alle hatten sie es verdient! Und ich bin noch nicht fertig mit ihnen!
    „Wer?" fragte Cyrn unter Qualen. Sein Magen stülpte sich um. Cyrn hatte das Gefühl, langsam zu schrumpfen; in dem Maße kleiner zu werden, wie sein Dämon sich aufblähte. „Wer hat was verdient? Warum bist du zum Mörder geworden?"
    Er japste. Das war heraus. Cyrn wunderte sich über sich selbst. Noch nie hatte er den Mut besessen, Cynan eine solche direkte Frage zu stellen. Er hatte ihn immer nur wegzuscheuchen versucht, gekämpft gegen etwas, das sich nicht bekämpfen ließ.
    Weil es in ihm war. Weil es aus ihm herauskam. Der Arzt, Gunnar van Bodem, hatte es ihm immer wieder eingetrichtert. Was er jetzt sah, hörte und fühlte, war nichts anderes als eine Projektion seines eigenen Unterbewußtseins. Und deshalb war sein Versuch von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Cynan konnte ihm nur das „sagen", was er selbst wußte.
    Doch in den Minuten des Grauens drang diese bekannte Logik nicht an die Oberfläche des Denkens. Cyrn Dow klammerte sich wie

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