1762 - Monsterliebe
sofort auf den Weg und sahen zu, dass wir die Rückseite des Hauses erreichten, denn meistens gab es auch dort eine Tür. Wenn wir da auch nichts fanden, mussten wir eben zu anderen Mitteln greifen.
Nebeneinander gingen wir durch die Kälte. Der Wind schnitt in unsere Haut wie kleine Messer. Vor unseren Lippen dampfte der Atem. Es war ein Wunder, dass er nicht gefror.
Ich behielt die Umgebung im Auge. Bisher hatten wir noch niemanden gesehen. Wir wussten überhaupt nicht, mit wie vielen Gegnern wir es zu tun hatten oder ob es nur einer, dieser Historiker und Privatgelehrte, war.
Unter unseren Füßen war der Boden hart gefroren. Er war auch nicht glatt, sondern wellig. Das Gras schimmerte, als wäre es mit einem Silberhauch überzogen.
Wir hatten die Rückseite schnell erreicht und sahen auch hier eine Reihe von Fenstern, die allerdings nicht erleuchtet waren.
Wo gab es eine Tür?
Ich hörte das schnelle Atmen meiner Partnerin, die mich sogar noch überholt hatte. Glenda hielt den Kopf nach links gewandt. So war es ihr möglich, die Hauswand zu kontrollieren und auch einen Blick hinter die Fenster zu werfen, wo sich nichts tat.
Als ich ihren leisen Ruf hörte, war mir klar, dass sie Erfolg gehabt haben musste. Sie wartete auf mich.
»Und?«
Glenda lächelte und wies auf eine Tür. Es war ein schmaler Zugang in das Haus, aber auch er war geschlossen. Nur leichter zu öffnen als die Tür vorn.
Ich fasste die Klinke an, rüttelte an der Tür und schaute zu, wie sie sich bewegte.
»Und?«, fragte Glenda.
»Das packen wir.«
»Gut. Willst du es alleine versuchen oder sollen wir gemeinsam darangehen?«
»Ich versuche es erst mal allein.«
Glenda wich seitlich aus, damit ich freie Bahn hatte, um Anlauf zu nehmen. Ich hatte mir eine Stelle dicht am Schloss ausgesucht, gegen die ich treten würde.
Rennen, abstoßen – dann der Tritt!
Ich hörte erst den Krach und dann das Knacken. Mein Aufprall war abgebremst worden, und ich stolperte ins Innere des Hauses, zusammen mit einer Tür, die offen war und jetzt schräg in den Angeln hing. Ich war nicht hingefallen, hatte mich an der Wand abstützen können. Mein Blick glitt zurück, und ich sah Glendas Gestalt in der Dunkelheit erscheinen.
»Kann ich kommen?«, fragte sie.
»Ja, alles klar.«
Glenda Perkins schob sich an der Tür entlang in meine Nähe. Ich war froh, im Haus zu sein, so lag der erste Teil schon mal hinter uns. Was würde der zweite bringen?
Zunächst erlebten wir ein schweigsames Haus und mussten uns erst mal orientieren. Es gab nicht viel zu sehen. Was sich unseren Blicken bot, war schattenhaft und mehr zu ahnen. Meine Lampe ließ ich stecken. Wir mussten auch so zurechtkommen, und wir hörten etwas zur selben Zeit und schauten uns an.
»Woher?«, wisperte Glenda.
Es war eine gute Frage, auf die ich im ersten Moment keine Antwort wusste. Ich musste mich noch mal konzentrieren und hatte dann die Richtung herausgefunden.
»Das muss in der Nähe des Eingangs gewesen sein«, flüsterte ich.
»Sicher?«
»Ich denke schon.«
Wir bewegten uns in die entsprechende Richtung und waren dabei vorsichtig. Nur keine verräterischen Geräusche verursachen.
Wir kamen gut voran. Die Geräusche hätten eigentlich zunehmen sollen, was nicht der Fall war. Wir vernahmen sie zwar immer noch, sie schienen aber von der dunklen Luft gefiltert zu werden.
Unsere Augen hatten sich an die Umgebung gewöhnt, wir sahen besser, aber wir bekamen nichts zu Gesicht, was uns eine Aufklärung gegeben hätte.
Dass wir uns der Quelle näherten, war zu erkennen, als wir den Seitenflur verließen, und sahen, dass vor uns der breite Eingangsbereich lag.
Auch die nach oben führende Treppe geriet in unser Blickfeld.
Sie war für uns so etwas wie eine Deckung an der linken Seite.
Rechts von uns hörten wir die Geräusche. Es war zu dunkel, um etwas zu erkennen, aber was wir da vernahmen, hörte sich fremd an. Jedenfalls waren Menschen daran beteiligt, und das war so etwas wie eine Warnung.
Glenda und ich verständigten uns durch Zeichen. Ich deutete nach rechts und sah, dass Glenda nickte.
Wir gingen los.
Nein, nicht ganz. Glenda war da besser dran als ich. Ich schaute ihr noch nach, als mich das hammerharte Gewicht im Rücken erwischte und mich nach vorn katapultierte.
Alles ging zu schnell für mich. Ich kam nicht mehr zu einer Gegenreaktion, denn die Beine wurden mir weggerissen und ich landete auf dem Boden.
Den Aufprall konnte ich abfedern, nicht aber den Schlag
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