1764 - Die Killerin
heißt die Frau, die wir dort treffen?«
»Gina Peters.«
»Gut zu wissen.«
»Dann geh endlich rein.«
Jane hätte es schon längst getan, doch etwas hatte sie bisher zurückgehalten. Auch jetzt war ihr alles andere als wohl in der Haut. Auch bisher war zwar alles ernst gewesen, aber jetzt konnte Jane nur hoffen, dass es kein blutiger wurde. Der Teufel, der es immer wieder mit allen Tricks versuchte, sollte nicht gewinnen.
Jane Collins ahnte, dass die nächsten Minuten schrecklich werden konnten, und sie würde versuchen, dies zu verhindern.
Sie legte eine Hand auf die Klinke, dann klopfte sie an, um ihr Kommen anzukündigen, und öffnete zugleich die Tür.
Jane gelangte in einen Raum, der ein Sekretariat beherbergte. Es gab Regale an den Wänden, auch zwei Fenster und einen Schreibtisch, der besetzt war.
Die Frau hatte Janes Klopfen gehört. Sie blieb sitzen und drehte sich nur nach links, um auf die Tür zu schauen und nicht mehr auf dem Bildschirm.
»Hi«, sagte Jane und rang sich ein Lächeln ab, während sie den nächsten Schritt ging.
Olga blieb hinter ihr. Sie sagte nichts. Sie stieß der Detektivin nur die Mündung ins Kreuz und nötigte sie so, ihren Weg fortzusetzen.
»Bitte, meine Damen, was kann ich für Sie tun?« Gina Peters war eine dunkelhaarige Frau, die einen dunkelroten Pullover trug und einen schwarzen Cordrock.
Sie lächelte, schaute aus ihren dunklen Augen den beiden entgegen, und Jane hörte hinter sich die Stimme der Killerin.
»Geh zur Seite!«
»Und dann?«
»Tu es, verdammt!«
Jane tat es nicht gern. »Bitte, Madam«, sagte sie, »ich habe hier jemanden mitgebracht, der wohl mit Ihnen sprechen möchte, es aber nicht – ich meine...«
»Hör auf zu labern!«
Die harte Bemerkung der Killerin überraschte die beiden anderen Frauen. Jane erhielt einen Stoß, und dann war der Weg für die Killerin frei. Sie ging sofort auf Gina Peters zu, wobei sie ihre Waffe offen zeigte.
Die Frau mit den dunklen Haaren bekam große Augen. Sie wollte etwas sagen, aber sie kam nicht mehr dazu. Der Schreck hatte ihre Stimme verstummen lassen. Es war zu sehen, wie sie nach Luft schnappte.
Jane wollte eingreifen, aber sie hatte keine Chance, denn die Killerin stand so, dass sie beide Frauen im Auge behalten konnte.
Endlich hatte sich Gina Peters wieder gefangen. »Was wollen Sie hier?«
»Töten!«
»Bitte?«
Die Killerin lachte. »Du hast mich schon verstanden.« Bei diesen Worten hob sie die Waffe an, und plötzlich blickte Gina Peters in die Mündung.
Nie zuvor hatte sie in ein solches Loch geschaut. Jetzt war es der Fall, und sie wusste in diesem Augenblick, dass hier kein Film gedreht wurde, sondern die Realität ihr grausames und auch brutales Gesicht zeigte.
Olga schoss!
Und sie hatte direkt in das erstaunte Gesicht gezielt, das durch den Einschlag der Kugel zerschmettert wurde...
***
Jane Collins hatte alles gesehen. Sie konnte plötzlich nicht mehr atmen. Das Entsetzen raubte ihr die Luft. Sie wollte nicht wahrhaben, was da passiert war. Die Kugel hatte tatsächlich das Gesicht einer völlig unschuldigen Frau brutal zerstört. Die Sekretärin war nicht vom Stuhl gefallen, sie hockte dort und wurde von der Rückenlehne gehalten. Deshalb sah sie beinahe aus wie ein groteskes Kunstwerk, das von einem durchgeknallten Künstler geschaffen worden war.
Jane Collins hatte alles gesehen und schüttelte den Kopf. Sie hätte in diesen Augenblicken auch nichts sagen können. Sie stand dabei, sie schaute zu und sie spürte in ihrem Innern einen irrsinnigen Druck.
Olga spitzte die Lippen. Dann nickte sie Jane zu. »Ich bin die Killerin, das hast du doch gewusst.«
Jane schwieg erneut. Sie hatte in ihrem Leben viele schlimme Dinge gesehen. Sie war mit der Hölle in Verbindung geraten, sie hatte dem Teufel gegenübergestanden und sie hatte sich gegen mächtige Dämonen gestemmt.
Das alles war schlimm gewesen. Aber nicht so schlimm wie diese Tat hier, die Jane so hautnah miterlebt hatte. Sie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte, ihr war nur klar, dass sie in den letzten Sekunden blass geworden war. Und dass sie jetzt schon damit anfing, sich Vorwürfe zu machen. Vielleicht hätte sie eingreifen sollen, aber sie hatte es nicht getan. Zudem hatte sie auch nicht glauben können, dass Olga tatsächlich so brutal mordete, denn ein Motiv hatte nicht vorgelegen.
»Ja, so ist das manchmal«, erklärte die Killerin. »Wer sich der Hölle versprochen hat, der muss auch nach ihren Gesetzen
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