1758 - Zombieland
verengten sich. Sie verspürte ein ungewöhnliches Gefühl in ihrem Innern, als würde etwas ganz Großes auf sie zukommen.
»Wer ist es denn?«
Basil schaute sie an. »Ich bin es...«
***
Jetzt war es heraus, und keiner der beiden sagte etwas. Sie schauten sich nicht einmal an, sondern blickten in verschiedene Richtungen. Basil hustete schwach, bevor er seine Stimme wieder gefunden hatte. »Ja, ich bin es. Ich kann es nicht ändern.«
»Gut.« Karina hatte das Wort geflüstert, und sie hatte dabei das Gefühl, aus einer Tiefe aufzutauchen und ins Helle zu gelangen. Noch immer wunderte sie sich und fragte jetzt: »Du sitzt tatsächlich hier, um mich zu töten?«
»So ist es.«
Karina Grischin wusste nicht, ob sie lächeln oder den Kopf schütteln sollte. »Ich habe nichts gegen dich und auch nichts gegen dein Alter. Aber wären jüngere Menschen nicht besser dafür geeignet, mich umzubringen?«
»Ja.«
»Und weiter?«
Basil schaute auf den Schnee vor seinen Füßen. »Sie haben aber mich genommen. Mich, den alten Profi, und sie haben dafür gesorgt, dass ich mich schlecht dagegen wehren konnte.«
»Aha. Und wie?«
»Sie finden immer neue Methoden.«
Das glaubte Karina ihm aufs Wort. Aber sie wollte noch mehr wissen. »Du sprichst immer von ihnen. Wer sind sie? Wer sind deine Auftraggeber?«
»Das solltest du wissen, Karina Grischin.«
»Die Erben Rasputins?«
»Wer sonst?«
»Dann kennst du sie?«
Der alte Mann schüttelte den Kopf. »Keine Namen. Sie haben mich nur geholt, verstehst du? Ich bin ihr Opfer oder ihr Spielball. Ich konnte nichts dagegen tun. Sie waren einfach zu stark. Ich war ein Gefangener in ihrem Zombieland.«
»Stimmt. Das gibt es ja auch noch. Und was meinst du darüber?«
»Wieso?«
»Ja, du musst doch auch eine Meinung haben, was dieses Zombieland angeht.«
»Es ist das, was wir in Russland schon immer hatten. Lager. Nur so kann ich es dir beschreiben. Aber wo es liegt, das weiß ich nicht. Oder muss ich dir noch sagen, wie weit und groß unser Land ist?«
»Nein, das brauchst du nicht.«
»Eben. Irgendwo gibt es dieses Zombieland, und es steht unter ihrer Kontrolle.«
»Und dort hat man dich vorbereitet?«
Basil blickte wieder nach vorn. »Ja, das hat man mit mir gemacht. Ich habe mich nicht dagegen wehren können. Wenn ich ehrlich bin, dann muss ich sagen, dass es mir nichts ausmacht, wenn ich sterben soll.«
Karina wirkte ab. »Das ist Unsinn, das sagt sich so einfach. Wenn es dann wirklich so weit ist, dann will man leben.«
»Ich nicht.«
»Und warum nicht?«
»Weil ich krank bin.« Er nickte. »Ja, ich bin sehr krank, das musst du mir glauben.«
»Wieso denn?«
»Der Krebs.« Seine Stimme nahm an Lautstärke ab. »Er ist wie ein Monster, das alles frisst. So ist es auch bei mir. Er frisst mich auf. Er ist gnadenlos, und jetzt bin ich noch auf der Welt, um meinen letzten Auftrag durchzuziehen. Deinen Tod.«
Karina Grischin saß neben ihrem potenziellen Mörder und konnte nur den Kopf schütteln. So etwas war ihr auch noch nicht passiert. Der Mann neben ihr war mindestens siebzig Jahre alt. Er saß neben ihr. Sie würde immer schneller sein als er. Sie würde es nicht zulassen, dass er eine Waffe zog. Und dass sie das Ziel für Scharfschützen waren, wollte sie auch nicht so recht glauben, sonst hätte Basil nicht geschickt werden müssen.
Dennoch suchte sie die Umgebung ab, ohne allerdings etwas zu entdecken. Es blieb alles ruhig. Menschen sah sie keine, und sie glaubte auch nicht, dass sich die Killer hinter Grabsteinen verbargen.
Ein Rest von Unsicherheit blieb in ihr. Basil hatte es ernst gemeint. Das war kein Spiel. Umsonst hockte er hier nicht in der Kälte. Aber wie würde er es anstellen? Er musste doch davon ausgehen, dass es nicht so einfach werden würde, weil das Opfer ihm immer überlegen war.
Sie sah ihm ins Gesicht. In den Augen des Mannes schimmerte es. Das lag nicht an der Kälte, sondern an seinen Gefühlen. Es waren die Tränen, die über sein Gesicht rannen, und sie sah auch jetzt das heftige Zittern seines Körpers. So reagierte kein Killer. Dieser Mann fürchtete sich. Er war gar nicht in der Lage, eine Waffe ruhig zu halten, und sie fragte sich, ob er überhaupt eine bei sich trug.
»Was ist denn mit dir, Basil?«
»Kindchen, es ist grauenhaft.«
»Das hast du schon mal gesagt. Aber warum ist es denn so grauenhaft? Ich sehe noch keinen Grund.«
»Weil du bald tot sein wirst.«
»Ja, das hast du schon mal gesagt. Kannst du dir
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