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176 - Insel der Fledermäuse

176 - Insel der Fledermäuse

Titel: 176 - Insel der Fledermäuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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filetieren.«
    »Gebrochen hast du dir nichts?«
    Sie fühlte, wie er Beine und Arme bewegte und schließlich ein gepresstes »Nein« hervor brachte.
    »Dann versuchst du es noch einmal.« Sie durfte ihm keine Gelegenheit geben, über die Schmerzen und mögliche Entzündungen nachzudenken. Zuallererst musste er dieses Loch hinter sich bringen. Dann konnte er seine Wunden versorgen und sich in Selbstmitleid suhlen.
    Aruula verzichtete darauf, eine ihrer Fackeln anzuzünden. Weit oberhalb war der Hauch eines Lichts zu erkennen, wahrscheinlich der Widerschein des Feuers ihrer Gegner. Dieser Schimmer musste Ansporn genug sein.
    Sie schob Chaang vorwärts und krabbelte knapp hinter ihm nach. Mit Hilfe des Messers verkeilte sie sich immer wieder im spröden Gestein, wenn sie in Gefahr geriet, abzurutschen. Mühsam, Fuß für Fuß, drückten und wanden sie sich nach oben. Es ging über penetrant stinkende Kothaufen hinweg, die möglicherweise von den Batangs stammten. Aruula erschrak. Sie hätte wissen müssen, dass dieses Höhlenlabyrinth einen idealen Lebensraum für die Flugtiere bot.
    Wenn nun einer ihrer Gegner hier auftauchte, sie mit seinen stahlharten Krallen attackierte?
    Aruula informierte Chaang nicht über ihre Befürchtungen. Der Junge hatte während der letzten Stunden ohnehin viel zu viel mitmachen müssen.
    Der Luftzug nahm zu, brachte die Frische einer glasklaren Gebirgsnacht mit sich. Er trocknete ihren Schweiß. Mit einer letzten gemeinsamen Anstrengung pressten sie sich über die schlickige Fläche nach oben, ließen sich über die Kante gleiten – und suchten augenblicklich Deckung hinter mehreren Dornenhecken.
    »Gute Arbeit«, flüsterte Aruula. »Du hast den richtigen Ausstieg erwischt.«
    Rechts von ihnen, leicht unterhalb und nicht einmal dreißig Meter entfernt, befand sich das Lager der Batangs.
    Sie nisteten, sich kopfabwärts in Gesteinsvorsprüngen festkrallend, in einer natürlichen Felseinkerbung.
    Wahrscheinlich war hier vor vielen Jahren ein Teil des Aypayat abgerutscht und hatte diese ungewöhnliche Höhle geformt, die mehr als zwanzig ihrer Gegner Platz bot.
    »Dort in der Ecke streiten sie sich um eines ihrer Opfer«, sagte Chaang mit unterdrückter Stimme.
    Aruula folgte seinem Zeigefinger.
    Tatsächlich. Sechs der Wesen waren aus ihrer Ruheposition geglitten und balgten sich um ein Stück Fleisch. Eines von ihnen hackte mit seiner vorgewölbten Schnauze darauf ein, zog endlos lange Därme hervor und flüchtete ins Halbdunkel der Einkerbung. Mehrere seiner Artgenossen folgten ihm, machten ihm die Beute streitig.
    Alles geschah in ungewöhnlicher Stille. Kein Geschrei, kein Fiepen war zu hören.
    »Das war kein Menschenfleisch«, sagte Chaang mit deutlicher Erleichterung in der Stimme. »Ein Vierbeiner. Möglicherweise eine der hiesigen Bergzeeken.«
    Aruula sah sich konzentriert um, las das Gelände und machte sich ihre eigenen Gedanken.
    Wer hatte das auf breiter Fläche brennende Feuer entfacht? Und warum? Wo waren ihre wahren Gegner?
    Wo hielt man Yngve gefangen? Und was hatte man mit ihm vor?
    Ein weiterer Batang ließ sich aus seiner Ruheposition nach unten fallen, schlug einen Salto und landete sicher auf den Krallenbeinen. Ungelenk hoppelte er in jenen Teil der Höhle, die von Aruulas Position aus nicht einsichtig war.
    Dort! Im Halbschatten erblickte sie mit Lianenwerk umwickelte Beine! Unzweifelhaft gehörten sie zu Yngve.
    Die kurzen und ausgelatschten Lederschuhe waren nicht zu verkennen. Neue und lange Kratzer zogen sich bis zu den Oberschenkeln hinauf. Immerhin zeigte der Noorwejer mit schwachen Bewegungen, dass er noch am Leben war.
    Ein Kreischen und Meckern ertönte. Der Batang schleppte ein ängstlich protestierendes Federvieh herbei, drängte es mit weit ausgebreiteten Flügeln in Richtung des Feuers. Dahinter folgte ein aufrecht gehendes Wesen!
    Schmal und relativ klein war es, der Brustkopf groß und markant, die Bewegungen eher ungelenk…
    »Ist das einer jener Gegner, die du dir erwartet hast?«, fragte Chaang leise. »Er sieht nicht allzu gefährlich aus. Wenn wir ihn ausschalten…«
    »Nein«, gab Aruula gepresst zur Antwort. »Damit habe ich nicht gerechnet…« Sie kannte Wesen dieser Art, nur allzu gut.
    Das panische Federvieh, von nunmehr drei Batangs bedrängt, versuchte sich über das Feuer und die Felswand hinweg in den Abgrund zu stürzen, hatte jedoch keine Chance. Der Sprung geriet viel zu kurz. Es landete inmitten der Flammen, krächzte

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