1761 - Blutschwert aus der Hölle
greifen nicht als Erste an.«
»Richtig, Dad, das übernimmt sie schon.«
Johnny hatte sich nicht geirrt. Er sah, dass sich die Person umdrehte und wenig später bereits auf der obersten Stufe stand, um danach den Weg in die Tiefe anzutreten.
»Ich glaube, die will den Kampf.«
»Das befürchte ich auch«, flüsterte Johnny...
***
Es kam nicht oft vor, dass Tanner seine Truppe allein ließ. In diesem Fall war es so. Er musste etwas unternehmen. Er konnte die Dinge nicht einfach auf sich beruhen lassen. Das war unmöglich. Das ging ihm gegen den Strich. Wenn hier jemand herumlief und Menschen mit einem Schwert tötete, dann musste dagegen etwas unternommen werden. Tanner hatte auch überlegt, Sinclair und Suko mit ins Boot zu nehmen, aber den Gedanken hatte er zunächst zur Seite geschoben. Erst wenn er mehr wusste, wollte er sich mit seinen Freunden in Verbindung setzen. Und er wollte beweisen, dass er noch nicht zum alten Eisen gehörte.
Tanner kam nie mit dem eigenen Wagen zum Dienst. In der Regel wurde er abgeholt, aber auch seine Frau fuhr ihn manchmal. In diesem Fall biss er in den sauren Apfel und nahm sich ein Taxi, das ihn zum Ziel bringen sollte.
Der Fahrer war ein schweigsamer Mann, was dem Chiefinspektor durchaus gefiel. Denn auch er wollte nichts sagen und seinen Gedanken nachgehen.
Es konnte alles falsch sein, was er sich zusammengereimt hatte. Dann war er der Blamierte. Er hatte aber auch nur wenige Leute eingeweiht. Wenn es aber klappte, konnte er sich selbst auf die Schulter klopfen, und darauf hoffte er.
Der Fahrer meldete sich erst, als sie schon das Ziel erreicht hatten. Oder fast.
»Sir, wir sind da.«
Tanner setzte sich aufrecht hin und rückte seinen Hut zurecht. »Was bin ich Ihnen schuldig?«
Der Mann nannte den Fahrpreis. Er bekam noch ein Trinkgeld dazu, und eigentlich hätte Tanner aussteigen können, wenn ihn der Fahrer nicht zurückgehalten hätte.
»Einen Moment, Sir.«
»Ja, bitte?«
»Machen Sie sich nicht unglücklich. Ich weiß ja nicht, was Sie vorhaben, aber in Ihrem Alter...«
Tanner war sauer geworden und unterbrach den Fahrer mit einer wütend klingenden Frage. »Was ist denn in Sie gefahren?«
»Sir, Sie haben eine Waffe. Man kann sie sehen.«
»Ja, die habe ich.« Er lachte. »Und was noch?«
»Ich habe nur gemeint, dass man sich...« Er stoppte mitten im Satz, denn Tanner hatte ihm seinen Dienstausweis gezeigt.
»Ist das jetzt für Sie in Ordnung?«
Der Fahrer wurde blass. »Ja, alles klar. Ich muss mich wohl entschuldigen.«
»Nicht nötig. Gratulation, dass Sie ein so gutes Auge haben. Ich muss die Waffe wohl verstecken. Habe auch lange keine mehr bei mir getragen.«
»Alles Gute, Sir.«
»Danke, Ihnen auch.«
Tanner stieg aus und blickte dem Wagen nach, der sich wieder in den Kreisverkehr einfädelte, bevor er dann ganz verschwand. Die Gegend hier war bewohnt und auch belebt. Doch der Lärm hielt sich in Grenzen. Der kleine Kirchenbau schien die Geräusche des Alltags in den Hintergrund geschoben zu haben.
Es war wichtig gewesen, herauszufinden, wo dieser Clark Higgins wohnte. Tanner hatte recherchiert, und so hatte er erfahren, dass Higgins in einem der beiden Häuser hier wohnte. Bestimmt nicht in dem, das der Kirche am nächsten stand. So etwas suchte sich nur der Pfarrer aus.
Das zweite Haus war wichtiger. Tanner setzte sich wieder in Bewegung. Wer ihn so beobachtete, hätte ihn auch für einen alten Mann halten können, der leicht kränkelte, weil er eben so langsam ging und seinen Kopf nach vorn gebeugt hatte.
Er sah auch einen Porsche in der Nähe und wunderte sich darüber. Er fragte sich, wie ein solches Auto in diese Gegend kam.
War jemand in der Kirche?
Erst jetzt kam ihm der Gedanke, ihr ebenfalls einen Besuch abzustatten. Es konnte ja sein, dass sich jemand in der Kirche aufhielt, auch wenn das recht unwahrscheinlich war. Aber er war ein Mensch, der es gelernt hatte, auf viele Dinge zu achten. Es war wichtig, alles in Erwägung zu ziehen.
Tanner blickte sich um. Er wollte herausfinden, ob man ihn beobachtete. Es traf nicht zu. Er sah zumindest nichts. Er wunderte sich zwar noch mal über den Porsche, dachte aber nicht näher darüber nach und ging auf den Eingang zu.
Auch da sah er nichts Ungewöhnliches. Es war eine normale Kirchentür, die er öffnen musste, und hätte es auch schwungvoll getan, wenn sich nicht sein angeborenes Misstrauen gemeldet hätte und er kurz vor dem Erreichen der Tür stoppte.
Er wusste selbst nicht,
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