1761 - Blutschwert aus der Hölle
den ersten Blick sah die Kirche zwar normal aus, aber sie war es nicht, denn er hatte einige wichtige Gegenstände entfernt. Vor allen Dingen die Kreuze in verschiedenen Größen und aus verschiedenen Materialien. Der große Glückspilz war der Pfarrer, der wegen einer Hüftoperation im Krankenhaus lag. Wäre er hier gewesen, wäre er wahrscheinlich nicht mehr am Leben.
Higgins hatte die Kontrolle übernommen. Er konnte sich im verlassenen Haus des Pfarrers ebenso frei bewegen wie in der Kirche und das wollte er ausnutzen.
Er wartete noch eine Minute. Als keiner der beiden Männer mehr auftauchte, verließ er sein Haus, das Schwert nahm er mit und lief geduckt und mit kleinen schnellen Schritten auf die Kirche zu, wobei er hoffte, dass die Männer nicht gerade jetzt herauskamen.
Er lief auch nicht auf den normalen Eingang zu, sondern bewegte sich auf den halbrunden Anbau zu, in dem es eine Tür gab. Wer sie öffnete, befand sich in der Sakristei, durch die man in die Kirche gelangen konnte. Clark Higgins ging vorsichtig zu Werke. Er war froh, dass er nicht beobachtet wurde, und schloss die Tür auf. Er verschwand wenig später dahinter und atmete erst mal tief durch, nachdem er die Tür hinter sich zugezogen hatte.
Seit der Pfarrer im Krankenhaus lag, war die Sakristei für Higgins zu einem wichtigen Stützpunkt geworden. Hier hatte er über seine Pläne nachgedacht und sich auch zufrieden gefühlt. Und hier hatte er das Schwert versteckt, nachdem er mehr über dessen Geheimnis erfahren hatte.
Er wusste, wem es gehörte.
Er hatte an diese Wesen nie so richtig geglaubt, aber es gab sie, und er hatte sie auch gesehen. Zumindest einen von ihnen.
Es war ein Engel!
Ein weiblicher Engel. Einer, der zur Verführung einlud. Der sich auch ohne oder nur mit wenig Kleidung zeigte.
Zuerst war Higgins von den Socken gewesen. Er hatte nichts verstanden, auch nichts begriffen, bis ihm der Engel erklärt hatte, dass er nicht gekommen war, um ihn zu töten. Er hatte sich eigentlich nur seine Waffe wiederholen wollen, die ihm im Strom der Zeiten fast verloren gegangen wäre.
Später war es dann zu einer Verbrüderung zwischen dem Engel und Higgins gekommen. Beide spürten, dass sie seelenverwandt waren und dass sie ein gutes Team bilden konnten, wenn sie zusammenarbeiteten und dabei das Blutschwert aus der Hölle wieder aktivierten.
Der Engel hatte es vom Teufel erhalten. Schon im Mittelalter war es eingesetzt worden, und seine Macht war bis zum heutigen Tag nicht vergangen.
Er bewunderte den Engel, den er auf den Namen Alma getauft hatte. Der Engel hatte nichts dagegen gehabt.
Jetzt trat Higgins in den fast dunklen Raum hinein, denn Licht fiel nur durch ein sehr kleines Fenster, und dessen Scheibe war noch schmutzig.
Das Schwert hatte er mitgenommen. Er schaute auf den Griff und spürte, wie er leicht vibrierte. Den Grund dafür kannte er. Das Schwert spürte, dass seine Herrin in der Nähe war. Er sah es auch an der Klinge, die sich leicht veränderte und ein silbriges Leuchten abgab.
Er wartete. Normalerweise hätte er die zweite Tür geöffnet und einen Blick in die Kirche geworfen. Das ließ er sein, denn er hatte Zeit genug.
Wann kam er Engel?
Er roch Alma bereits. Es war ein fremder Duft, den er nicht einordnen konnte.
Woher der Engel genau kam, das hatte er Clark nicht gesagt. Der Himmel war es bestimmt nicht, an den glaubte Clark nicht. Er tendierte mehr zur Hölle, aber auch dort gab es große Unterschiede zwischen den einzelnen Gebieten.
Jedenfalls hoffte er, dass Alma ihm irgendwann die Wahrheit sagen würde. Er war schließlich ihr Bote, sie hatte sich ihn ausgesucht, und er hatte sich damit abgefunden. Außerdem war er schon immer jemand gewesen, der lieber allein gewesen war, als sich mit den Problemen der Mitmenschen zu befassen.
Er stand in der schwachen Dunkelheit und schaute sich um, aber es war noch niemand zu sehen, nur den Geruch nahm er wahr und hört auch die Stimme.
»Du solltest etwas vorsichtiger sein, was deine Taten angeht, Clark Higgins.«
Er lächelte. Breitete die Arme aus. Schüttelte den Kopf, sammelte sich und hatte endlich die richtigen Worte gefunden.
»Aber ich spüre deutlich, was das Schwert mit mir macht. Die Botschaft kocht in mir hoch, und dann muss ich einfach los und dem Blutschwert den Gefallen tun.«
»Immer achtgeben, das solltest du. Gerate nie in einen Rausch. Behalte die Übersicht. Außerdem ist man dir bereits auf die Spur gekommen.«
»Das weiß ich. Die
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