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176 - Geliebter Höllenkater

176 - Geliebter Höllenkater

Titel: 176 - Geliebter Höllenkater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Oh, wenn Sie sich die Hände waschen möchten… Sie haben das tote Tier berührt…«
    »Das macht mir nichts aus. Ich wasche mir die Hände zu Hause. Sollten Sie mich brauchen, rufen Sie drüben kurz an, okay?«
    »Ja, ich danke Ihnen, Mr. Dawson.«
    »Keine Ursache. Wozu sind Nachbarn denn da?« Er richtete den Blick nach oben. »Tut mir aufrichtig leid, was mit Lennie passiert ist. Hoffentlich kommt Linda bald darüber hinweg.«
    Meryl Sutherland nickte ernst. »Das hoffe ich auch.«
    Nachdem der Nachbar das Haus verlassen hatte, begab sich Lindas Mutter nach oben. Das Kind hatte sich in sein Zimmer eingeschlossen, »Schließ auf, Linda!« verlangte die Frau. »Du weißt, daß du dich nicht einsperren darfst! Wenn du Hilfe brauchst, können Daddy und ich nicht zu dir; wir müßten erst die Tür aufbrechen; das haben wir dir doch schon oft genug erklärt!«
    »Geh weg!«
    »Schließ auf!«
    »Laß mich in Ruhe!« rief das Kind trotzig.
    »Du machst jetzt auf der Stelle die Tür auf, oder ich werde sehr böse!« drohte Meryl Sutherland. Das half. Linda drehte den Schlüssel herum, und ihre Mutter betrat das geräumige Kinderzimmer.
    Linda warf sich auf das Bett und vergrub ihr tränennasses Gesicht in den Kissen.
    »Du hast dich vorhin sehr schlecht benommen!« sagte Meryl Sutherland vorwurfsvoll, »Das hat Mr. Dawson nicht verdient. Er ist ein äußerst netter Nachbar. Wie konntest du ihm ins Gesicht schreien, du würdest ihn hassen?« Sie setzte sich neben das Kind und strich tröstend über das seidenweiche blonde Haar. »Ich hing auch sehr an Lennie und werde ihn genauso vermissen wie du. Glaubst du mir das?«
    Linda drehte sich um und setzte sich auf. Sie konnte nichts sagen, sank in die Arme der Mutter und schluchzte unglücklich.
    ***
    Nachmittags, als Peter Sutherland von der Arbeit nach Hause kam, flossen abermals Tränen. Lindas Vater verdiente als Programmierer überdurchschnittlich gut. Häufig war es mit einem normalen Achtstundentag nicht abgetan, doch zur Zeit war in der Firma etwas weniger los, so daß Sutherland schon um 16 Uhr Schluß machen konnte.
    Er hatte Mühe, das unglückliche Kind zu trösten. Viele Worte und noch mehr Versprechungen waren nötig.
    »Wir werden ein Plätzchen finden, das Lennie gefällt«, sagte Sutherland sanft. »Dort wird unser lieber Kater dann schlafen und ausruhen.«
    »Er kann nicht schlafen. Er ist tot.«
    »Der Tod ist auch eine Form von Schlaf, mein Kind«, sagte Peter Sutherland zu seiner traurigen Tochter.
    »Wo werden wir Lennie begraben?« wollte Linda wissen.
    »Unten am Themseufer. Wie wär’s damit?« fragte Peter Sutherland. »Ich kenne dort einen friedlichen Platz unter einer großen Trauerweide. Dort hätte Lennie seine Ruhe, und es wäre nicht weit.«
    Linda erklärte sich schweren Herzens damit einverstanden.
    »Soll ich mitkommen?« fragte Meryl Sutherland.
    »Das erledigen Linda und ich allein«, antwortete ihr Mann. »Du kümmerst dich inzwischen ums Abendbrot.« Er wandte sich an seine Tochter. »Hör zu, ich gehe jetzt in den Keller und hole Lennie. Du setzt dich inzwischen in den Wagen und wartest auf mich, klar?«
    »Ja, Daddy.«
    Sobald Linda draußen war, sagte Meryl: »Das arme Kind leidet schrecklich.«
    »Sie kommt darüber hinweg, mach dir keine Sorgen«, gab Peter Sutherland zurück. Er küßte seine Frau.
    »Zieh Gummihandschuhe an -wegen des Leichengifts«, riet ihm Meryl.
    Er befolgte ihren Rat und begab sich mit einem großen schwarzen Müllsack in den Keller. Er legte Lennie hinein und band den Sack zu.
    Ein bißchen war auch ihm schwer ums Herz. Auch er hatte den Kater sehr gern gehabt.
    »Ich werde dich vermissen«, sagte Peter Sutherland leise, während er die Kellerstufen hinaufstieg.
    Er trug den toten Kater zum Wagen, näherte sich dem Fahrzeug von hinten, damit ihn Linda nicht kommen sah. Rasch klappte er den Kofferraumdeckel hoch und legte den Müllsack hinein.
    Linda saß im Fond; sie war noch zu jung für den Beifahrersitz. Als Peter Sutherland den Deckel schloß, drehte sich das Kind um und schaute ihn mit seinen großen, traurigen Augen verloren an.
    Er stieg ein und meinte, Linda könne auch bei Mutter bleiben, wenn ihr das lieber wäre, doch das Mädchen kniff die Lippen fest zusammen und schüttelte entschlossen den Kopf.
    »Ich möchte die Stelle sehen, wo du Lennie begräbst«, sagte sie.
    Peter Sutherland nickte und fuhr los.
    ***
    Träge und lautlos floß die Themse an ihnen vorbei. Peter Sutherland keuchte.

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