1758 - Zombieland
Platzes stand ein Denkmal. Ein Soldat in Kämpferpose. Auch er trug eine Schneehaube, und auch an den Seiten klebte das Zeug.
Zum Friedhof ging es rechts ab. Die zweite Ausfahrt musste der Fahrer nehmen. Er sah auch ein Schild, das in diese Richtung zeigte, und machte Karina darauf aufmerksam.
»Ja, danke, ich habe es gesehen.«
Wenig später hatten sie es geschafft und den Eingang erreicht. Der Schnee knirschte unter den Reifen, als der Fahrer seinen Wagen anhielt.
Der Preis für die Fahrt hielt sich in Grenzen, obwohl Karina sicher war, dass man sie leicht übers Ohr gehauen hatte, aber darauf sprach sie den Mann nicht an. Sie gab trotzdem noch ein gutes Trinkgeld.
»Ich soll also nicht warten?«
»So ist es.«
Er reichte ihr eine Visitenkarte mit der Telefonnummer seiner Firma. »Falls Sie es sich anders überlegen, rufen Sie mich an.«
»Danke. Fahren Sie nur.«
»Gut. Viel Spaß.«
Karina verzog nur die Lippen. Sie hörte, wie der Wagen wieder gestartet wurde, und ging ein paar Schritte vor, bis sie den Rand des Geländes erreicht hatte.
Der Friedhof lag unter einer dicken Schneedecke begraben. Gegenüber und leicht in den Hintergrund gedrückt, sah sie einige dunkle Häuser stehen. Vor ihr lag der Eingang. Ein Eisentor, das aus Stäben bestand, die ein Gitter bildeten. Es war nicht verschlossen, man konnte die eine Seite aufschieben, was Karina Grischin auch tat.
Wenig später betrat sie den Friedhof, der kein Gebiet war, um sich zu verstecken. Es wuchsen hier nur wenige Bäume. Auch Büsche hielten sich in Grenzen, dafür gab es viele Gräber, die in Reih und Glied standen. Die Wege waren bei dem dicken Schnee nur an den Fußspuren zu erkennen, die irgendwelche Besucher hinterlassen hatten.
Und es gab auch Bänke. Manche waren mit Schnee bedeckt, andere hatte man davon befreit. Sie waren auch so geblieben, weil es nicht mehr geschneit hatte.
Karina ging langsam in das Gelände hinein und suchte nach einem Mann, der auf sie wartete. Niemand zeigte sich. Sie entdeckte auch keinen anderen Besucher und sah sich ganz allein auf dem verschneiten Friedhof.
Allerdings war sie noch recht früh in der Zeit. Sie musste dem geheimnisvollen Anrufer noch einige Minuten gönnen.
Karina ging durch den Schnee. Sie lauschte dem Knirschen der kleinen Kristalle, und sie sah auch an anderen Stellen des Geländes den platt getretenen Schnee. Sie war auf keinen Fall die einzige Besucherin auf diesem Gräberfeld.
Die schwarzen Vögel kreisten über ihr in der Luft. Ihr Krächzen hörte sich an, als wollten sie die einsame Wanderin ausschimpfen. Der Weg führte sie auf die Bauten zu, die für sie bei der Ankunft mehr im Hintergrund gestanden hatten, jetzt aber besser zu sehen waren.
Es handelte sich nicht um irgendwelche Wohnhäuser. Sie sah eine kleine Kirche, mehr eine Kapelle, und ein Haus, das als Leichenhalle benutzt wurde. Von den Dachrändern hingen Eiszapfen nach unten. Der Schnee hatte auf dem Dach eine dicke Schicht hinterlassen. Irgendwo vor ihr stiegen Rauchwolken in die Luft. Sie drangen nicht sehr weit nach oben, der Luftdruck war einfach zu tief. Ein Zeichen, dass es bald wieder schneien würde.
Auf Karinas Kopf saß eine Fellmütze. Sie ging jetzt langsamer, weil sie eine Bank entdeckt hatte, die schneefrei gemacht worden war. Als wollte man ihr so erklären, dass diese Bank das Ziel war.
Karina nahm die Einladung an. Um sie herum war alles ruhig. Sie hätte entspannt sein können, aber das war sie nicht. In ihrem Job gab es nur wenig Entspannung. Sie war immer wie auf dem Sprung. Auch jetzt, wo sie so ruhig saß, waren ihre unsichtbaren Antennen ausgefahren. Aber es tat sich nichts, noch nicht. Nur der Himmel über ihr zog sich allmählich zu. Sie spürte auch den Wind, der über ihr Gesicht strich und der aus kalten Fingern zu bestehen schien.
Wo blieb Basil?
Es schien, als hätte ihre gedankliche Frage so etwas wie eine Botschaft ausgesandt, denn mit der Stille war es auf einmal vorbei. Sie hörte das Knirschen im Schnee und ging davon aus, dass sie es mit Schrittgeräuschen zu tun hatte.
Karina drehte den Kopf nach rechts. Und zwar so weit, dass sie hinter sich schauen konnte.
Da sah sie den Mann. Er kam auf die Bank zu. Eine große Gestalt, die in einem alten Fellmantel gehüllt war. Auf dem Kopf saß eine Wollmütze, die auch die Ohren verdeckte.
Der Mann ging langsam und leicht schwankend. Sein Gesicht war noch nicht richtig zu sehen, weil er den Kopf gesenkt hielt. Beim Gehen stäubten
Weitere Kostenlose Bücher