1759 - Die Outlaws von Unith
sein. Sie mußte sich erst daran gewöhnen, nach langer Zeit endlich wieder ohne körperliche und seelische Beeinträchtigung zu leben.
„Wir unterstützen dich, Stomal Zystaan", erklang eine männliche Stimme über Normalfunk. „Du hast Imprint-Waren erhalten?"
Sie zögerte, fühlte sich mehr noch als zuvor müde und abgespannt, gleichzeitig aber auch von euphorischer Leichtigkeit. Im Widerstreit ihrer Empfindungen hätte sie beinahe den lauernden Tonfall überhört.
„Wenn ich Beistand benötige, werde ich es rechtzeitig sagen", erwiderte sie endlich. „Jetzt brauche ich keine Lastengleiter!"
Dunklen Schemen gleich brachen die drei Maschinen aus dem Dunst hervor. Starke Traktorstrahlen griffen nach den Hamamesch-Containern.
„Zieht euch zurück!" befahl Stomal Zystaan. „Sofort!"
Niemand antwortete ihr. Dabei hätte sie es wissen müssen. Die Imprint-Süchtigen waren nicht mehr zu halten; selbst die ständige Drohung der Fesselschaltung, die ihre Schiffe vernichten würde, wenn die Admiralin nicht in regelmäßigen Abständen einen ultrakurzen Kode-Impuls abstrahlte, hatte ihren Schrecken verloren. Zumindest die Männer und Frauen an Bord der Gleiter würden lieber für alle Zeit auf der Wasserwelt festsitzen, als noch länger auf Imprint-Waren zu verzichten. Und ihr Beispiel mußte zwangsläufig Schule machen.
„Zerstört die Gleiter!" wies Stomal Zystaan ihre Kampf roboter an.
Vernichtendes Feuer schlug den drei Maschinen entgegen, deren schwache Schutzschirme den konzentrierten Impulsstrahlen nicht standhielten.
Einer der Gleiter wurde im Triebwerksbereich getroffen und verging in einer Welle von drei oder vier unmittelbar aufeinanderfolgenden heftigen Detonationen. Selbst winzigste Bruchstücke verglühten in dem grellen Feuerball.
Geblendet schloß die Admiralin die Augen. Dennoch nahm sie den Lichtblitz einer weiteren, beinahe noch heftigeren Explosion wahr. Das Schattenbild brannte sich auf ihrer Netzhaut ein; als sie die Augen wieder öffnete, glaubte sie den zweiten Gleiter immer noch zu sehen, obwohl zu dem Zeitpunkt schon die letzten Trümmer glühend ins Meer stürzten.
Die Besatzung der dritten Maschine hatte das Feuer erwidert und zwei Roboter in Wracks verwandelt. Für einen bangen Augenblick schien es sogar, als wolle der Pilot den nächsten Container rammen, doch dann zog er die Maschine steil in die Höhe und drehte in einem wahnwitzigen Manöver ab.
„Laßt die Verräter nicht entkommen!" brüllte die Admiralin mit sich überschlagender Stimme.
Wirres Gelächter antwortete ihr. Jemand keuchte, hatte offenbar Mühe, sich zu artikulieren.
„Verrecken sollst du, Stomal... an deinem eigenen Haß! Wir alle sind Todgeweihte ... Auch du!" Der Mann brach hustend ab. „Du weißt es nur noch nicht! - Ich ... ich habe ... es ... überstanden. Ich verfluche dich!"
Nahezu senkrecht tauchte der Gleiter in die hoch auf gischtende See ein. Sekundenbruchteile später schossen Unmengen von Wasser und glühende Metallteile in einer brodelnden Fontäne empor. Dicht unter der Oberfläche dehnte sich eine Feuerwalze nach allen Seiten aus.
Der Zwischenfall änderte nichts an der Absicht der Admiralin, die Container mit den Würfeln zunächst unter Verschluß zu nehmen. Sie brauchte ein Druckmittel, das auch den letzten der rund 225.000 Akonen und Angehörigen anderer galaktischer Völker überzeugte. Die Imprint-Süchtigen wurden allmählich unberechenbar, aber noch Ungewisser erschien Stomal Zystaan ihre Reaktion für den Zeitpunkt, in dem sie endlich von ihren Leiden befreit wurden. Vielleicht würden sie gemeinsam meutern.
Sie setzte einen Funkspruch an ihr Flaggschiff ab, von dort wurde der Wortlaut an alle Einheiten weitergegeben.
„Nur für den Fall, daß weitere Lebensmüde an Bord meiner Schiffe glauben, mich hintergehen zu können: Ich habe neue Imprint-Ware, aber ich habe die Container mit starken Thermoladungen bestücken lassen. Sollten die Behälter gegen meinen Willen geöffnet werden, wird von den Waren und ihrem weiteren Umfeld nicht sehr viel übrigbleiben. Im übrigen werde ich die Imprint-Würfel an alle Besatzungen verteilen lassen, sobald ich es für richtig halte. Ich erwarte strikten Gehorsam."
Zweifellos ging ein vieltausendstimmiger Aufschrei durch alle Schiffe. Stomal Zystaan war das egal.
Die Mannschaften hatten ihr Schicksal selbst in der Hand.
Längst waren die wenigen Sonnenstrahlen wieder hinter dichten Wolkenbänken verschwunden. Ein heftiger Regen
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